Potsdam-Mittelmark: Vom Pilotprojekt zur Institution
Gestern lud die Akademie „2. Lebenshälfte“ zum 500. Mittwochstreff
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Teltow - Der Mittwochstreff gehört zu den festen Terminen im Kalender vieler bildungshungriger Älterer, die vor allem die Themenvielfalt dieser Veranstaltungsreihe der Akademie „2.Lebenshälfte“ schätzen. Was vor rund zwölf Jahren als Pilotprojekt begann, hat sich inzwischen zur festen Institution entwickelt und so kamen gestern zur 500. Veranstaltung rund 50 Teilnehmer aus der Region in die Oderstraße, um vom Architekten Aribert Kutschmar etwas über Fachwerkbau zu hören.
Einige Bauten wie die Fercher Kirche und das Haus „Zum güldenen Arm“ in der Potsdamer Hermann-Elflein-Straße kannten die meisten, doch fast unbekannt ist, dass die Römer diese Bauweise einst von den Germanen lernten. Anders als in Westeuropa, wo vorwiegend mit Steinen gebaut wurde, boten hierzulande vor allem die Eichenwälder einen großen Vorrat an Baumaterial. Mit zehn Meter hohen Balken für zwei Geschosse konnte man in der Renaissance noch bauen, später wurden Geschosse aufeinander gesetzt. Interesse weckten bei den Zuhörern vor allem regionale Besonderheiten wie die Lausitzer Umgebindehäuser mit ihren arkadenartigen Elementen. Gut möglich, dass eine der nächsten Akademie-Bildungsfahrten Fachwerkhäuser zum Ziel haben wird, denn die meisten Vorträge regen die Teilnehmer an, sich näher mit einem Thema zu beschäftigen, weshalb viele von ihnen auch fleißig Stichpunkte notieren.
Besonders kulturgeschichtliche Themen sind beliebt, ebenso interessiert die Frage, ob es einen Urknall gegeben hat und auch die Pflanzenvielfalt auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof weckt Wissbegierde. Viele Teilnehmer haben erst spät das Lernen als Lustprinzip entdeckt, weil sie endlich Zeit haben für das, was sie schon immer mal tun wollten: philosophieren, am Computer schreiben, fremde Kulturen und Sprachen studieren. Für Sprachkurse wie Englisch und Französisch ist keiner zu alt wie eine 86-Jährige beweist, die nun erstmals in der Akademie einen Französisch-Kursus besucht. Für die meisten ist das nicht nur eine interessante Freizeitbeschäftigung, sondern hilft auch, „die grauen Zellen auf Trab zu halten“, wie eine Teilnehmerin anmerkte.
Ingrid Witzsche, Leiterin der Akademie „2.Lebenshälfte“ weiß: „Die ältere Generation will heute mitbestimmen, mitgestalten und auch selbst Vorträge halten.“ Kontinuität der aktiven Altenbildung sei daher wichtig, stoße aber zu oft an Grenzen vor allem finanzieller Art. Denn landesweite Kürzungen treffen auch die Akademie, die demnächst mit der Hälfte der Fördersumme für Vorträge auskommen muss. Geld gibt es zwar noch von der Teltower Kommune, aber bei den Nachbargemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow gerät die Anfrage auf Förderung zur großen Kraftanstrengung, stets begleitet von der Frage: „Wieviel sind denn aus unserer Gemeinde dabei?“
Ganz anders engagierten sich regionale Firmen wie Elektroservice Unger aus Stahnsdorf und der Kleinmachnower Malermeister Steffen Kroschke, die Beleuchtung sponserten und den großen Veranstaltungsraum kostenlos tapezierten. Beeindruckt vom Programm der Akademie war auch kürzlich eine Kommission, die im ganzen Bundesgebiet Qualitätsstandards vergibt. Nur die Sanitärräume entsprachen nicht dem Bundesstandard, ebenso ist das Domozil nicht barrierefrei für Rollstuhlfahrer. KiG
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