
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Von der Apfelplantage zum Ortszentrum
Kleinmachnows Rathausmarkt ist komplett – heute wird Eröffnung gefeiert
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Kleinmachnow - Es ist gemütlich im Laden von Thusnelda Richter. „Krims und Krams“ – der Name ist Programm: Kerzen, Uhren, Duftöle, Figürchen und Vasen in allen Größen und Formen stehen gut platziert in den Regalen, auf dem Boden und rund um die Kasse. „Davon haben wir einen Bub und ein Mädel“, erklärt Thusnelda Richter mit unüberhörbarem österreichischen Akzent einer Kundin mit einem Zwerg in der Hand. Nach einem kurzen Gespräch, einigen kleinen Scherzen, ist der Kauf perfekt. Zwei Zwerge wechseln den Besitzer.
Thusnelda Richter ist eine von sechs Geschäftsinhabern, die Anfang des Monats die Schlüssel zu ihren neuen Geschäftsräumen am Kleinmachnower Rathausmarkt erhalten haben. Im fünften Jahr seines Bestehens ist das Einkaufs- und Wohnzentrum am Rathaus jetzt komplett. Die Bauarbeiten an dem letzten fehlenden Teilstück des vierteiligen Gebäudeensembles sind abgeschlossen. Heute soll das mit einem Fest auf dem Markt gefeiert werden. Die Stimmung in den Geschäften war schon im Vorfeld sehr gut.
Claudia Mroch-Klemme, die mit ihrem Modeladen „Mr. Ed“ schon seit der ersten Geschäftseröffnung am Markt zu finden ist, hat sich sogar vergrößert. Sie ist umgezogen in einen der neuen Läden. „Der Markt ist einzigartig hier in der Region“, schwärmt die Chefin. Zwar sei der Standort nicht automatisch eine Lizenz zum Gelddrucken, aber die Kasse klingelt. „Es fahren keine lauten Autos vor der Tür, die Kunden sind gut gelaunt und das Umfeld ist vielseitig“, sagt sie.
Genau aus diesem Grund kommen auch die beiden alten Freundinnen Almut Bernstein und Alice Wurmstich hier her: „Einmal rundrum und man hat alles beisammen“, erzählen die Rentnerinnen. Da gebe es die Apotheke an der Ecke, den Augen- und Ohrenarzt, eine Änderungsschneiderei, den Buchladen, einen Reichelt-Markt und ganz neu ein Unterwäschegeschäft. „Ich bin so glücklich, dass es hier endlich ein Unterwäschegeschäft gibt“, sagt Almut Bernstein. Vorher musste sie nach Berlin, um Höschen zu kaufen. Doch ein fader Beigeschmack bleibt, sagen die Damen: Aus einer alten Apfelplantage ein Ortszentrum machen? Das konnten sie sich früher nicht vorstellen. „Diese vier Klopper“, sagen sie kopfschüttelnd und erinnern sich an die Diskussionen im Ort. „Die hätten auch kleiner bauen können“, findet Frau Wurmstich noch heute. Missen will sie den Markt aber nicht mehr.
Die Kritik an der Bebauung des Marktplatzes hat abgenommen, weiß Carsten Fischer, Geschäftsführer der Gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft, die für die Verwaltung und Vermietung der Geschäfte, Büros, der 100 Wohnungen und verschieden Praxen verantwortlich ist. „Irgendwann haben sich die Menschen daran gewöhnt“, sagt Fischer. Der Markt habe sich gut entwickelt. Nur noch zehn Wohnungen sind frei. Die letzten freien Verkaufsflächen werden demnächst vermietet. Ein Fahrradladen soll noch kommen. Einziges Manko am Markt: Die 460 Parkplätze reichen nicht. Hier müsse die Gemeinde handeln, sagt Fischer – sie besitze die letzten noch freien Flächen direkt am Rathaus. Damit der Kundenstrom nicht abreißt, plane die Gewog bereits ein neues Bauprojekt in unmittelbarer Nähe des Marktes. Hinter dem Gebäude des alten Ärztehauses könnte ein altersgerechter Wohnblock mit knapp 50 Wohnungen entstehen, erzählt Fischer.
Für die Geschäfte können nahe Anwohner nur gut sein, findet Thusnelda Richter. „Hier ist schon mehr los, als in meinem alten Laden“, schwärmt die Chefin des „Krims und Krams“. Zwar bezahle sie jetzt mehr Miete, sagt sie, aber: „Das ist es wert.“ Tobias Reichelt
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