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Potsdam-Mittelmark: Villa Bergmann – Villa Hardt

Neuer Besitzer der Caputher Bergmann-Villa kennt sich in Geschichte aus

Stand:

Schwielowsee - Riesenandrang in der Caputher Bergmann-Villa: Zum Tag des offenen Denkmals sind die Besucher gestern in Scharen zum gerade fertig sanierten Kleinod an der Fähre geströmt. 200 Menschen drängten sich zur 12-Uhr-Führung durchs Treppenhaus und die Wohnzimmer der Villa, die im Jahr 1911 im Stil der Heimatschutzarchitektur erbaut wurde. „Das Mosaik gab’s hier früher nicht“, stellte eine Caputherin gleich am Eingang fest angesichts der braunen und weißen Mosaiksteine im Boden.

Früher, damit ist die DDR-Zeit gemeint, in der das Gebäude als Kindergarten genutzt wurde. Da gab es noch einen wuchtigen Kamin im heutigen Wohnzimmer, der nun durch eine kleinere Variante ersetzt wurde. Dem Kamin mussten seinerzeit einige Deckenstuck-Elemente weichen: Drei der vier stilisierten Bäume, die die Jahreszeiten symbolisieren, waren noch erhalten, als Lothar Hardt, der jetzige Besitzer, das Haus im Juli 2007 kaufte. Der vierte Baum soll nun ergänzt werden. Bevor der Immobilienkaufmann das Haus mit Remise und Park kaufte, hatte das Anwesen neun Jahre leer gestanden. Er sei sehr froh, sagte Hardt den Besuchern, dass zu DDR-Zeiten vieles vom Inventar erhalten blieb, auch die fünf Buntglasfenster im Säulensaal, die Schauspielszenen aus bekannten Theaterstücken deutscher Dramatiker darstellen.

Hardt erzählte, dass der Saal mit Bühne und Empore vom Erbauer, Oskar von Laszewski, vermutlich so gewünscht war, weil der sich selbst für einen großen Schauspieler hielt und „dramatischer Künstler“ nannte. Hardt schließt öffentliche Veranstaltungen in dem repräsentativen Saal mit toller Akustik nicht aus.

Auch das Deckenbild mit „Ikarus“ an der Kuppel des Saales erstrahlt wieder in altem Glanz, an den Wänden präsentierte der Hausherr als Kontrast seine Werksammlung zeitgenössischer Maler. Die Caputher interessierten sich auch für praktische Details im Hause, wie die Reinhaltung der Holzfußböden und Treppen. Die werden gewachst und auf die Frage, wo denn nun eigentlich die Heizung sei, erfuhren sie, dass über die Wände Strahlungswärme abgegeben wird.

Zu den Besitzern des Hauses gehörte ab 1919 auch der Berliner Fabrikant Heinrich Bergmann, der chemische Reinigungsmittel herstellte. Die Bergmanns nutzten das Haus als Wochenendwohnsitz, stellten aber Jahre später fest, dass es für eine große Familie nicht geeignet war und wollten es 1933 verkaufen. Als sich Joseph Goebbels als Interessent meldete, ließen sie ihre Verkaufsabsichten fallen. 1945 mussten sie die Villa für die russische Armee räumen, die darin für ein halbes Jahr ein Kasino eröffnete. 1950 zogen die Bergmanns weg.

Neben dem Wohnhaus, in Nachbarschaft zur Fähre, befinden sich die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, in denen früher Pferde und Haustiere gehalten wurden. Dort hat schon die zweite Bauphase begonnen. Ateliers und Wohnungen sollen dort einmal entstehen und im Hof ein Brunnen plätschern. Kirsten Graulich

Kirsten GraulichD

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