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Potsdam-Mittelmark: Vision für Kenia vom Seddiner See

Der Verein Germany-Ostafrika baut in Mombasa ein Ausbildungszentrum für Straßenkinder

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Seddiner See - Einen Anzug habe er schon lange nicht mehr getragen, erzählt Klaus Liebsch, während er die Krawatte zurecht rückt. Heute muss es aber sein, denn gleich kommt hoher Besuch aus Afrika. Kenias Tourismusminister Moris M.Dzoro und Botschafter H.Mutuma Kathurima Ebs haben ihren Besuch beim Seddiner Verein Germany-Ostafrika angekündigt, dessen Vorsitzender Metallbau-Meister Liebsch ist.

„In Afrika hätten wir jetzt Badelatschen an den Füßen, da sind alle lockerer", amüsiert sich Liebsch über den Unterschied bei den Etiketten. Auch sonst sei Afrika anders, vor allem weniger hektisch und das tue gut, meint Liebsch, der seit 1996 in Ukunda lebt, einem Ort in der Nähe von Mombasa. Dort hat er eine Stahlbaufirma und eine Autowerkstatt gegründet, die ihre Aufträge vorrangig aus der Hotel- und Tourismusbranche erhalten.

Zwölf Jugendliche hat Liebsch seit dieser Zeit schon als Schlosser und Kfz-Mechaniker ausgebildet, bevor in ihm die Idee reifte ein Ausbildungszentrum in Mombasa aufzubauen. Straßenkinder sollen in diesem Zentrum zu Tischlern, Klempnern, Werkzeugmachern, Schweißern, Elektrikern und Schlossern ausgebildet werden.

Solche Fachleute brauche das Land dringend, bestätigt ihm auch Minister Dzoro. Der trifft kurz vergangenen Freitag nach 14 Uhr, gemeinsam mit dem Botschafter in schwarzen Limousinen am Kiefernweg 7 ein, wo bereits die schwarz-rot-grüne Flagge Kenias vor dem Vereinsgebäude weht. Eigentlich müsste der Minister auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin sein, doch das Seddiner Projekt sei ihm sehr wichtig, betont er. Denn Seddin sei der Ort, an dem eine Vision umgesetzt werde, und weil schon einmal die Vision eines Deutschen seinem Land viel gegeben habe, sehe er nun die Vereinsidee als Fortsetzung. Damals, 1846 habe ein Mann, namens Johann Ludwig Krapf nicht nur eine Kirche gebaut, sondern in Ostafrika auch die Bildung eingeführt. Das erfahren Kenias Schulkinder heute aus ihren Geschichtsbüchern. Besonders beeindruckt ist man in Kenia, dass das Kirchengebäude noch immer steht, denn so lange Zeit hat noch kein Bauwerk überdauert. „Da sind Stahlträger drin“, weiß Liebsch, der sich die Kirche einmal gründlich angeschaut hat.

Aus Profilstahlskeletten sollen auch die Tragkonstruktionen bestehen, die für die sechs Gebäude des Ausbildungszentrums geplant sind. Demontierte Stahlträger, die aus ehemaligen Raumzellen der Nationalen Volksarmee (NVA) stammen, liegen zum Abtransport neben dem Vereinsgebäude bereit. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat bereits zugesichert, das Material nach Ostafrika zu transportieren. Die Montage soll auf einem Baugrundstück von rund 30 000 Quadratmetern erfolgen, das an einer südlichen Ausfahrtsstraße von Mombasa liegt. Danach werden Außenwände gemauert und Decken aus Leichtbauplatten eingefügt. Trinkwasser wird ein Brunnen mit Zisterne liefern, und Abwässer werden über eine Pflanzenkläranlage entsorgt. Über eine thermische Solaranlage wird warmes Wasser zubereitet und auch Regenwasser soll für den Sanitärbereich genutzt werden, um Trinkwasser zu sparen.

Rund 100 Jugendliche können einmal in dem Zentrum ausgebildet werden, in das auch ein Internat integriert wird. So wie Architektin Carmen Rehse, Ingenieurin Regina Maerker und Elektromeister Lutz Briese beteiligten sich mehrere Firmen aus der Region an dem Projekt. Unterstützung kam auch von der Urania, die Personal bereitstellte und der Gemeinde Seddiner See, die dem Verein ein Gebäude überließ, das als deutscher Stützpunkt fungieren soll.

Einige der Ein-Euro-Jobber, die die ehemaligen NVA-Gebäude demontierten werden sie in Afrika wieder aufbauen, darunter auch Spätaussiedler aus Russland. „Die haben gute Arbeit geleistet“, lobt Liebsch und hofft, dass noch in diesem Jahr die erste Halle errichtet wird. Auch ein landwirtschaftliches Projekt schwebt ihm bereits vor, denn Kenia ist ein fruchtbares Land. Gleichfalls hofft der Minister auf das Projekt und darauf, dass kenianische Fachleute einmal ihre Landsleute ausbilden können. Mit dem Finanzministerium sei bereits vereinbart, dass der GTZ-Transport zollfrei bleibt, versichert Moris M.Dzoro zum Abschied.

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