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Von Günter Schenke: Virtuosen der Kettensäge

Mit Teamchef Oliver Dossow wurde Deutschland Waldarbeits-Weltmeister

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Michendorf - Schwere, lärmende Kettensägen werden in ihren starken Händen zu Präzisionswerkzeug.Unter Teamchef Oliver Dossow errang Deutschland in diesem Jahr den Waldarbeits-Weltmeistertitel in der Mannschaftswertung. Seit den siebziger Jahren gebe es diesen Berufswettbewerb, erklärt der gebürtige Wilhelmshorster, doch erstmals konnten sich die deutschen Männer an der Kettensäge gegen die starke Konkurrenz aus 29 Nationen durchsetzen. Austragungsort war Tripsdrill in Baden-Württemberg.

Praktisch geht es bei dem „Berufssport“ um das präzise Fällen eines Baumes, das schnelle und genaue Schneiden eines Stammes, das fachmännische Entfernen von Ästen und um die schnelle Säge kettenmontage. 11,4 Sekunden brauchte der Goldmedaillengewinner Gerhard Briechle aus Bayern für einen Kettenwechsel.

„Geschick, Kraft, Nervenstärke und Erfahrung sind entscheidend“, sagt der Zwei-Meter-Mann Dossow. Als junger Forstfacharbeiter hatte der heute 47-Jährige den ersten Wettbewerb dieser Art mitgemacht. „Oberförsterin Waltraut Schlick hat mich 1985 zum Bezirksausscheid nach Rathenow geschickt.“ Ergebnis: Letzter Platz. „Doch ich habe mich dann allmählich nach oben gearbeitet“, sagt der jugendlich wirkende Teamchef, der hauptberuflich Lehrausbilder in der Oberförsterei in der Potsdamer Heinrich-Mann-Allee ist. Ergebnis des „Hocharbeitens“ war unter anderem der Gewinn der Meisterschaft in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Jahre 1991. „Das hat Aufsehen erregt, dass da jemand aus den neuen Bundesländern kommt und gleich den NRW-Titel abräumt“, berichtet Dossow. Als Facharbeiter hatte er in NRW eine Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister erfolgreich absolviert.

Beim ersten gesamtdeutschen Berufswettbewerb wurde Dossow Deutscher Meister und beim Verband der Wald arbeitsmeisterschaften Deutschland e.V. war der Name Oliver Dossow bald eine bekannte Größe. So nimmt es nicht Wunder, dass er nach einer Ausschreibung 1997 aus drei Bewerbern den Zuschlag als Teamchef der Nationalmannschaft erhielt. „Ein reines Ehrenamt“, räumt Dossow Vergleiche mit Teamchefs von Berufssportarten aus. Sponsoren seien unerlässlich, um die aufwendigen Wettbewerbe zu veranstalten und die Bekleidung der Teilnehmer zu finanzieren.

„Meine Frau macht mit und begleitet mich“, antwortet Dossow auf die Frage, nach dem Zeitaufwand und der familiären Belastung. Als Schneiderin würde sie sogar materielle Hilfe beim Maßschneidern und Ändern der Sicherheits- und Freizeitbekleidung leisten.

In zwei Jahren finden die Waldarbeitsmeisterschaften in Kroatien statt. „Dort wollen wir natürlich den Titel verteidigen“, so der Teamchef. Das Gruppenfoto des Mannschafts-Weltmeisters 2008 zeigt Dossow mit den siegreichen Teilnehmern aus Bayern, Thüringen, Baden -Württemberg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Berlin in der schicken Bekleidung in den Nationalfarben. „In der Mannschaft gibt es kein Ost-West-Gehabe, weil der Teamchef aus Brandenburg kommt“, beschreibt Dossow die Atmosphäre in der Mannschaft.

Sorgen macht sich der Forstwirtschaftsmeister aus Wilhelmshorst um den Nachwuchs. Nur eine von drei Ausbildungsstätten im Land soll nach der brandenburgischen Forstreform erhalten bleiben. Ob es die in Potsdam sei, könne niemand absehen. Darüber hinaus seien die Zukunftschancen für einen ausgebildeten Forstwirt „nicht so rosig“, denn mehr und mehr würden Großmaschinen den Menschen ersetzen. Dossow warnt jedoch vor dem verordneten Rückzug des Fachmanns aus dem Wald, denn wenn laut Walderneuerungsprogramm immer mehr Mischwald-Bestände entstehen, würde der Mann mit der Motorsäge für die schonende Waldpflege wieder stärker gebraucht.

Infos im Internet unter

www.waldarbeitmeisterschaften.de

Günter Schenke

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