KulTOUR: Vielfältig wie das Leben
Photographen-Lounge in Werders Kunst-Geschoss
Stand:
Werder (Havel) - Von Gleichklang keine Spur, sondern von Kontrapunkt. Die Themen sind so vielfältig und farbig wie das Leben selbst: nah an Orten, Geschehen und Menschen. Sie erzählen von Schönem, Hässlichem und Geheimnisvollem. Jeder der acht Künstler der Photographen-Lounge Potsdam, die derzeit im Kunst-Geschoss des Werderaner Schützenhauses zu sehen sind, überrascht mit Motiven, die sie zur künstlerischen Interpretation oder zum Abbilden anregten.
Galerieleiter und Kurator Frank Weber hat bei der Auswahl der Fotografien das richtige Gespür gehabt. Der große Raum ist in verschiedene Kabinette geteilt, die die einzelnen Fotografen beherrschen. Jeder kann heute fotografieren, zumindest hat er die technischen Voraussetzungen dafür. Nicht jeder aber ist Fotograf und weiß instinktiv auch, was bildwürdig ist.
Seit gut zehn Jahren besteht die Photographen-Lounge, in der Anita Reinsch, Monika Schulz-Fieguth, Peter Frenkel, Eberhard Klöppel, Manfred Kriegelstein, Siegfried Lachmann, Wilfried Müller und Walter Wawra vereint sind. Sie trifft sich regelmäßig, um gegenseitig ihre Arbeiten freundschaftlich zu begutachten. Wenn es sein muss, wird auch mit Kritik nicht gespart. Doch die eigene Bildsprache tastet man nicht an.
Im Kunst-Geschoss präsentieren die Mitglieder der Lounge analog und digital fotografierte Bilder. Peter Frenkel erinnert eindringlich an DDR-Zeiten. Die Potsdamer Dortu- und Gutenbergstraße mit ihren verfallenen Häusern waren ein Zeichen dafür, dass der SED-Staat abgewirtschaftet war. Vielleicht wäre es eindrucksvoller gewesen, wenn Frenkel ein größeres Bildformat gewählt hätte, um eine noch intensivere Aussage zu erreichen. Manfred Kriegelstein hat sich immer wieder den von der Sowjetarmee verlassenen Orten in Beelitz-Heilstätten zugewandt. In seinen Fotos wird das nach wie vor Bizarre der trostlosen Räume noch unterstrichen. Graffitisprayer versuchten sie zwar mit Farbe und Bildern zu beleben, doch das Marode des Ortes ist geblieben.
Monika Schulz-Fieguth führt uns mit ihren Aufnahmen in die alte Ziegelei nach Glindow. Sie beobachtete die Männer bei ihrer schweren Arbeit und porträtierte sie. Wie immer gelang es ihr dabei, eine Vertrautheit zu den Menschen herzustellen, die es möglich machte, deren natürlichen Ausdruck zu bewahren. Siegfried Lachmann blieb bei seinen Motiven ebenfalls in der Nähe. Er lichtete illuminierte Architekturen und steinerne Figuren des Parkes Sanssouci ab, ohne in Erlebnishintergründe zu gehen. In innere Einblicke des Materials Holz lässt Walter Wawra den Betrachter in bezwingender Weise teilnehmen. Obwohl Anita Reinsch die unendliche Weite des Meeres, über dem sich die Vogelwelt tummelt, fotografierte, sind ihre Bilder von einer stillen Intimität.
Wie eine unheimliche Science-Fiction- Landschaft mit ihren fast schreienden Farben lässt Wilfried Müller ein Wasserkraftwerk in Island vor den Augen des Betrachters entstehen. Und Eberhard Klöppels lebende Statuen vor einer gotischen Kirche haben ebenfalls etwas Unwirkliches. Das ruhige Spiel der Darsteller wird dennoch von einer Dynamik beeinflusst, die den Ausstellungsbesucher mitnimmt auf eine lohnende Entdeckungsreise. K. Büstrin
Kunstgeschoss, Uferstraße 10, geöffnet bis 28.06, Do., Sa. und So. von 13-18 Uhr
K. Büstrin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: