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Potsdam-Mittelmark: Von Insel zu Insel

Werbung für Großbritannien und Werder (Havel) auf diplomatischem Parkett

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Werder / Berlin – Keine Mühen scheuen die Werderaner, um originell für ihre Stadt zu werben. Am Montagabend stellten sie kurzerhand das kleine Ausflugsschiff „Elisa von Petzow“ auf „Trockendock“ vor die Brandenburgische Landesvertretung in Berlin. Anlass war eine Präsentation der Blütenstadt als „sympathische Alternative vor den Toren Berlins“, organisiert von der Landesregierung sowie dem Städte- und Gemeindebund. Weil auch der Britische Botschafter Sir Peter Torry als Referent erwartet wurde, lag die Idee mit dem Kahn sehr nah. Schließlich seien die Werderaner ebenso wie die Briten Insulaner und Seefahrer, betonte Moderator Dieter Fläming.

Erste wirtschaftliche Verbindungen zwischen Werder und dem Königreich gibt es bereits. Im Jahr 2004 hat die britische Firma Gazeley Limited 50 Hektar Fläche am Autobahnanschluss Groß Kreutz / Plötzin gekauft, um dort einen Logistikpark zu errichten. Vorerst werden dort zwei Hallen mit einer Größe von 8000 bzw. 13 000 Quadratmetern vermietet. Karl-Heinz Hohoff, Deutschland-Repräsentant der Firma, hofft auf weitere Ansiedlungen und baut auf die gute strategische Lage. „Werder befindet sich genau auf der Ost-West-Achse und verfügt über eine sehr gute Autobahnanbindung“, begründete er die Standortentscheidung.

Das Engagement der Briten ordnet sich ein in hervorragende bilaterale Wirtschaftsbeziehungen. „Deutschland ist unser zweitwichtigster Handelspartner weltweit, nur knapp hinter den USA“, betonte Botschafter Peter Torry. Die Region Berlin-Brandenburg spiele dabei eine herausragende Rolle. Vielleicht können davon künftig auch andere Werderaner Unternehmen noch mehr profitieren. Am Montag stellten sich in der Ländervertretung unter anderem die Firma Miele, Schuke-Orgelbau, das Schaltgerätewerk, Werder-Feinkost sowie Herbstreith & Fox als größter Apfel-Pektinhersteller der Welt vor. Dazu gab es Wein vom Werderaner Wachtelberg – ein Tropfen, der sogar schon Königin Elisabeth II. während ihres Deutschland-Besuchs im Jahr 2004 serviert wurde.

Diplomatisch blieb es auch im weiteren Verlauf des Abends. Dass Werder trotz aller Potenziale von der Landesregierung nicht als Mittelzentrum oder Wachstumskern eingestuft wird, kritisierte Bürgermeister Werner Große (CDU) sachlich knapp: „Wir entwickeln uns trotzdem weiter und zählen jetzt bereits 23 000 Einwohner, 20 Prozent mehr als noch 1990“, betonte er. Über 2000 baurechtlich gesicherte Grundstücke für neue Wohnhäuser gebe es zur Zeit noch in Werder. Gewerbeflächen werden unter anderem auch in den Havelauen angeboten.

Zwei Hauptsäulen der Werderaner Wirtschaft seien Obstbau und Tourismus. Gefreut habe er sich über die jüngste Verleihung des Brandenburgischen Tourismuspreises an das Resort Schwielowsee, sagte Große. Auch damit werde sich Werder international präsentieren, spätestens wenn dort im Mai die Finanzminister der G 8-Staaten tagen, so Große. Bei allen Entwicklungsplänen wisse man jedoch, dass die Natur für Werder ein sehr wichtiges Kapital sei.

Infrastrukturminister Reinhold Dellman (SPD) lobte Werder als „Boom-Gemeinde, die von einer guten Kommunalpolitik und der Lagegunst profitiert“. Laut Landesentwicklungsplan könnten in Werder langfristig auf 200 Hektar noch Wohnsiedlungen entstehen. Auch weitere Gewerbeansiedlungen seien kein Problem. Nur für große Einkaufszentren sei die Stadt nicht vorgesehen.

Spät am Abend startete Marina-Betreiber Wolfgang Hotzel dann mit seinem kleinen Ausflugsschiff auf dem Landweg wieder in Richtung Werder – zweieinhalb Stunden über weitgehend leere Straßen. Morgen soll die „Elisa von Petzow“ zu Wasser gelassen werden. In Werder beginnt die Saison. Hagen Ludwig

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