Potsdam-Mittelmark: Vorwurf: Politik der Verhinderung
Stadtverordnete tadeln Teltower Bauamt, weil es die Ideen eines Investors für die Altstadt blockiere
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Teltow - Vorerst wird es keinen Bebauungsplan für das Zeppelinufer an Zehlendorfer Straße in Teltow geben. Im Bauausschuss am Dienstag gab es für den Abwägungsbeschluss keine Mehrheit.
Auslöser war eine heftige Debatte über den Umgang der Verwaltung mit dem Investor Tamax. Der hatte vor zwei Jahren das Interesse der Stadtverordneten mit seinem Konzept „Teltower Altstadthöfe“ geweckt. Viele Abgeordnete sehen darin noch immer die Chance, Leben in die Altstadt zu bringen. Kleinteiligen Einzelhandel, Gastronomie und künstlerische Nutzungen will der Investor zwischen der Nordspange und der Ritterstraße in einem kleinen Viertel etablieren, das sich an den Hofstrukturen der Altstadt orientiert und gleichzeitig Flaniermeile ist. Doch der Rahmenplan für die Altstadt sieht eine solche Verdichtung bislang nicht vor. Stattdessen wurde darin festgelget, dass ein 50 Meter breiter Grünstreifen südlich der Nordspange freizuhalten sei. Würde dem Investor jedoch eine Breite von 25 Metern zugestanden, wäre das eine Basis für sein Projekt, merkte dazu jüngst die CDU-Fraktion an.
Doch die Verhandlungen zwischen Investor und Stadt gestalteten sich derart zäh, dass nun im Bauausschuss der Verwaltung vorgeworfen wurde, sie habe das Tamax-Projekt zwei Jahre lang „erfolgreich verhindert". Das wies Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht zurück, denn man sei auf Tamax zugegangen. „Doch der Investor zeigte keinen Millimeter weit Bereitschaft, seine Baumasse zu reduzieren.“ Für eine abgespecktere Version plädierte auch Eckehard Hasler vom Sanierungsträger complan, da sonst die von der Stadt gefassten Beschlüsse in Frage gestellt würden. „Aber Tamax ist nicht bereit, Kompromisse zu suchen“, so Hasler.
Kompromissbereitschaft vermissten einige Ausschussmitglieder auch bei der Verwaltung, da sich diese auf die Position der Denkmalpflege zurück gezogen habe. „Wir brauchen aber weiter reichende Gedanken, wenn wir Farbe in die Altstadt bringen wollen", kritisierte Rolf Munkel (PDS) vor allem, dass die Verwaltung es nicht vermochte, einen einzigen positiven Ansatz in dem Tamax-Konzept zu erkennen, im Gegensatz zu den Stadtverordneten. Als „gänzlich nebulös“ bewertete Eberhard Adenstedt (Grüne/CDU), wie die Anregungen des Investors im Abwägungsbeschluss hinweggefegt wurden mit Verweis auf historische Stadtstrukturen. So viel Wert würde anderen Stellen der Altstadt nicht beigemessen. Das Beharren auf derartigen Kritierien wirke sich zudem eher repressiv und hemmend auf die weitere Entwicklung der Altstadt aus. „Denn für Besucher ist das nicht so toll, wenn sie durch die Altstadt spazieren und nur auf die Mauern der Höfe gucken. Das ist nicht dazu angetan, die Altstadt wirklich erleben zu können“, so Adenstedt.
Man einigte sich darauf, dem Investor im nächsten Bauausschuss Gelegenheit zu geben, seine Vorstellungen zu erläutern. Für die künftige Kommunikation zwischen Tamax und Verwaltung müsse dann eben notfalls ein Moderator eingeschaltet werden, befand das Gremium.
Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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