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Potsdam-Mittelmark: Vor dem Happy End
Mit dem Verkauf kann das geplagte Resort Schwielowsee endlich durchstarten. Die Mannschaft und der Direktor haben bewiesen, dass sie es auch ohne Axel Hilpert können
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Werder (Havel) - Axel Hilpert dankt ab: Mit dem Verkauf des Resorts Schwielowsee wird der umtriebige Hotelier von der Bildfläche verschwinden. Aus seinem Umfeld ist von einer Selbstverpflichtung des inzwischen 66-Jährigen Resort-Geschäftsführers die Rede, dem nun auch vom Bundesgerichtshof bescheinigt wurde, seine Geldgeber und Geschäftspartner beim Bau der Anlage betrogen zu haben. Ist der Verkauf in trockenen Tüchern, will sich Hilpert nicht mehr in die Geschäfte der auf seinen Ideen und Vorstellungen beruhenden Viereinhalb-Sterne-Luxusherberge einmischen. Er habe auch keine finanziellen Ansprüche, wie es heißt.
Hilperts Abgang ist Teil eines Restrukturierungsplans, der seit zwei Jahren im Schatten der Öffentlichkeit durchgezogen wird. Entworfen hatte den die renommierte Unternehmensberatung Roland Berger. Die Gewinnaussichten des Ressorts liegen demnach weit hinter den einst erhofften Traumrenditen von dreieinhalb bis vier Millionen Euro zurück, als die Hotel- und Ferienanlage nach Hilperts Masterplan ein Puzzlestein in einem touristischen Dorf Petzow werden sollte – mit Reitanlage, Golfplatz, Kinderparadies und einem zweiten Clubhotel. Für Bergers Spezialisten stand aber außer Frage, dass das Hotel überleben, dem Resort an der Havel eine „positive Fortführungsprognose“ bescheinigt werden kann. Allerdings nur, wenn dafür etwas getan wird, und nur ohne Hilpert.
Egal wie man über den einstigen DDR-Devisenbeschaffer im Koko-Imperium von Alexander Schalck-Golodkowski und Stasi-Mitarbeiter denken mag: Er wird keine Investruine hinterlassen. Das Resort ist mit 30 Millionen Euro zwar derzeit noch überschuldet, gehört seit fünf Jahren de facto der Deutsche Kreditbank DKB, die 18,6 Millionen Euro ihres Baukredits gestundet hat. Ohne diese Erblast kann aus dem Resort aber ein gesundes Unternehmen werden. Die Zinsbelastung müsse deutlich sinken, heißt es einem den PNN vorliegenden Fazit der Münchner Berger-Analysten. Genau das soll im Zuge des Verkaufes geschehen, der derzeit in Vorbereitung ist.
Insider rechnen damit, dass das Resort für 20 Millionen Euro den Besitzer wechselt. Die DKB würde auf 10 Millionen Euro verzichten. Unter einem neuen, seriösen Eigentümer wäre die Perspektive für die über 100 Mitarbeiter dann gut. Dass sie es drauf haben, hatten sie gerade in den vergangenen Jahren bewiesen. Ungeachtet der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Hilpert, der einjährigen Untersuchungshaft wegen Betrügereien beim Bau des Resorts, dessen Kosten er künstlich hochgerechnet hat, des Landgerichtsurteils und des Revisionsverfahrens in Karlsruhe floriert die vor neun Jahren eröffnete Anlage – sichtbar an den regelmäßig belegten Parkplätzen.
Das ist vor allem das Verdienst des Hoteldirektors Thomas Badstübner, ein Vollprofi, den Hilpert engagiert hatte und der mal Präsident des Gastgeberverbandes Dehoga war. Er steuerte das Schiff durch alle Stürme, war bereits der erste Direktor des Resorts, half der Anlage bis April 2006 auf die Beine und kehrte im Jahr 2009 zurück – mitten in der Finanzkrise, von der auch Petzow nicht verschont bleiben sollte.
Drei Viertel des Umsatzes werden mit Konferenzen gemacht, die Tagungs-Etats vieler Konzerne wurden zusammengestrichen. Im Jahr darauf begannen auch noch die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Hilpert, Dax-Konzerne meldeten – wegen ihrer Compliance-Regeln – gebuchte Meetings wieder ab. Schlimmer konnte es für ein Hotel nicht kommen. Doch Badstübner und seine Mannschaft schaffte das Unmögliche und die Zahlen wurden besser und besser.
Das liest sich – nimmt man die Kreditlasten aus der Hilpert-Ära einmal weg – dann so: Von 5,3 Millionen 2009 ist der Umsatz bis zum vorigen Jahr auf sieben Millionen gestiegen. Der laufende Betrieb wird aus eigenen Mitteln getragen – und wirft auch etwas ab: Der operative Gewinn betrug 2012 laut jüngstem offiziellen Jahresabschluss 860 000 Euro, bei einem Umsatz von 6,87 Millionen Euro. Die Bettenauslastung stieg in einem Jahr von 48,5 auf 53 Prozent – das liegt etwas unter Berliner, aber deutlich über den Brandenburger Buchungszahlen.
Die Einnahmen würden nie reichen, um den Kapitaldienst zu decken. Eine branchenübliche operative Rendite von 16 bis 26 Prozent ist aber fast in Sicht, wenn man den Geschäftszahlen Glauben schenkt. Mit wenigen Veränderungen sei das Resort auf Dauer überlebensfähig, wie Roland Berger in seinem den PNN vorliegenden Fazit resümiert. Die Münchner halten einen Gewinn von über 20 Prozent, zumindest aber von 15 Prozent für das von Hilpert erdachte Ferien- und Tagungsdomizil für machbar. Den Weg dafür macht der Verkauf frei. Das Resort wäre mit einem Schlag schuldenfrei, kann wieder investieren.
Andere Punkte des Restrukturierungsprogrammes sind abgehakt: Das Schloss Petzow und drei Baugrundstücke am Eventcenter sind verkauft, im Küchen- und Tagungsbereich wurden kleinere Verbesserungen vorgenommen. In diesem Jahr soll es im Wellnessbereich weitergehen, der künftige Eigner wird auch im gut besuchten Hotelrestaurant noch etwas nachbessern müssen.
Möglich wird der Verkauf erst nach dem jüngsten BGH-Beschluss aus Karlsruhe: Der Subventionszweck sei – trotz der Machenschaften Hilperts – durch den Bau und den Betrieb des Hotels erfüllt, wie es im BGH-Beschluss heißt. Das Land kann und wird deshalb nur einen Bruchteil der 9,2 Millionen Euro Fördermittel zurückfordern, ein erhebliches Risiko für den neuen Eigner fällt weg. Die ILB, die offenbar in den Verkauf eingeweiht ist, hat bereits angekündigt, nichts zu tun, was Hotelbetrieb und Arbeitsplätze gefährdet.
So sind die Aussichten für das Resort so gut wie nie in den letzten Jahren. Es sieht alles danach aus, dass die Anlage am Schwielowsee doch noch zu einer Erfolgsgeschichte wird – ohne ihren Mentor Axel Hilpert.
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