Potsdam-Mittelmark: Vom Recht, auf eigenem Grund zu schürfen
Markus Vette präsentierte sein drittes Buch über die Geschichte von Töplitz / Die ersten beiden Bände sind bereits vergriffen
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Markus Vette präsentierte sein drittes Buch über die Geschichte von Töplitz / Die ersten beiden Bände sind bereits vergriffen Von Winfried Gutzeit Töplitz. Auch im dritten Band der Töplitzer Chronik ist Markus Vette seiner Strategie treu geblieben: die Geschichte der Insel Töplitz nicht als historische Abfolge wiederzugeben, sondern sie thematisch darzustellen. Am Freitagabend präsentierte er sein drittes Büchlein mit dem Titel „Töplitzer Plätze“ wieder an einem historischen Ort, dem Gasthaus der Familie Mohr, heute Hotel und Pension. Den historischen Beleg erbrachte auch gleich Chronisten-Kollege Wolfgang Grittner aus Marquardt, der ein 100 Jahre alte Ansichtskarte vom Haus der Mohrs als Geschenk mitgebracht hatte. Waren es zu Beginn der Chronik-Reihe die „Töplitzer Geschichten“ mit vielen Bausteinen zur Historie der Gemeinde, so beschritt der Autor vor genau einem Jahr im zweiten Band die „Töplitzer Wege“ mit der Brücke und dem Fährbetrieb. Die „Töplitzer Arbeits- und Wirtschaftsplätze“ im neuen Buch hat Vette vor allem an der Entwicklung im 19. Jahrhundert fest gemacht, wobei er vom sogenannten „langen Jahrhundert“ sprach. „Das ist die Zeit von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg.“ Denn gerade in diesen gut 120 Jahren habe sich der Kapitalismus als Epoche etabliert. „In dieser Zeitspanne haben sich enorm viele Dinge für die Menschen auch in Töplitz geändert.“ So existierte ab 1810 die Mahlfreiheit in den Dörfern. Danach wurde zwar eine neue Mühle auf dem Mühlberg gebaut, doch gingen als Folge der Mahlfreiheit andere Mühlen der Gegend in die Pleite. Für den Schulbetrieb war das 19. Jahrhundert eine Zeit der Stabilisierung. So besuchten 1832 insgesamt 81 Kinder die Alt-Töplitzer Schule, davon kamen 55 allein aus dem Dorf selbst. Jedoch war die Zahl der Unterrichtsstunden damals noch recht bescheiden, wie der „Lehrstundenplan 1832/33“ belegt: Im Winter von acht bis elf Uhr am Vormittag oder nachmittags von zwölf bis drei. Im Sommer wurde stets in zwei Abteilung von sieben bis zehn Uhr unterrichtet, denn am Nachmittag mussten die Kinder bei der Ernte helfen. Auch vom zunächst umstrittenen neuen Friedhof wird berichtet, der dann bereits ein kommunaler und kein kirchlicher mehr war, und von den drei Ziegeleien. Die standen nahe am Ufer zum Zernsee, wo sich heute noch der Anlegesteg für Dampfer befindet, um Ziegel für den Aufbau von Berlin liefern zu können. „Auch das Recht, auf eigenem Grund zu schürfen, war damals neu“, erläuterte Vette. Dazu gehören auch die Torflöcher im Mittelbruch hinter dem Sportplatzgelände. In einem Kapitel würdigt Vette die Geschichte der Familie Haagen, die 1836 nach Alt Töplitz kamen. Später bauten sie am Dorfplatz ihr Haus mit Gastwirtschaft und Bäckerei, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder lief. Ab 1960 betrieb die Familie mit einem Vertrag der staatlichen HO eine Kommisionsverkaufsstelle für Lebensmittel. Bis heute ist Haagen der einzige Lebensmittelmarkt in Töplitz geblieben, vor dem letzten Weltkrieg waren es immerhin noch sieben Läden. Für Vette sind viele Entwicklungen der Neuzeit nur zu verstehen, wenn man sich mit dem „langen“ 19. Jahrhundert eingehender beschäftigt. In seinem vierten und zunächst letzten Band der Töplitzer Geschichte wird er das 20. Jahrhundert analysieren und auch die Zeitspanne zwischen 1933 und 1953 nicht aussparen. Er wolle diese dunkle Zeit nicht durch politischen Wertungen erhellen, sondern sich streng an die Berichte und Schicksale der Zeitzeugen halten, versprach er am Freitagabend. Und darauf freut sich bereits wieder eine eingeschworene Fangemeinde, denn die ersten beiden Bände sind nicht nur überregional bekannt geworden, sondern auch bereits vergriffen. Die „Töplitzer Plätze“ können jetzt im Buchhandel unter der ISBN-Nummer 3-8334-0695-X bestellt werden.
Winfried Gutzeit
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