Potsdam-Mittelmark: Vom Müllpaten bezahlt ? Angeklagte weisen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft vor dem Potsdamer Landgericht zurück
Wusterwitz / Potsdam - Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft wiegt schwer. Die ehemalige Sachbearbeiterin im Wusterwitzer Bauamt, Brigitte M.
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Wusterwitz / Potsdam - Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft wiegt schwer. Die ehemalige Sachbearbeiterin im Wusterwitzer Bauamt, Brigitte M., soll dem als Müllpaten bekannt gewordenen Bernd R. ab 2005 drei Jahre lang bei der illegalen Abfallbeseitigung auf den Altdeponien in den Gemeinden Altbensdorf, Zitz und Rogäsen behilflich gewesen sein. In insgesamt 18 Fällen soll sie ihn vor unangemeldeten Kontrollen des Landratsamtes gewarnt und wöchentlich dafür 250 Euro bekommen haben. Über ihren Anwalt Bernd Hohmann ließ die einstige Amtsfrau am Mittwoch beim zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht Potsdam erklären, sie sei unschuldig.
Die ihr zur Last gelegten Straftaten habe sie nicht begangen. Sie habe lediglich nach bestem Wissen und Gewissen Aufgaben erfüllt, die ihr von der Wusterwitzer Amtsdirektorin Gudrun Liebener und vom zuständigen Kontrolleur des Landratsamtes, Johannes Bernd R., angetragen wurden, heißt es in der Erklärung der 56-Jährigen. So sei es üblich gewesen, dass der Kreismitarbeiter sie angerufen und darum gebeten habe, Bernd R. zu einer Besprechung in ihr Büro mit anschließender Besichtigung der Deponien einzuladen. Zudem sei sie zu mehreren Terminen, die ihr von der Staatsanwaltschaft zur Last gelegt werden, im Urlaub gewesen.
Weder habe sie von den illegal eingelagerten Abfällen gewusst noch Geld von Bernd R. erhalten. Einer ihrer Söhne habe als Schüler jedoch während der Ferien für die Firma von Bernd R. gearbeitet. Es könne sein, dass ihr in diesem Zusammenhang einmal ein Briefumschlag mit Geld übergeben wurde, so Brigitte M. Auch der als Mitangeklagter vor Gericht stehende 58-jährige Bernd R. ließ über seine Anwältin Heide Sandkuhl erklären, dass die Bestechungsvorwürfe der Staatsanwaltschaft nicht zutreffen würden. Wie sich die Geschehnisse aus seiner Sicht zugetragen haben, wollte er indes nicht erläutern.
Wie berichtet hatte der selbst ernannte Entsorgungsfachmann in sieben mittelmärkischen Dörfern tonnenweise belasteten und giftigen Abfall illegal entsorgt. Er vergrub ihn auf Hausmüllhalden aus DDR-Zeiten, die er mit seiner Firma eigentlich rekultivieren sollte. Im Januar 2012 wurde er dafür zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Angesichts dessen war ihm eine Einstellung des aktuellen Verfahrens in Aussicht gestellt worden, wenn er sich umfänglich zum Vorwurf der Bestechung einlasse (PNN berichteten). Das könne er nicht, so seine Anwältin: „Es wäre ein taktisches Geständnis.“
Belastet wurden die beiden Angeklagten am Mittwoch vor allem durch die Aussage eines Ex-Mitarbeiters von Bernd R. Er war als Baggerfahrer in den drei Deponien des Amtes Wusterwitz tätig und schilderte vor Gericht, wie ihn sein Chef per Telefon meist kurzfristig vor den Kontrollen gewarnt habe. Der geschredderte Müll sei dann ordentlich mit Sand abgedeckt worden. Später habe ihm Bernd R. gesagt, es sei nicht so schlimm, wenn Brigitte M. etwas sehe, weil er sie gekauft habe, berichtete der heute 38-jährige Zeuge.
In einem Fall habe ihn Frau M. selbst angerufen und mitgeteilt, dass die angekündigte Kontrolle ausfalle. Nur einmal habe er erlebt, dass der Kontrolleur des Landratsamtes allein und unangemeldet auf der Deponie erschien. „Zum Glück hatten wir da bereits alles abgedeckt“, so der damalige Baggerfahrer. Wie berichtet sind bei einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen den Kreismitarbeiter keine Verfehlungen festgestellt worden. Hagen Ludwig
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