zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Von Wachseiern und Feuern

Osterbräuche werden in der Lausitz gepflegt

Stand:

Osterbräuche werden in der Lausitz gepflegt Von Dana Trenkner Auch wenn es ihr manchmal schon schwer fällt - die 82-jährige Charlotte Lukas lässt es sich nicht nehmen: Wie in jedem Jahr verziert die Cottbuserin auch diesmal zur Osterzeit weiße Hühnereier nach sorbischem Vorbild mit heißem Wachs und färbt sie anschließend bunt. Auf dem Tisch liegt eine halbierte Kartoffel, in der ein alter Aluminiumlöffel steckt. Dessen ovale Fläche wurde zu einer Schale nach hinten gebogen. Darin schmilzt unter der Wärme einer Kerze das Bienenwachs. Stöckchen, in die entweder Stecknadeln mit farbigen Köpfen oder zurechtgestutzte Federn gesteckt werden, nehmen das Wachs auf. Dieses muss dann schnell aufgetragen werden, damit es nicht hart wird. Immer wieder stippt die alte Dame die selbst gebaut Werkzeuge in Windeseile auf die Hühnereier. Nach kurzer Zeit entstehen komplizierte Muster, die das ganze Ei überziehen. In die Geheimnisse der Ostereier-Malerei wurde Charlotte Lukas von ihrer Mutter eingeweiht. Vor Jahren hat sie diese an ihre Töchter und Enkelkinder weitergegeben. Die kleinen Kunstwerke werden verschenkt - oder selbst aufgegessen. Denn nicht nur für Touristen, die den Spreewald besuchen, wird beispielsweise das Ostereier-Verzieren in der Lausitz gepflegt. In der Region im Süden Brandenburgs sind alte Bräuche und Sitten auch heute noch lebendig. Beim so genannten Waleien spielen ebenfalls Eier die Hauptrolle. Im Garten oder auf einer Wiese werden die verzierten Gebilde auf einer vorher angelegten Bahn, an deren Ende sich eine Vertiefung befindet, heruntergerollt. Dabei sollen - ähnlich wie beim französischen Boule - möglichst viele Eier der anderen Spieler getroffen werden. Der Sieger erhält entweder ein Geldstück oder ein weiteres Ei. Die Naturalien werden dann oft auf dem Heimweg verzehrt. Spielen Kinder mit, wird als zusätzlicher Anreiz oft ein Geldstück in die Sandbahn gesteckt, das die Kinder treffen müssen und dann mitnehmen dürfen. Das Waleien hat seinen Ursprung in einer Art Fruchtbarkeitszauber: Rollte man ein Ei im Frühjahr zur Osterzeit über die Felder - so glaubten die Bauern -fördere das die Fruchtbarkeit des Bodens und begünstige eine gute Ernte. In mehr als 100 Lausitzer Orten werden am Ostersamstag auch riesige Holzstöße entzündet, um die sich meist die Dorfjugend versammelt. Der Brauch der Osterfeuer geht vermutlich auf den Glauben an die reinigende und erneuernde Kraft der Flammen zurück. Bewohner vieler Orte machen sich einen Spaß daraus, die Feuer der anderen heimlich schon vorher in Brand zu stecken. Deshalb werden die Holzstöße meist schon Tage vor dem Osterwochenende rund um die Uhr von Freiwilligen bewacht. Uralt ist der Brauch rund um das Osterwasser. Das Ritual soll schon aus vorchristlicher Zeit stammen und auf den Glauben an die reinigende Kraft des Wassers zurückgehen. In der Nacht zum Ostersonntag holten junge Mädchen einen Krug Wasser aus einem Bach oder Fluss. Auf dem Weg dorthin durften sie nicht sprechen, da das Wasser sonst seine gesundheitsfördernde Wirkung verlor. Die Jungen des Ortes lauerten den Mädchen auf dem Rückweg auf und versuchten, sie zum Sprechen zu bewegen. Auch heute noch besprengen Bauern in der Lausitz mit dem so genannten Osterwasser ihr Vieh und manchmal auch Menschen, denen sie begegnen.

Dana Trenkner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })