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Potsdam-Mittelmark: Von der Verkehrsschneise zum Flanierplatz

Ein Workshop mit Anwohnern suchte nach Konzepten für den unattraktiven Ruhlsdorfer Platz in Teltow

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Ein Workshop mit Anwohnern suchte nach Konzepten für den unattraktiven Ruhlsdorfer Platz in Teltow Teltow – Teltow im Jahr 2020: Die Flaniermeile um den Ruhlsdorfer Platz ist die Adresse der kleinen Läden und Straßenlokale. Schaufenster und Auslagen ziehen Passanten an. Schreibwaren- und Spielzeugladen, Schuhgeschäft und Boutiquen reihen sich aneinander. Neben Bäckerei und Cafè ein Antiquariat zum Stöbern. Noch 14 Jahre zuvor kreuzten nimmermüde Autoschlangen den Platz, heute führt ein Spangensystem die großen Verkehrsströme um die Stadt herum. Auch die Fahrzeuge, die einst die Grünflächen vor den Wohnblöcken garnierten sind im Schlund des großen unterirdischen Parkhauses am S-Bahnhof verschwunden – so könnte Teltow aussehen, wenn sich die Visionen der Teilnehmer des 1. Werkstattgesprächs erfüllen. Das fand jüngst in der Teltower Gesamtschule statt. Der Einladung von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) und dem Büro complan folgten rund 50 Teltower, die als Experten vor Ort ihre Wünsche zum Stadtquartier rund um den Ruhlsdorfer Platz formulierten. Diese Anregungen sollen später in ein Leitbild einfließen. Doch zuvor war eine Bestandsaufnahme nötig. Fotos von Jugendlichen, die in ihren Sommerferien die Umgebung unter die Linse genommen hatten, stimmten darauf ein. Die Fotos dokumentierten vor allem Gegensätze: sanierte Wohnblöcke und Häuser, die bereits dem Verfall preisgegeben sind. Andere Bilder zeigten Radfahrer und Autokolonnen. Fazit der Teilnehmer: „Der Platz wird seiner Funktion als Eingangstor zur Stadt nicht gerecht". Fußgänger fühlen sich unwohl hier, die meisten überqueren den Platz in Eile. Doch der Stadtbereich hat auch Potenziale, meist verborgene wie den Buga-Radweg. „Über den stolpern Ortsunkundige nur rein zufällig", kritisierten Teilnehmer. Die Ausschilderung sei schlecht. Kritik gab es auch zum fehlenden Radweg an der Ruhlsdorfer Straße im Gegensatz zu den gut gestalteten Fuß- und Radwegen der anderen Straßen, die zum Ruhlsdorfer Platz führen. Rings um den Platz wünschen sich viele grüne Oasen zum Verweilen mit Cafés und kleinen Geschäften. Außerdem wurden Bäume an der Potsdamer Straße gefordert. Parkähnliche Anlagen, Mietergärten und Tiefgarage werden für die umliegenden Wohngebiete gewünscht, vor allem aber Orte, an denen die Anwohner sich treffen und ins Gespräch kommen können. Geeignet erschien einigen die ehemalige mittlerweile leer stehende Kaufhalle, in die vielleicht eine Kegelbahn mit Gastronomie einziehen könnte. In der Tat hat die Gegend noch viele Defizite, wie der Chef der Teltower Wohnungsbaugenossenschaft Martin Nebel einräumte. Zwar hat das Wohngebiet Schule, Kaufhalle und Jugendeinrichtung, doch vieles wurde nach 1989 nicht mehr fertiggestellt. Sichtbar wird das vor allem an den Außenanlagen zur Mahlower Straße. Ebenso fehlen attraktive Freizeitzentren, Gastronomie und Läden. Problematisch ist die Gegend auch, weil viele Grundstücke Privatbesitz sind. Immerhin ist der Leerstand bei Wohnungen inzwischen wieder gesunken und beträgt zurzeit sieben Prozent. Ein Grund dafür ist vor allem die S-Bahn, die im Frühjahr 2005 startet. Entwicklungspotenzial bietet auch das Naherholungsgebiet am Kanalufer, wie die Diskussion in den Arbeitsgruppen zeigte. Die Wunschliste reicht hier von Spaßbad, Skaterbahn, Sportanlagen, Konstruktionsspielplatz und Festwiese bis zum Bootsverleih. Einige Diskussionsteilnehmer bezeichneten solche Wünsche als unrealistisch, andere hielten dagegen, ohne Träume und Visionen lasse sich nichts verändern. Der Platz soll lebendig und interessant werden, diesen beiden Attributen stimmten die meisten zu. Der hohe Grad an Euphorie, mit dem das Werkstattgespräch geführt wurde, lässt vermuten, dass es um tiefer liegende Bedürfnisse ging als der trockene Arbeitstitel „Handlungskonzept für den Stadtbereich Ruhlsdorfer Platz" verriet. Heimat ist als Wort zu abgegriffen, am besten hat wohl Marion Storm dieses Gefühl beschrieben: „Ich wünsche mir, dass diejenigen, die zum ersten Mal den Ruhlsdorfer Platz sehen, eine Pause einlegen, weil sie hier einkaufen, Kaffee trinken und entspannen möchten". Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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