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In langer Reihe pilgerten die Gäste am Samstag zum Osterfeuer auf den Werderaner Wachtelberg. Doch auch an anderen Tagen ist das gut sechs Hektar große Weinanbaugebiet mittlerweile ein Besuchermagnet.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Wachtelberg im Lichte

Werders Winzer Manfred Lindicke setzt auf das Brandenburgische Netzwerk für Weinbau

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Werder (Havel) - Tausende Osterspaziergänger sind am Samstagabend auf den Werderaner Wachtelberg zum großen Feuer mit Musik und edlen Tropfen gepilgert. „Weinberg im Lichte“ ist über die Jahre zu einer Veranstaltung mit Volksfestcharakter geworden. Das nördlichste Anbaugebiet für Qualitätswein in Europa ist längst kein Geheimtipp mehr, wahrgenommen nur von Liebhabern extravaganter Weine. Mittlerweile bewirtschaftet Gartenbauexperte Manfred Lindicke eine 6,2 Hektar große Fläche, die sich fast vollständig im Besitz der Stadt befindet. Einst gab es nur den Müller-Thurgau – jetzt bietet Lindicke jährlich etwa 65000 Flaschen mit zwölf Weinsorten an.

Sieben Sorten des Jahrgangs 2008 will der Werderaner Winzer am morgigen Mittwoch zur Jungweinprobe des Brandenburgischen Netzwerkes Weinbau in Schlieben vorstellen: Müller-Thurgau, Saphira, Sauvignon Blanc, Kernling, Rotling, Rosé und ein Regent 2007, ausgiebig gelagert im kleinen Eichenfass, dem Barrique. Hatten sich in den vergangenen Jahren zur Brandenburgischen Jungweinprobe nur die beiden etablierten Weinanbaugebiete aus Werder (Havel) und Schlieben vorgestellt, ist der Kreis der Teilnehmer diesmal wesentlich größer. Verkostet werden auch Weine sehr kleiner Anbaugebiete in Luckau, Grano bei Guben , Bad Liebenwerda, Neuzelle sowie aus Berlin. Mit Spannung werden zudem die ersten Tropfen aus Welzow (Spree-Neiße) erwartet. Wie berichtet, läuft mit Hilfe des Energiekonzerns Vattenfall und der Brandenburgischen Technische Universität Cottbus (BTU) seit 2004 ein Weinversuchsprojekt auf einer rekultivierten Fläche des Braunkohle-Tagebaus Welzow-Süd. Die erste Ernte erbrachte knapp 100 Kilogramm Trauben, aus denen in Guben die neue Marke „Brandenburger Landwein“ gekeltert wurde. Von 2010 an soll Lausitzer Wein unweit der Versuchsfläche auf dem künstlichen Wolkenberg auf sechs Hektar gedeihen, so die ehrgeizigen Pläne.

Im November des vergangenen Jahres hatten die Brandenburgischen Weinbauern in Cottbus ein Netzwerk gegründet – die morgige Jungweinprobe ist nun die erste große gemeinsame Veranstaltung. Ziel sei es, die Interessen der Weinbauern im Land zu bündeln und schließlich einen Brandenburgischen Weinbauverband aus der Taufe zu heben, erklärte Lindicke. Zurzeit wird Wein den Angaben des Netzwerkes zufolge im Land auf 14 Hektar Fläche angebaut, knapp die Hälfte entfällt auf den Werderaner Wachtelberg. „Ein wichtiges Ziel der Netzwerk-Arbeit wird es sein, Qualitätsansprüche für den Brandenburger Wein zu entwickeln“, sagte Lindicke. Bisher dürfen nur die Winzer aus Werder (Havel) und Schlieben ihren Rebensaft als Qualitätswein verkaufen. Die kleineren Weinanbaugebiete bieten lediglich Tafel- und Landwein an. Die deutsche Weingesetzgebung sieht hier klare Abstufungen vor. Alle Winzer müssten sich im Klaren darüber sein, welche Anstrengungen notwendig sind, um einen niveauvollen Tropfen anzubieten, so Lindicke.

Die Werderaner Weine können ab jetzt wieder freitags ab 14 Uhr sowie an den Wochenenden ab 10 Uhr direkt auf dem Wachtelberg gekostet werden. In der Blütenfestwoche vom 25. April bis 3. Mai wird täglich ausgeschenkt.

Hagen Ludwig

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