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Potsdam-Mittelmark: Vom Keller in das Erdgeschoss
Es ist ein Novum für den Nuthetaler Ortsteil: Philippsthal hat jetzt ein Gemeindezentrum
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Nuthetal - Politik wurde in Philippsthal bislang immer im Keller gemacht – konkret in dem von Helmut Fiebig, dem Ortsvorsteher. Doch nun geht es aufwärts, denn der Ortsbeirat wird künftig im Erdgeschoss der alten Dorfschule tagen können, die am Samstag als neues Gemeindezentrum eingeweiht wurde.
Dort, wo sich früher Küche und Schlafzimmer des Lehrers befanden, ist nach Umbauarbeiten ein Versammlungsraum mit 50 Plätzen entstanden. Rund 110 000 Euro kostete die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, das der gemeindlichen Wohnungsgesellschaft Kleinmachnow (Gewog) gehört und an die Gemeinde vermietet wurde. Auch aus Brüssel kamen für das Vorhaben EU-Fördermittel in Höhe von 58 000 Euro, ebenso 10 000 Euro von der Denkmalpflege. Die Restfinanzierung von 42 000 Euro floss aus der Nuthetaler Gemeindekasse. Um diesen Eigenanteil aufbringen zu können, hatte die Gemeinde das Fahlhorster Gutshaus verkauft. Lange Zeit galt das Projekt als unrealistisch. „Wir haben immer wieder heiß darüber diskutiert, was nicht geht, und dann hat Helmut gesagt, wie es doch geht“, berichtete Ortsbeiratsmitglied Bernd-Alois Tenthagen vom zähen Ringen um das eigene Zentrum für die Bürger im Ort.
Knapp 200 Einwohner zählt Philippsthal, ein Straßendorf, einst gegründet von Friedrich II. als Spinnerdorf. An diese Geschichte erinnerte Ortsvorsteher Fiebig in der Feierstunde und auch daran, dass der Versuch mit der Seidenraupenzucht nicht klappte, weil die Maulbeerbäume das Klima nicht vertrugen. Aus Spinnern wurden so Bauern und Arbeiter, die sich in der Umgebung ihr Brot verdienten. Heute ist das Dorf, das von Ortsschild zu Ortsschild knapp 700 Meter misst, vor allem als Kürbisdorf bekannt.
Die kugeligen Früchte leuchten auch in diesem Herbst wieder in allen Farben und Formen vor den Häusern und besonders an Wochenenden wird die Straße zur Galerie, an der Besucher vorbeiflanieren, um die herbstlichen Produkte zu bestaunen oder zu kaufen. Ob es bald eine Neuauflage eines Kürbisfestes geben wird, könnte im neuen Gemeindezentrum demnächst auf der Tagesordnung stehen.
Auf der Suche nach einem Domizil haben auch schon Vereine an die Tür geklopft, darunter auch eine Sportgruppe. Begeistert zeigten sich viele Gäste der Einweihung von den alten Türklinken, die liebevoll aufgearbeitet wurden. Denkmalgerecht ist auch die senfgelbe Farbe auf den Türen, die der ersten Farbschicht entspricht, wie Nuthetals Bauamtsleiter Rainer vom Lehn versicherte. Auch ein Teil der Dielen des 1903 errichteten Ziegelbaues konnte saniert werden, die anderen wurden ersetzt. „Die Fenster sind jedoch neu, die alten aufzuarbeiten wäre zu teuer geworden“, bedauerte vom Lehn.
Dank der Eigenleistungen blieb das Budget im Rahmen. Auch in die benachbarte Scheune, die nun eine Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr ist, hatten die Kameraden 500 Stunden Eigenleistungen investiert. Bei vielen Alteingesessenen weckte das Schulhaus am Samstag Erinnerungen. Noch bis in Achtzigerjahre wurden vier Klassen in einem Raum unterrichtet: eine Bankreihe für jede Klassenstufe. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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