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Potsdam-Mittelmark: Vor dem Duell

Doppelinterview mit den Kandidaten für die Michendorfer Bürgermeisterstichwahl, Cornelia Jung und Eckhard Reinkensmeier

Stand:

Doppelinterview mit den Kandidaten für die Michendorfer Bürgermeisterstichwahl, Cornelia Jung und Eckhard Reinkensmeier Die Wahl wird den Michendorfern am kommenden Sonntag etwas leichter gemacht. Standen sich am 26. Oktober noch sechs Bürgermeisterkandidaten gegenüber, so haben sich die Bewohner der sechs neuen Ortsteile am 16. November nur noch zwischen Cornelia Jung und Eckhard Reinkensmeier zu entscheiden. Die Fronten zur Stichwahl sind geklärt: Erhält Jung die Unterstützung von CDU und Unabhängiger Wählergemeinschaft, so wird SPD-Kandidat Reinkensmeier von den Grünen und dem gescheiterten Wildenbrucher Bürgermeisterkandidaten Wilfried Ahrens (parteilos) favorisiert. Die 42-jährige, parteilose ehemalige Amtsdirektorin und der 45-jährige Michendorfer Bauingenieur konnten im ersten Wahlgang mit 28,2 (Jung) und 22,9 Prozent (Reinkensmeier) die besten Ergebnisse aller Kandidaten erzielen. Keiner von beiden kam aber über die erforderlichen 50 Prozent, deshalb wurde der zweite Wahlgang erforderlich. Wie er ausgehen wird, scheint angesichts der vorherigen, knappen Voten offen. Vor 18 Tagen hatten Jung 1318 und Reinkensmeier 1073 Wählerstimmen erzielt. Die Ergebnisse in den Ortsteilen gestalteten sich wie folgt (jeweils erst Jung, dann Reinkensmeier): Fresdorf 35 und 33, Langerwisch 181 und 147, Michendorf 431 und 472, Stücken 99 und 42, Wildenbruch 200 und 108, Wilhelmshorst 168 und 146. Zumindest an der Wahlbeteiligung von etwa 50 Prozent wird sich am Stichwahltag offenbar nicht viel ändern, die Briefwahlbeteiligung hat sich nach Angaben von Wahlleiterin Bettina Krämer bisher gleich gestaltet. Als letzte Orientierungshilfe hat PNN-Redakteur Henry Klix ein Doppelinterview mit den Kandidaten geführt. Warum sind gerade Sie am besten für den Bürgermeisterposten geeignet? Cornelia Jung: Dafür spricht meine Verwaltungserfahrung, die ich in unterschiedlicher Zuständigkeit und Verantwortung seit 1990 sammeln konnte. Ich habe daher die für die Tätigkeit eines Verwaltungschefs erforderliche Fachkompetenz. Darüber hinaus hatte ich gemeinsam mit den Bürgermeistern und Gemeindevertretungen in den letzten 3 Jahren als parteiloser Dienstleister die Interessen aller 6 Orte zu vertreten. Ich sehe die Lage der Dinge daher nicht nur aus der Sicht eines einzelnen Ortes. Eckhard Reinkensmeier: Seit 43 Jahren bin ich hier verwurzelt und habe mich seit 1990 in der Kommunalpolitik engagiert. Natürlich nehme ich nicht für mich in Anspruch, aus dem Stand am besten geeignet zu sein. Allerdings musste ich mich als Bauingenieur und selbstständiger Unternehmer in vielschichtige Sachverhalte einarbeiten und habe gemerkt, dass mir das gut gelingt. Ich bin pragmatisch veranlagt und musste den effizienten Umgang mit Geld, Sachwerten und Personal lernen. Wie wollen Sie die Großgemeinde einen und gleichzeitig Klage gegen die Gemeindefusion führen? Cornelia Jung: Mit der Erhebung der Klagen nahmen unsere Orte ihr Recht auf kommunale Selbstverwaltung wahr. Unabhängig vom Ausgang der Verfahren gilt es, gemeinsam mit den neu gewählten Gemeindevertretern, den Mitgliedern der Ortsbeiräte, Vereinen und allen engagierten Bürgern das Beste aus dieser Situation zu machen. Das dies möglich ist, haben wir im Amtsausschuss bewiesen. Dabei denke ich zum Beispiel an die Entwicklung der Grundschulen und Amtsfeuerwehr. Eckhard Reinkensmeier: Ich trete