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Potsdam-Mittelmark: Voll versorgt

Der neue Rewe-Supermarkt ist der erste Vorbote des Caputher Blütenviertels

Von Eva Schmid

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Schwielowsee - David Pohles Augen leuchten, auch wenn sich dunkle Ringe unter ihnen abzeichnen: „Der Laden ist atmosphärisch“, schwärmt der 32-jährige Marktleiter. Von grauen Betondecken keine Spur. „Das wirkt nicht so erdrückend.“ Seit zwei Wochen ist der Werderaner in seinem Nachbarort Caputh im Dauereinsatz: 14 bis 16 Stunden am Tag – bis zur Eröffnung des neuen Rewe-Supermarktes am kommenden Mittwochabend wird das noch so gehen. Immerhin hat er 70 Prozent der Vorbereitungen schon abhaken können. Zwischen halbvollen Regalen laufen Handwerker, auf Kühltruhen stehen Werkzeugkoffer. Ohrenbetäubend heult eine Bohrmaschine auf.

Vom Nieren-Blasen-Tee über Bestsellerromane bis zur frisch gefangenen Forelle: Hell angestrahlt stehen Regale und Kühltruhen in Reih und Glied. Das silbernglänzende gewellte Blechdach wird getragen von hellen Holzbalken, darunter Scheinwerferleisten und dicke Lüftungsrohre – moderner Industrie-Chic.

Das flache Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße ist anders als bekannte Standard-Discounter auch von außen mit Holz vertäfelt. Der Parkplatz ist mit Ziegelklinker ausgelegt – es gibt einen ersten Eindruck, wie die Straßen des dahinter entstehenden Blütenviertels aussehen sollen. Rund um den Markt wird Investor Lothar Hardt Capuths neue Mitte errichten, mit Mehrfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern. 100 Wohneinheiten sollen entstehen, auch weitere Gewerbeflächen sind geplant. Kurz vor der Supermarkteröffnung ist vom kommenden Glanz des Quartiers noch nichts zu sehen.

Mit schnellen Schritten läuft Marktleiter Pohle durch seine 1850 Quadratmeter große Verkaufshalle. Ja, der Zwieback kommt neben die Diabetiker-Produkte, ruft er einer Mitarbeiterin zu. Rund 30 Lkw hätten in den vergangenen Tagen jeweils 40 Tonnen Ware geliefert. Das Sortiment umfasst rund 16 000 Artikel.

Am Eingang des Marktes stehen junge Frauen, sie kichern und bestaunen ihren neuen Arbeitsplatz. „Guten Tag, schauen Sie sich um“, sagt Pohle und lächelt ihnen zu. 20 Mitarbeiter wird er haben. „Die ersten zwei Wochen nach der Eröffnung werden die Hölle“, sagt er. Das Team muss sich einspielen und vor allem die Technik muss funktionieren. „Die Bestellungen laufen automatisiert ab.“

Pohle hat Lust auf diese Hölle, immerhin ist er zum ersten Mal Marktleiter und will nicht nur bei den Schwielowseern mit seinem Sortiment gut ankommen. Auch Kunden aus Michendorf, Werder und Campingurlauber will er locken. Die Kaufkraft der Gemeinde Schwielowsee allein reiche nicht.

Dass sein Plan, Kunden aus Nachbargemeinden anzulocken, aufgeht, bezweifeln einige Händler im Ort. „Aus Michendorf wird niemand kommen, da gibt es doch schon viele Einkaufsmöglichkeiten“, sagt Dagmar Opitz, die einen kleinen Edeka-Markt in der Friedrich-Ebert-Straße 31 betreibt. Opitz wird trotz der großen Konkurrenz weiterhin ihren Laden betreiben: „Ich habe einen Mietvertrag für fünf Jahre – wie es weitergeht, entscheiden die Kunden.“ Auch Floristin Marianne Bossig, die in der Straße der Einheit einen Blumenladen seit Jahrzehnten betreibt, fürchtet die Konkurrenz: „Irgendwann werden Supermärkte auch Brautsträuße auf Bestellung verschicken.“ So große Märkte würden das Kleingewerbe kaputtmachen, sagt Bossig. Sie hofft auf ihre Stammkundschaft. Doch auch viele ihrer Kunden, so glaubt die Floristin, werden sich anfangs bei Rewe umschauen.

Tatsächlich schlendern kurz vor der Eröffnung Schaulustige am Laden vorbei und werfen einen Blick durch die großen Fenster. Beim Bau des Gebäudes wurde darauf geachtet, dass die Außenfassade sich in das architektonische Ensemble des neu entstehenden Blütenviertels einpasst. Auch im Inneren des Supermarktes habe der Rewe-Konzern auf moderne Baustandards gesetzt, sagt Rewe-Sprecherin Stephanie Maier. Ein „Green Building“ sei entstanden, ein ökologisches Gebäude. „Durch viel Tageslicht und Wärmerückgewinnung aus den Kälteanlagen verbrauchen wir 50 Prozent weniger Energie als herkömmliche Supermärkte“, so Maier. Beim Bau seien schadstoffarme Baustoffe eingesetzt worden. Ein grüner Markt für einen grünen Ort.

„In Caputh gibt es ein großes Interesse an Bio-Lebensmitteln“, sagt Pohle. Das entsprechende Sortiment sei daher groß. Auch Regionalität ist ihm wichtig: Es gibt Bier aus dem Forsthaus Templin, Spargel vom Jakobshof und Eis aus Caputh. „Der Softeismann, der früher an der Fähre stand, beliefert uns mit kleinen Mengen“, sagt Pohle. Wenn am Mittwochabend kurz vor der Eröffnung alles steht, die Kassen laufen und der Boden glänzt, dann genehmigt sich Pohle ein Eis – zur Entspannung.

Die Eröffnung des Rewe-Marktes, Kirschanger 5/ Ecke Friedrich-Ebert-Straße wird am Mittwoch von 18 bis 22 Uhr gefeiert.

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