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Potsdam-Mittelmark: Von der grauen Maus zur Perle
Die Fercher Dorfsanierung ist abgeschlossen. Seit 1996 gab es rund fünf Millionen Euro Fördermittel
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Schwielowsee - Die Dorfsanierung in Ferch ist abgeschlossen, die Sanierungsförderung ist Vergangenheit. Gestern wurde zur Abschlussveranstaltung ins Fercher Rathaus eingeladen. Das Dorf habe sich dank der Städebauförderung von Bund und Land von der „grauen Maus“ zur „Perle am Schwielowsee“ verwandelt, sagte Ortsvorsteher Roland Büchner (Bürgerbündnis). Bauprojekte seien mit fünf Millionen Euro von Land, Bund und aus dem kommunalen Eigenanteil gefördert worden, seitdem der alte Dorfkern 1996 zum Sanierungsgebiet erklärt wurde. „Das ist für ein Dorf mit 1700 Einwohnern sehr viel Geld“, so Büchner.
Zuletzt sind auch die Ausgleichbeiträge der Fercher von insgesamt fast 400 000 Euro in das Sanierungs-Großprojekt geflossen. Hinzu kämen die privaten Investitionen, die durch die Förderung ausgelöst wurden. Der Dorfkern im Osten des ausgedehnten Ortes hatte es bitter nötig: Nach der Wende waren die öffentlichen Gebäude in desolatem Zustand, es gab kaum befestigte Straßen und zwischen Fußgängern, Radlern und dem Kraftverkehr herrschte ein wirres Durcheinander. Auch die private Bausubstanz ließ zu wünschen übrig, ortsbildprägende Villen und Bauernhäuser gammelten vor sich hin. Ziel sei es damals gewesen, städtebauliche Misstände abzubauen und städtebauliche Werte zu bewahren, die Infrastruktur zu entwickeln und das Image des alten Malerdorfes aufzupeppen, so Büchner. Sein Fazit: „Das ist gelungen.“
32 Gebäude seien in den Genuss der Sanierungsförderung gekommen. Die Alte Schule, heute Begegnungshaus, und das Kossätenhaus, das zum Standort des Havelländischen Malermuseums geworden ist, würden ohne die Förderung wohl nicht mehr stehen. Profitiert habe auch die Verkehrsinfrastruktur, so der Ortsvorsteher: Neben der Dorfstraße wurden acht weitere Straßen ausgebaut, zwei neue Bushaltestellen und ein neuer Parkplatz angelegt. „Wobei die Parkplätze manchmal schon nicht mehr reichen“, so Büchner. „Das ist der Nachteil, wenn das Image sich verbessert. Aber wir freuen uns natürlich über die Besucher.“
Anfangs habe es auch Widerstände dagegen gegeben, einen 17 Hektar großen Bereich des Dorfes zum Sanierungsgebiet zu erklären – erst so wurde die Förderung möglich. Auf der anderen Seite mussten sich die Eigentümer verpflichten, am Ende die Wertsteigerung ihrer Grundstücke auszugleichen, auf jeden Bewohner kamen am Ende im Schnitt 4000 Euro zu. Thomas Hartmann (SPD), der als erster Nachwendebürgermeister des Dorfs das Projekt maßgeblich vorangetrieben hatte, sagte gestern: „Man muss als Kommunalpolitiker die Leute zu ihrem Glück manchmal zwingen.“ Der Erfolg freue ihn.
Hartmann, Büchner, Bauamtsleiterin Kerstin Murin, die Kämmerin und frühere „Gemeindedirektorin“ Ute Lietz und der frühere Amtsdirektor Bernd Lietz durften sich zum Abschluss des Festakts als Entscheider der ersten Stunde ins Goldene Buch der Gemeinde eintragen. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) dankte gestern auch den anderen Mitwirkenden und Bürgern. „Das heutige Ferch kann stolz auf seine gesamte Entwicklung sein und vor allem auf seine Menschen“, so die Bürgermeisterin.
Vor dem Fercher Rathaus wurde zu dem Anlass eine Stele aufgestellt, die allerdings schon ein Sanierungsfall ist: Ferch ist darauf als Ortsteil der Gemeinde Schwielochsee (Dahme-Spreewald) verzeichnet, eine immer wieder mal auftauchende Verwechslung. Immerhin soll es dort auch erholsam sein. Henry Klix
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