Potsdam-Mittelmark: „Völlig daneben“
Werders Bürgermeister Große widerspricht Wohnraumprognose der Regionalplanung
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Werder (Havel) - Hat die Stadt Werder den Bau neuer Wohnungen weit über den Bedarf hinaus geplant? So lautete das Ergebnis einer Analyse, die diese Woche von der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming vorgestellt wurde. (PNN berichteten). Demnach hätte Werder schon jetzt weit mehr Wohnraum in Bebauungsplänen ausgewiesen, als für die nächsten Jahre erforderlich ist. Statt 95 benötigten seien 1452 Wohneinheiten geplant. Die Regionalplanung bezieht sich dabei auf Prognosen des Landes, laut denen die Stadt vom Jahr 2004 bis 2020 um 200 Einwohner auf 22 811 Einwohner wächst.
Im Rathaus wird über die Zahlenspiele der Kopf geschüttelt. „Teltow wird es nie schaffen, Werder als größte Stadt des Landkreises zu überholen“, kommentiert Bürgermeister Werner Große (CDU) die Ergebnisse der Analyse. Schon vor anderthalb Jahren sei die Entwicklung von Werder kleingeredet worden, damit die Stadt nicht als Mittelzentrum ausgewiesen werden muss – den Förder-Status soll sich Werder nun mit Beelitz teilen. Große verweist darauf, dass die Kommune zum 31. Dezember 2007 bereits 23 080 Einwohner hatte – mehr, als vom Land bis 2020 prognostiziert sind. „Die Bertelsmann-Stiftung sagt uns in ihrem Demographiebericht bis 2020 ein Wachstum auf 24 410 Einwohner voraus“, so der Bürgermeister. Die Regionalplanung liege mit ihren Schlussfolgerungen zum Wohnraum „völlig daneben“.
Werders große Baugebiete würden sich hervorragend entwickeln. In den Havelauen wurde gerade eine neue Erschließungsstraße eingeweiht, im Strengfeld wird ein neues Baufeld eröffnet. Die Wohnungsnachfrage bei der städtischen „Haus- und Grundstücksgesellschaft Werder mbH“ sei enorm. „Es gibt Wartelisten wie zu DDR-Zeiten“, sagt der Bürgermeister. „Wir mussten der HGW zusätzliche Wohnungen der Stadt übertragen“.
Das Bild wird von der „Wohnungsgenossenschaft Havelblick e.G.“ bestätigt, die 500 Wohnungen in ihrem Bestand hat. „Ich könnte sofort 95 Wohneinheiten im Zweiraumsegment bauen und vermieten“, widerspricht Havelblick-Geschäftsführer Andreas Ackermann der „Schreibtischprognose“ der Regionalplanung. „Die hätten mal einen Praktiker fragen sollen.“ Täglich würden ihn zwei Anrufe von Mietinteressenten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern erreichen. Auch das Interesse von Einwohnern aus Brandenburg (Havel) würde derzeit wachsen. „In den meisten Fällen steckt ein Job in Berlin dahinter.“
Die Nachfrage sei nicht zu befriedigen, es gäbe Wartelisten für alle Wohnungstypen, besonders Zweiraum-Wohnungen. Auf der anderen Seite würden nur sechs bis sieben Wohnungen im Jahr bei ihm leer. „Werder hat ein riesiges Zuzugspotenzial, dass sich derzeit absolut nicht befriedigen lässt“, sagt Ackermann. Seine Genossenschaft habe deshalb für die nächsten Jahre den Bau neuer Mietwohnungen auf der Agenda. Henry Klix
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