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Potsdam-Mittelmark: Vom Baum in den Kuchen

Teltow feierte das japanische Kirschblütenfest

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Teltow - Im Teltower Ortsteil Seehof herrschte am Sonntagnachmittag Ausnahmezustand: Viele Straßen waren zugeparkt. Auch im benachbarten Berlin-Lichterfelde reihten sich Stoßstange an Stoßstange. Seit das Kirschblütenfest vor 13 Jahren ins Leben gerufen wurde, strömen am letzten Aprilwochenende jedes Jahres immer mehr Besucher zum Fest am ehemaligen Mauerstreifen.

In diesem Jahr war erstmals ein Stand der Japanischen Botschaft dabei. Gezeigt wurde eine Teezeremonie light: Mit einem Schöpflöffel wurde heißes Wasser in eine Schale gegossen und mit dem Teebesen geschmeidig gerührt. Danach folgt das Teepulver, das zusammen mit dem Wasser schaumig geschlagen wird. In Japan werden dazu Süßigkeiten gereicht. Den Teekult, der anfangs als Medizin galt, hatten um 720 n. Chr. buddhistische Mönche aus China mitgebracht.

Die japanische Kirschblüte symbolisiert nicht nur den Frühling, sondern auch Anmut und innere Stärke. „Diese Blüten hier sind die einzigen, die auch essbar sind“, erklärten drei chinesische Studentinnen, die eine Handvoll der zarten Blüten pflückten, um am Abend damit einen Kuchen zu backen. Die gewöhnlichen europäischen Kirschblüten seien dafür nicht geeignet, ihnen fehle der Duft und sie würden auch nicht am Kelch haften. Die japanischen Blüten können auch eingelegt werden, meist in einer Salzlake, der ein wenig Reisessig hinzugefügt wird. Wer mag, kann die Kirschblüten ebenso süß einlegen, mit Zucker und Zitronensaft. Bei Köchen begehrt sind vor allem die gefüllten Blüten, wie sie am ehemaligen Mauerstreifen zu finden sind, so der Tipp der drei Studentinnen.

Japanische Spezialitäten gab es zudem am Stand von Smart Deli. Neben Sushi und gebratenen Nudeln wurden dort Edamame angeboten, was so viel heißt wie „Bohnen am Zweig“. Das sind unreif geerntete Sojabohnen, die gekocht werden und als Snackalternative zu Chips gelten. Besucher konnten sich am Nachbarstand zudem ihre Namen mit japanischen Schriftzeichen schreiben lassen. Japanische Kuscheltiere an einem anderen Stand ließen vor allem Kinderherzen höher schlagen. Denn Pikachu, Ponyo und Chihiro kennen viele aus Trickfilmen.

Zwischen Blütenbäumen und Ständen wuselten auch einige Cosplayer umher, die dem japanischen Verkleidungstrend frönten. Dabei stellen sie in bunten Kostümen Figuren aus Filmen, Computerspielen oder Mangas dar.

Für einige Gäste hätten es mehr japanische Stände sein können. „Das ist ja hier mehr eine Wahlveranstaltung“, quittierte eine Frau ihren Gang durch zahlreiche Wahlwerbestände der Parteien. So flankierten Grüne und die FDP das Angebot der Nieplitzer Exoten. Deren heiße Wildknacker und Kängerubeißer lockten in der Blütenallee allerdings deutlich mehr Neugierige an. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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