Potsdam-Mittelmark: Vorwurf der schwarzen Kassen Phöbens Ortsvorsteher entzieht Kritiker das Wort
Werder (Havel) - Heftige Wortgefechte ist man inzwischen im Ortsbeirat Phöben gewohnt. Jetzt allerdings wird sogar öffentlich mit Strafanzeigen wegen Unterschlagung gedroht.
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Werder (Havel) - Heftige Wortgefechte ist man inzwischen im Ortsbeirat Phöben gewohnt. Jetzt allerdings wird sogar öffentlich mit Strafanzeigen wegen Unterschlagung gedroht. Olaf Wolfgang, Jurist und Mitglied der Wassersportfreunde, warf am Mittwochabend dem Phöbener Ortsvorsteher Bernd Warsawa (CDU) vor, schwarze Konten zu führen.
Ausgangspunkt war die erneute Ablehnung eines Förderantrags der Wassersportfreunde Phöben. Mit dem Verweis auf leere Kassen schloss Warsawa eine Unterstützung aus. Das veranlasste den Verein, eine Kostenaufstellung der Ortsbeiratsmittel für die Jahre 2013 und 2014 zu fordern. Nach Vereinsangaben gebe es keine klare Trennung der Konten von Heimatverein und dem Festkomitee, das das jährliche Dorffest organisiert. Durch die Vermengung der Konten könnten Ausgabenpositionen nicht klar nachvollzogen werden.
Wolfgang zufolge geht es konkret um ein Defizit von rund 900 Euro, das nicht nachvollziehbar sei. Sollten Ungereimtheiten nicht aufgeklärt werden, müsse vom Staatsanwalt geprüft werden, ob hier Steuergelder veruntreut wurden, so der Jurist.
Ortsvorsteher Warsawa, der selbst zu den Gründungsmitgliedern des Heimatvereins gehört, wies die Vorwürfe als haltlos und unverschämt zurück. Er räumte immerhin ein, dass es ungeplante Ausgaben für eine von Brand und Diebstahl betroffene Familie Anfang des Jahres gab. Unter anderem seien die Erlöse der Phöbener Schnitzeljagd und vom Dorffest den Brandopfern zugute gekommen. Im März hatte das Schicksal eine Familie aus Phöben hart getroffen. Nach dem Brand ihrer Doppelhaushälfte kamen die Bewohner bei Verwandten unter. In der darauffolgenden Nacht stahlen Diebe das von den Flammen verschonte Hab und Gut.
Für die Spende in Höhe von 2000 Euro aus den Einnahmen des Dorffestes 2013 gab es laut Warsawa eine breite Mehrheit im Festkomitee. Er persönlich habe alle Verantwortlichen per Mail kontaktiert. Der Vorwurf, dass der Ortsbeirat nicht informiert wurde, blieb allerdings im Raum. Muss er das in diesem Fall? Auch darauf gab es keine Antwort.
Olaf Wolfgang kritisierte jedenfalls die Vorgehensweise mit dem Spendengeld in den Büchern. „Natürlich bin ich bereit, in Not geratenen Menschen zu helfen. Was mir fehlt, ist die nötige Transparenz“, so der Jurist. Der Vorwurf, man würde sich ständig im rechtsfreien Raum bewegen, veranlasste Ortsvorsteher Warsawa, seinem Widersacher das Wort zu entziehen. „Ich denke, wir haben Ihre Meinung gehört, Herr Wolfgang. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen“, kommentierte Bernd Warsawa die Beschuldigungen.
Im Anschluss der öffentlichen Sitzung beruhigten sich die Gemüter im Ortsbeirat allerdings wieder. Lange stand man noch vor dem alten Schulgebäude und beriet über Veränderungen. Von einer Gründung eines neuen Vereins für Spenden jeglicher Art war die Rede. Olaf Wolfgang und die Wassersportfreunde bleiben gesprächsbereit, wie es hieß. Die Diskussion um eine etwaige Strafanzeige schien zunächst kein Thema mehr.
Eines hat die Versammlung des Phöbener Ortsbeirates aber allemal gezeigt: Die Gräben sind tief in dem 730 Seelen umfassenden Ortsteil von Werder. Martin Klocke
Martin Klocke
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