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Potsdam-Mittelmark: Vom Fahrrad bis zur Waschmaschine

Ausstellung zum 110. Firmenjubiläum von Miele in Werders Zweiradmuseum

Stand:

Werder (Havel) - Sie fressen keinen Hafer, brauchen kein Benzin. So warb die Firma Miele in den goldenen 20ern für ihre Stahlrösser, Marke „Melior“. Die Fahrradproduktion wurde zur Erfolgsgeschichte der 1899 von Carl Miele und Reinhard Zinkann gegründeten Firma, in den ersten zwölf Jahren wurden 500 000 Zweiräder produziert. Einige stehen im Zweirad- und Technikmuseum Werder, in dem gestern eine Sonderausstellung eröffnet wurde. Thema: „110 Jahre Qualität von Miele – Vom Zweirad zum modernen Haushaltsgerät“.

Auch Bildungsminister Holger Ruprecht (SPD) war gekommen, um die Exponate zu besichtigen. Ihm hatte es der Eisschrank von 1932 angetan, der früher wöchentlich mit Eisquadern bestückt werden musste. Das Haushaltsgerät „Nr. 99 L“ ist mit „allerbester Korkisolierung“ ausgestattet und bot Nutzraum für 57 Liter Stauraum. Eine ganze Palette von Produkten aus der Geschichte des Unternehmens sind in der aktuellen Schau zu sehen. Die Gütersloher Miele & Cie KG war eine der ersten Firmen, die sich in den Havel-Auen mit seinem Schulungs- und Auslieferungszentrum ansiedelte. „Wir pflegen eine gute Nachbarschaft“, sagt Museumsleiterin Rosemarie Jordan. Auch beim Umzug des Museums half die Firma – weil beide so viel verbinde sei es zur Jubiläumsschau gekommen, so Jordan.

Gezeigt wird auch eine der ersten Waschmaschinen, die aus rundem Bottich mit Waschkreuz bestanden. Anfangs per Treibriemen in Gang gesetzt, wurden 1904 die ersten elektrisch betrieben. Weitere Produkte waren Milchzentrifugen und Buttermaschinen, die die Landbevölkerung kaufte. Als die Landwirte nach Fahrrädern fragten, wurden Räder ins Vertriebsprogramm aufgenommen.

Je nach Wunsch konnten Kunden zwischen sieben Lenkerversionen wählen, vom englischen bis zum neudeutschen. Unterschiedlich war auch das Dekor der Felgen, die mit dezenten Goldlinien, grünen, roten oder weißgeflammten Mittellinien geliefert wurden. Ebenso gab es Varianten für Sattel, Reifen, Speichen. Die verchromte Ausführung eines Miele-Rades war für 84,50 Reichsmark zu haben und galt als „einmalige Anschaffung, die ihrem Geldbeutel keine weiteren und dauernden Lasten auferlegt“.

Auch Mieles Beitrag zum motorisierten Verkehr kann bewundert werden: Motorräder mit 2,25 PS und Höchstgeschwindigkeiten bis zu 55 Kilometern pro Stunde. Einen dauerhaften Namen hatte sich die Firma aber bei Hausfrauen gemacht – und schon vor 80 Jahren die erste Geschirrspülmaschine Europas entwickelt: ein Bottich aus Metall. Geschirr und Besteck wurden auf zwei Körbe verteilt, anschließend füllte die Hausfrau heißes Wasser ein, das ein elektrischer Propeller über das Geschirr sprühte. Als Miele 1960 den ersten vollautomatischen Geschirrspüler auf den Markt brachte, wurde die Zweirad-Produktion eingestellt. Bilanz nach 36 Jahren: 1,2 Millionen Fahrräder. Kirsten Graulich

Im März So von 10 bis 16 Uhr, ab April Mi, Do, Sa, So 10 bis 17 Uhr, Mielestr. 2

Kirsten Graulich

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