dafür ein, die Klagen zum Erfolg zu führen. Bis zu einem Gerichtsurteil muss unser Gemeinwesen aber trotzdem im Sinne einer Großgemeinde funktionieren, um all unsere Interessen zu wahren. Die historisch gewachsene Einzigartigkeit der Gemeinden möchte ich sichern und werde gemeinsame Ziele nach außen strikt verfolgen. Dazu ist es unerlässlich, den Stimmen der Ortsbeiräte hohes Gewicht beizumessen. Gibt es eine Michendorfer Ortsumgehungsstraße, die verbindet und nicht trennt? Cornelia Jung: Nach Ausgang des Eilverfahrens muss ich davon ausgehen, dass die Umgehungsstraße nunmehr entsprechend der im Planfeststellungsverfahren festgelegten Trasse gebaut werden wird. Ich sehe aber trotzdem die Möglichkeit, in engem Zusammenwirken zwischen Bürgern, Ortsbeiräten und der neuen Gemeindevertretung punktuelle Verbesserungen für die von der Maßnahme in Langerwisch, Michendorf und Wilhelmshorst Betroffenen zu erreichen. Hierfür möchte ich mich einsetzen. Eckhard Reinkensmeier: Wie auch immer der Trassenverlauf gewählt wird – einige Bewohner unserer Großgemeinde werden Belastungen davontragen, Andere Entlastungen spüren. Da die Baugenehmigung vorliegt und anhängige Klagen wenig Erfolg versprechend sind, ist es für eine Grundsatzdiskussion zu spät. Gemeinsam müssen wir versuchen, die noch bestehenden Möglichkeiten der Einflussnahme so zu nutzen, dass Belastungen so gering wie möglich bleiben. Einen Tunnel wird uns leider niemand bezahlen. Wie gläsern muss die Verwaltung sein, damit der Bürgermeister nicht im Glashaus sitzt? Cornelia Jung: Die Zukunft kann nur in einer weiteren Optimierung unserer Arbeit liegen. Hierzu möchte ich mich nicht hinter Schlagwörtern wie „gläsern“ verstecken, auch wenn das heute ausgesprochen populär erscheint. Eine moderne Verwaltung hat bürgernah, effektiv und sparsam zu sein. Dann ist sie auch transparent. Entsprechende Weichen für den hierfür notwendigen Umstrukturierungs- und Qualifizierungsprozess konnten gemeinsam mit dem Amtsausschuss bereits gestellt werden. Eckhard Reinkensmeier: Die Verwaltung hat im Sinne des Bürgers und im Rahmen des geltenden Rechtes zu arbeiten. Entscheidungen sollten so transparent sein, dass sie für die Betroffenen nachvollziehbar sind, aber Datenschutz und Persönlichkeitsrechte anderer gewahrt werden. Im Glashaus zu sitzen, ist für mich kein Problem, denn ich meine, mit meiner Politik viel im Sinne des Gemeinwohls erreichen zu können, ohne dem Glaser einen Dauerauftrag zu verschaffen. Welche Stärken sehen Sie in Ihrem Kontrahenten, wo liegt er Ihnen gegenüber im Vorteil? Cornelia Jung: Der größte Vorteil von Herrn Reinkensmeier mir gegenüber lag augenscheinlich in der professionellen Wahlkampfführung durch eine hierin erfahrene große Partei. Für mich war das Ganze eine völlig neue Erfahrung. Finanzierung und Organisation verblieben somit im Wesentlichen bei meinem Mann, Freunden und mir. Persönlich schätze ich Herrn Reinkensmeier aus der vergangenen Zusammenarbeit in Gemeindevertretung und Zweckverband als ruhigen und sachbezogenen Mitstreiter. Eckhard Reinkensmeier: Frau Jung ist mit einem Teil der zukünftigen Aufgaben bereits vertraut. Als Amtsdirektorin kennt sie die verwaltungstechnischen Abläufe sowie die Mitarbeiter des Amtes Michendorf aus ihrer täglichen Arbeit. Gern wird behauptet, dass sie unter Kostenaspekten die günstigere Wahl ist. Allerdings halte ich derartige Erwägungen für fragwürdig und der Sache wenig dienlich. In der Großgemeinde Michendorf geht es eben um mehr als Kostensenkung um jeden Preis.

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