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Potsdam-Mittelmark: Vom Bauernhof zur Straußenfarm

Wie eine Idee aus Südafrika ins Märkische nach Sputendorf kam

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Stahnsdorf · Sputendorf - Das Gehöft hinter dem Dorfteich und nahe der Sputendorfer Kirche war einst eine stattliche Bauernwirtschaft. Aber mit dem wirtschaftlichen Wandel wurden Scheune und Stallungen zu Garagen, und heute ist es eine Straußenfarm: Jo´s Hof, geschaffen von der in Kleinmachnow beheimateten und in Beelitz praktizierende Ärztin Dr. Patricia Hirsch und ihrem Lebensgefährten.

Vor Jahren hatten sie das leer gewordene Gehöft erworben mit der Absicht, ihm wieder Leben einzuhauchen. Dabei half Tochter Nancy. Sie war als Austausch-Schülerin von der Waldorf-Schule für ein Jahr nach Südafrika gegangen, um dort die 11. Klasse zu absolvieren. Eines Tages fuhren die Eltern zu einem Besuch dorthin. Ihr Gastvater lud sie zu Ausflügen ein und führte sie zu Straußenhöfen in der Nähe von Kapstadt. Dort machten sie sich mit den bis zu 150 Kilo schweren Vögeln vertraut, mit ihren Eigenarten, mit Pflege und Fütterung. Und mit ihrem wirtschaftlichem Wert: Aus den Federn lassen sich schöne Staubwedel herstellen, die Eier der Straußenweibchen in der Form eines kleinen Footballs eignen sich bestens für Lampenschirme mit „zart-rosa Licht“, aus dem Leder wird wertvoller Schmuck, das Fleisch der Tiere wird von Feinschmeckern hoch geschätzt.

So fing es an, und vor zweieinhalb Jahren haben dann sechs Jungtiere die Ställe in Sputendorf bezogen. Sie kamen nicht aus dem tropischen Südafrika sondern von Zuchthöfen aus dem Raum Osnabrück. Als Laufvögel brauchen sie natürlich viel „Ausgang“. Den finden sie auf der einstigen Viehkoppel, gleich neben dem Hof.

Zum Bild der Koppel zwischen Dorfteich und den dahinter liegenden einstigen Rieselfeldern gehören die stabilen Zäune. Aus gutem Grund, denn „Vogel Strauß ist eine Waffe“ – durch seine große Fußkralle. Was die Betreuer zur Aufmerksamkeit zwingt und was auch die Besucher im Kopf haben müssen.

Wie erhofft, wurden die Vögel zu einem Besuchermagnet, und so entstand vor ihrem Gehege ein Trödelmarkt: Jeden Donnerstag und auch einmal monatlich am Samstag herrschte Kommen und Gehen, es gab spezielle „Aktionstage“, die solche Titel wie Kindertrödel, Ostertrödel oder Babytrödel trugen. Die Sputendorfer „Farmer“ freute sich über den guten Zuspruch.

Aber dann kam die Angst vor der Vogelgrippe. Und die Stallpflicht für das Federvieh. Straußenvögel kann man aber nicht für längere Zeit rund um die Uhr einsperren. Gründliche veterinärmedizinische Untersuchungen ergaben, dass dies im Sputendorfer Fall auch nicht nötig ist: Die Tiere dürfen mit einer Ausnahmegenehmigung weiter auf die Koppel, wo sie sich auch jetzt bei Schnee und Eis eindeutig „sauwohl“ fühlen. In warmen Zeiten holen sie sich 70 Prozent ihrer Nahrung von der Wiese: Gras und Früchte von den Apfelbäumen. Dazu bekommen sie Salat und Kohl, auch Kartoffeln. Nun im Winter sorgt die Belziger Mühle verstärkt für Spezialfutter, und zum Wochenende gibt es Brötchen als „Leckerli“.

Die Trödelmärkte aber mussten wegen der Vogelgrippe eingestellt werden. Die Ärztin und ihr Partner sind jedoch voller Hoffnung, dass sie weitermachen können mit der Zucht der Vögel, die ja 60 bis 70 Jahre alt werden können, und ebenso mit den Märkten. Schülergruppen können sich weiter zu einem Besuch der Straußenfarm anmelden und auch die Staubwedel und die Lampenschirme sind weiter erhältlich.

Infos unter der Tel. (033203) 79681

Georg Jopke

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