zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Vorwürfe gegen Michendorfs Sportverein

Ex-Kassenwart sieht Gelder veruntreut. Neuer Vorstandschef kann sich das nicht vorstellen

Stand:

Michendorf - Wurden beim Allgemeinen Sportverein Michendorf Gelder veruntreut, indem Mitgliedsbeiträge nicht kassiert wurden? Mit dieser Frage wird sich womöglich die Staatsanwaltschaft beschäftigen müssen. Denn der langjährige Schatzmeister Stefan Schneider erhebt schwere Vorwürfe gegen den ASV Michendorf: Jährlich sollen dem Verein rund 4 500 Euro an Mitgliedsbeiträgen entgangen sein.

Der Grund hierfür laut Schneider: Erst seit Anfang 2012 gebe es schriftliche Anmeldeformulare. Ein- und Austritte seien über Jahre nicht dokumentiert worden. Jahr für Jahr seien rund 140 Mitglieder aus dem Verein ausgetreten, ohne wirklich den Verein verlassen zu haben. „Wenn all diese Personen ihre Beiträge bezahlen würden, bräuchte der Verein keine Förderung durch die Gemeinde“, vermutet Schneider. In den vergangenen 20 Jahren habe der Verein insgesamt 90 000 Euro von der Kommune erhalten – zu Unrecht, wie er vermutet. Zudem bekämen mindestens zwei Trainer Geld unter der Hand von einigen Sportlern, als „Aufwandsentschädigung“. Die aber bekämen sie rechtmäßig zugleich auch vom Verein. Wie hoch die Summe der unterschlagenen Gelder genau ist, müsse noch ermittelt werden. Schneider hat inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet, bislang liegt die Akte noch nicht bei der Staatsanwaltschaft in Potsdam vor.

Schneider treibt noch eine andere Sorge um: Zur Mitgliederversammlung am 18. April sei er nicht eingeladen, jedoch an diesem Abend von seiner Funktion als Schatzmeister entbunden worden sein. Er selbst sieht sich aber nicht rechtmäßig abgesetzt, als Mitglied des Vorstandes hätte er mit zu der Versammlung einladen müssen.

Für Hermann Knorn, der damals zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde, sieht die Sache etwas anders aus. „Es ist richtig, dass nicht der damalige Vorstand, sondern wir im April zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen haben, weil ein großer Teil der Vereinsmitglieder mit dem alten Vorstand unzufrieden war.“ Jetzt müsse eben ein Zivilgericht über die Rechtmäßigkeit des neuen Vorstands entscheiden. Knorn fühlt sich im Recht: Schneider habe in einer Weise eigenmächtig gehandelt, die nicht hinnehmbar gewesen sei.

So habe er etwa bemängelt, dass der Verein keinen Geschäftsführer habe – und sich nach Knorns Ansicht selbst in diese Position bringen wollen. „Wir hatten in den vergangenen 20 Jahren keinen Geschäftsführer und brauchen ihn auch heute nicht“, so Knorn. Die Stelle sei einfach zu teuer für einen so kleinen Verein.

Aktuell hat der ASV nach seiner Aussage 436 Mitglieder. Die zahlen zwischen 30 und 48 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr. Gemäß der alten Satzung seien zwar tatsächlich keine An- und Abmeldungen erforderlich gewesen, Knorn hält das aber nicht für ein Problem: „Dass ein Defizit vorliegt, kann ich mir nicht vorstellen.“ Überprüfen lasse sich das derzeit nicht, Schneider habe alle Unterlagen mitgenommen, daraufhin ließ der neue Vorstand die Konten sperren.

Aus eben diesem Grund sieht sich Schneider mit der Steuererklärung im Rückstand. Dem Verein drohen in seinen Augen so Steuernachzahlung in Höhe von rund 15 000 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })