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Potsdam-Mittelmark: „Viele sind neutral“

Mühlendorf-Oberschüler reden über Rassismus

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Teltow - Erfahrungen mit Rechtsextremen und auch rechter Gewalt haben einige Schüler der Teltower Mühlendorf-Oberschule bereits gemacht. „Vor allem auf Straßen- oder Stadtfesten sind die Rechten im Ort präsent“, sagte Ronald Huster vom Verein „Gesicht zeigen für ein weltoffenes Deutschland“ den PNN. Rund drei Stunden hat er am Montagmorgen mit den beiden zehnten Klassen der Oberschule diskutiert, zusammen mit dem Moderator Klaas Heufer-Umlauf, der sich für das Projekt „Störungsmelder“ engagiert.

Thema des Vormittags: Rassismus erkennen, Gegenstrategien entwickeln. Um die Zwickauer Nazi-Terrorzelle und das derzeit diskutierte NPD-Verbot ging es dabei nicht. „Da fehlt vielen der 14- bis 16-Jährigen noch etwas der Hintergrund, die meisten haben sich politisch noch nicht positioniert“, erklärt Huster. Sein Rat an die Lehrer war deshalb, das Gespräch im Unterricht noch nachzubereiten. „Das ist vor allem im Hinblick auf ein Wahlrecht ab 16 Jahren, wie es in Brandenburg derzeit diskutiert wird, wichtig“, bekräftigte Schulleiter Christof Kürschner.

Ein großer Teil der Schüler halte sich für neutral, sei der Ansicht, jeder solle das Recht auf seine Meinung haben, fasst Kürschner seinen Eindruck zusammen. Sich einmischen, das stehe für viele nicht im Vordergrund. „Einige haben durchaus auch Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund, gleichzeitig aber eben auch Freunde ausländischer Herkunft“, erklärt Huster. Diesen Widerspruch habe er versucht aufzuzeigen. Er will Jugendliche für die Parolen der Rechten sensibilisieren. Es sei schwer, so platten Parolen wie etwa „Ausländer nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg“ eine ebenso einfache Antwort entgegenzusetzen, erklärt Huster. Dafür will er den Schülern argumentatives Handwerkszeug vermitteln und sie ermutigen, sich im Zweifelsfall für Schwächere einzusetzen.

Weil sich viele Schüler mit Vorbildern aus den Medien identifizierten, organisiert der Verein „Gesicht zeigen“ gemeinsam mit „Störungsmelder“ die Promi-Schultour gegen Rechtsextremismus. Unterstützt werden sie dabei vom Bundesjustizministerium. Man wolle den Schülern ein Forum bieten für den Austausch mit bekannten Persönlichkeiten, die gegen Rechts Position beziehen. Neben Moderator Heufer-Umlauf touren deshalb auch etwa Thomas Hitzlsperger und Dunja Hayalil durch die Schulen.

In Teltow wird die Aktion noch nachwirken, ist Huster überzeugt: „Viele der Schüler sind ins Grübeln gekommen und werden weiter diskutieren.“ Schulleiter Kürschner plant für den kommenden März eine ganze Projektwoche gegen Rassismus und Ausgrenzung, außerdem wolle man sich um den Titel „Schule ohne Rassismus“ bemühen. Ariane Lemme

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