Von Tobias Reichelt: Von Tier zu Mensch
Die Stahnsdorferin Franziska Lüderitz gibt Nachhilfe in der Verständigung mit Tieren
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Stahnsdorf - Ein langgezogenes „Miiaaauuu“ dringt durch die Stille der voll besetzten Wohnküche. Rund um den Küchentisch sitzen mucksmäuschenstill eng beieinander sechs Tierliebhaber und eine Tierkommunikatorin. Die Köpfe über ein Blatt Papier gesenkt, einen Stift in der Hand, sind sie tief konzentriert, ihre Augen geschlossen. Im Sinn haben sie alle Kater Theo. „Miauauau“, mauzt es wieder unter dem Tisch hervor. Geschützt vor allen Blicken, hat sich Theo versteckt. „Er ist überfordert, er spürt eine Enge in der Brust“, unterbricht Franziska Lüderitz das minutenlange Schweigen. Die Anspannung im Raum weicht. Die Augen werden geöffnet. Die spirituelle Verbindung ist unterbrochen.
„Tiere zu verstehen, ist keine übersinnliche Gabe“, sagt Franziska Lüderitz. „Es ist eine Fähigkeit, die wir alle haben. Das einzige was uns im Weg steht, sind wir selbst“, erklärt die junge Stahnsdorferin ihren Kursteilnehmern. Seit rund einem halben Jahr leitet die 23-Jährige an Wochenenden Seminare, in denen sie Menschen mit der Verständigung mit Tieren vertraut macht. Warum fliegt mein Vogel nicht? Was hat der Hund gegen unsere Kinder? Ist der Rüde der richtige Partner für meine Hündin? – keine Frage ist tabu. Allerdings: Nicht auf jede bekommen Herrchen, Frauchen oder die Tierkommunikatorin eine Antwort. So wie heute wohl auch bei Kater Theo.
„Er ist so mäkelig“, sagt Theos Frauchen Babette und erklärt, warum der Kater überhaupt in der kleinen Wohnküche sitzt. „Mal frisst er, mal frisst er nicht. Ich möchte wissen warum“, sagt sie. Dass Theo nicht „reden“ will, ist ungewöhnlich. Noch vor wenigen Monaten war der junge Kater ohne Probleme mit Franziska Lüderitz ins „Gespräch“ gekommen. Die Tierkommunikatorin war einer Schwäche des Katers nachgegangen: „Theo hat jeden Abend gezielt in mein Bett gepullert“, erzählt Theos Besitzerin Babette. „Wir wussten nicht, was wir falsch machen.“ Bis ihnen Franziska Lüderitz auf die Sprünge geholfen habe. Schuld an der Sudelei war Theos Vorgängerin, die verschwundene Katze Lilli, stellte Lüderitz im „Gespräch“ mit Theo fest. Zu sehr habe die Familie des jungen Katers an der entlaufenen Katze gehangen, erzählt sie. Theo fühlte sich vernachlässigt. „Er wollte klarstellen, dass Lilli weg ist. Babette und ihr Mann sollten das akzeptieren.“ Als das geschah, löste sich das Problem.
Wichtig sei, wie man die Tiere anspreche, erklärt Tierkommunikatorin Lüderitz selbstbewusst: „Manche wollen gesiezt werden, deshalb sollte man höflich bleiben.“ Ist eine mentale Verbindung hergestellt, sei der Rest einfach: Der Mensch stellt eine Frage und im besten Fall antwortet das Tier. Richtig gesprochen werde nicht, es würden Gedanken ausgetauscht. „Alle Menschen akzeptieren, dass Tiere uns verstehen, warum sollte es dann nicht auch in die andere Richtung funktionieren?“, fragt Lüderitz.
Um den Prozess zu befördern, gebe es einige ernstzunehmende esoterische Grundregeln: Keine Milch trinken, keine Schokolade essen und eine Kerze anzünden. „Mit einem Tier zu reden, ist wie in einen Spiegel zu blicken“, sagt Lüderitz – schütte man Milch gegen den Spiegel, werde der stumpf, das Bild verblasst. Eine Kerze hingegen spende den Gesprächspartnern Licht auf dem spirituellen Erkenntnisweg.
Vor fast drei Jahren hat sich die 23-jährige Stahnsdorferin das erste Mal mit dem mystischen Thema der Kommunikation von Tier zu Mensch beschäftigt. „Unser Hund Leia hatte gebissen“, erzählt Lüderitz. Die Trainer in der Hundeschule konnten nicht helfen. Sie empfahlen eine Tierkommunikatorin. „Sie hat uns dann Sachen über unseren Hund erzählt, die konnte sie eigentlich nicht wissen.“ Zum Beispiel, dass die Hündin Schokolade und Eis zugesteckt bekam. Das Interesse bei Franziska Lüderitz war geweckt. Wie ihre sechs Kursteilnehmer heute, bekam auch sie den spirituellen Weg zum Tier-Dolmetscher von einem Profi in einem Kurs gewiesen.
Mit Erfolg, wie sie sagt. „Es spielt keine Rolle, ob Tiere im Raum sind oder nicht, ob sie leben oder tot sind“, erzählt Lüderitz. Sie könne auch über Fotos mit den Tieren sprechen. Sie müssten ihr nichteinmal bekannt sein, erklärt sie. Ihr Lieblingsgesprächspartner sei ein Hai, ausgedruckt auf einem kleinen Kärtchen.
Was mit gefräßigen Haien funktioniert, scheint auch mit anderen Tieren möglich: So bietet die Tierkommunikatorin ihre Hilfe sogar via Internet an. Ein Foto samt Fragen per Email gesendet, genüge meist, sagt Lüderitz. Allerdings: „Es ist wie bei den Menschen, nicht jedes Tier will mit uns reden“, sagt Lüderitz.
So scheint es auch bei Kater Theo. Als er sich nach einer halben Stunde aus seinem Versteck traut, ist die Gruppe um Tierkommunikatorin Lüderitz bereits im spirituellen Jenseits abgetaucht, diesmal auf der Suche nach Theos Vorgängerin, der verschwundenen Katze Lilli.
Mehr Infos im Internet unter www.tierbotschafter.de
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