KulTOUR: Von Sumer bis nach Ferch
Ferch - Unter den Kulturveranstaltern rund ums Flächengewässser scheint das 1998 begründete „Kulturforum Schwielowsee“ eher einer der stilleren zu sein, wenigstens in Sachen PR. Sein Meisterstück ist sicher die „Caputher Kunsttour“ (seit 2007), aber auch sonst sind die durchweg ehrenamtlich wirkenden Damen und Herren um Lothar Knappe sehr aktiv, liegt ihnen doch die „Pflege und Intensivierung des Kulturlebens rund um den Schwielowsee in den Ortsteilen Ferch, Caputh und Geltow“ (Selbstaussage) am Herzen.
Stand:
Ferch - Unter den Kulturveranstaltern rund ums Flächengewässser scheint das 1998 begründete „Kulturforum Schwielowsee“ eher einer der stilleren zu sein, wenigstens in Sachen PR. Sein Meisterstück ist sicher die „Caputher Kunsttour“ (seit 2007), aber auch sonst sind die durchweg ehrenamtlich wirkenden Damen und Herren um Lothar Knappe sehr aktiv, liegt ihnen doch die „Pflege und Intensivierung des Kulturlebens rund um den Schwielowsee in den Ortsteilen Ferch, Caputh und Geltow“ (Selbstaussage) am Herzen. Das Publikum dankt durch Aufmerksamkeit und Treue, was da an Konzert, Lesung, Ausstellung, Kabarett und Architektur geboten wird – nicht zu vergessen das „tägliche Brot“, denn auch der wiedererrichtete Backofen in Ferch ist dem Forum zu verdanken. Das alles hat Form und Stil, und dient auch der bildungsbürgerlichen Tradition.
Ganz in diesem Sinne ging es am Sonnabend bei der letzten Veranstaltung der Saison in Ferchs Fischerkirche zu. Dort erzählte die renommierte Harfenistin Katharina Hanstedt in Wort und Klang vom bewegten Hiersein dieses Instruments durch die Jahrhunderte. Nicht jedes hat ja eine so hohe Patenschaft im Himmel, steht für Sphärisches, für Harmonie, das war schon in Sumer bekannt. Zum Auftakt erklang eine Pavane aus der Hochburg dieses Akkord-Instruments, Spanien des 16. Jahrhunderts. Erst seit dieser Zeit, so Hanstedt, hat man die Melodien ja notiert, vorher gab es nur die mündliche Weitergabe. So bleibt der Klang lebendig. Es folgten Beispiele irischer Harfenmusik aus dem 17. Jahrhundert, nur mit den Fingernägeln zu zupfen und zu spielen. So weit, so lieblich, so urig.
Dann aber wurde die Hakenharfe erfunden, mit der man nun auch ins Reich der Halbtöne eindringen konnte. Vater Bach schätzte den Nachklang nicht, so die Vortragende, er störte seine Polyphonien. Aber Johann Christian und Carl Philipp Emanuel Bach hinderte das nicht, Eigenes für das technisch verbesserte Zupfinstrument zu schaffen. So waren ein Adagio und ein Menuett aus den „Stücken für Harfenuhren“ von Carl Philipp Emanuel zu hören, wo manchmal das väterliche staccato noch etwas durchklang.
Ab dem 18. Jahrhundert hatten dann auch eigenständige Pedalharfen Einzug gefunden, zuerst in einfacher Pedalform, dann doppelt, was heute unter dem Begriff „Konzertharfe“ läuft. Die Komponisten hatten nun das gesamte Tonspektrum zur Verfügung, zumal sie „entweder selbst Harfe spielten oder mit einer Harfenistin verheiratet waren“, so Hanstedt. Jan Ladislav Dussek und Ludwig Spohr zum Beispiel, von denen eine Sonatine in F-Dur beziehungsweise eine schöne c-moll-Phantasie erklangen. Die neue Harfe – erklärte Spezialistin für die schönsten glissandi zwischen Himmel und Welt – schaffte es ins Orchester, wurde dort aber meist nur partiell eingesetzt, wie in Tschaikowskis „Schwanensee“ oder in Wagners „Ring“. Dass sich auch die Neue Musik auf sie versteht, war bei Lothar Voigtländers ruhlosem „Nocturne“ zu hören. Werke von Carlos Salzedo und Jacques Ibert vervollständigten dieses wohlklingende Jahres-Ultimo.
Zugegeben, etwas adventlicher hätte es schon sein können, zumal ja eine ideelle Korrespondenz zum Fercher Weihnachtsmarkt beabsichtigt war und das Kulturforum vom „täglichen Brot“ doch etwas versteht, aber was nicht ist... Gerold Paul
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: