Potsdam-Mittelmark: Von den Japanern lernen
Im aufgeblühten Fercher Bonsaigarten hat die neue Saison begonnen
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Im aufgeblühten Fercher Bonsaigarten hat die neue Saison begonnen Schwielowsee-Ferch. Ein kleines Verkehrschaos verursachten die zahlreichen Besucher, die zur Saisoneröffnung des prächtig gewachsenen Fercher Bonsaigartens am Wochenende strömten: Der 30-jährige Tilo Gragert hatte als Herr des Gartens allen Grund stolz zu sein. Als 14-Jähriger las er erstmals ein Buch über die Bonsaikunst. „Ich war sofort begeistert von der Zucht der kleinen Bäumchen“, erinnert er sich. „Doch Beschreibungen in Büchern sind gut, aber die wahren Künstler kommen aus Japan, und diese zu besuchen, von ihnen zu lernen, war mein größter Wunsch.“ Den erfüllte sich der junge Tischler später mit einer Studienreise, er sah die Gärten in Tokio und kam mit noch größerer Motivation zurück. „Warum gibt es so etwas nicht bei uns“, fragte sich Tilo Gragert, um dann – bestärkt von seiner Mutter – zur Tat zu schreiten. Auf einem Familiengrundstück in Ferch-Mittelbusch schuf er einen Bonsaigarten mit Pavillon. Seine selbst gezüchtete Sammlung der botanischen Perlen bildete den Grundstock für den „Garten der 1000 Sterne, Granatäpfel und Ahorn en miniature, der Zierkirschen, Azaleen und Zierkarpfen“, wie er die Oase japanischer Kultur in Ferch vor sechs Jahren nannte, als er sie erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machte. „In Japan dienen solche Gärten mit einer ganz anderen Ausstattung als in unseren Breiten überwiegend der Meditation“, erklärt Gragert. „Solche Stätte der Ruhe, in der jeder seinen Stress abbauen kann, der möchte – das ist auch mein Ziel.“ Mit der Erweiterung der Anlage ist dem jungen Fercher nun ein weiterer Schritt voran gelungen. Viel Zeit, Mühe und Geld investierte er und füllte als letzte Aktion erst wenige Stunden vor der diesjährigen Saisoneröffnung den umgestalteten Karpfenteich mit Wasser. Schwielowsee-Bürgermeisterin Kerstin Hoppe war begeistert von den in Schalen oder auf Tabletts gepflanzten Bäumen. „Machen sie weiter so, so dass alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Die Gemeinde wird sich hier und da hilfreich zeigen“, versprach sie. Gernot Rosenkranz von der Deutsch-Japanische Gesellschaft Potsdam verfolgte „die hervorragende Entwicklung des Bonsaigartens“ in den vergangenen sechs Jahren, wie er betonte, und lobte die „sehenswerte Minilandschaft, die auf Privatinitiative ohne Fördermittel durch die Liebe zur Bonsaikunst“ entstand. Der Botschafter Japans, Yushu Takashima, bedankte sich bei Tilo Gragert in einem Grußwort, die Botschaftsrat Toshiro Iijima vortrug, für die Pflege der über 1000 Jahre alten japanischen Tradition der Bonsaikultur in Ferch. „In den nächsten Wochen werden weitere Veranstaltungen folgen“, kündigte der Gartenbesitzer an, „aber bisher fand ich durch die vielen Erweiterungsarbeiten keine Gelegenheit, einen festen Plan aufzustellen.“ Übrigens: Die Blütenpracht der kleinen Bäumchen, die ihr ganzes Leben über im gleichen Gefäß jedoch mit gewechselter Erde gedeihen, kann je nach Temperatur zwischen zwei Tagen und zwei Wochen dauern. Wer sie noch erleben möchte, der sollte sich beeilen. Die meiste Zeit des Jahres über ist der Garten grün. „Dieser Anblick fördert die Bewältigung von Stress beim längeren Ruhen“, weiß der Fachmann. Der Bonsaigarten ist außer montags von 11 bis 18 Uhr mit Verkauf geöffnet. Dann erhält auch jeder interessierte Besucher gern Ratschläge für eine erfolgreiche Pflege. Wolfgang Post
Wolfgang Post
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