Potsdam-Mittelmark: Waldgemeinde verliert Bäume

Michendorf · Wilhelmshorst - Eine bisher unvorhergesehene Lücke tut sich im Baumschutz der Großgemeinde Michendorf auf. Bisherige Totalfällungen – durch eine von der Forst großzügig vergebene Generalgenehmigung bei der sogenannten Waldumwandlung eines Baugrundstückes – sollten nach Protesten der Einwohner und Bemühungen der Verwaltung durch eine neue Genehmigungprozedur künftig verhindert werden. Dazu wurde die Gemeindeverwaltung mit dem Baumsachverständigen in das Genehmigungsverfahren eingeschaltet, um die Zahl der zu fällenden Baume zu minimieren. Das hat allerdings nur teilweise Wirkung gezeigt.

Denn mit dem Wirksamwerden dieser Einschränkung ist ein neuer Fall einer Totalabholzung im Wilhelmshorster Heideweg bekannt geworden, der infolge eines anderen Kriteriums zustande kam, wie Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte zum jüngsten Ortsbeirat informierte: Mit dem Antrag auf eine Erdwärmeheizung wurde die Baumfällgenehmigung erteilt und 70 etwa 100-jährige Kiefern konnten so genehmigungskonform auf einem 1,5 ha großen Grundstück abgeholzt werden. Das löst nun neuerliche Proteste der Grundstückseigner in Wilhelmshorst aus, die den Baumfrevel als weitere Zerstörung der Lebens- und Wohnbedingungen im Ort ansehen und zudem eine Minderung der Grundstückspreise befürchten, wenn durch solche Praktiken die gerade erreichten Schutzbestimmungen unterlaufen werden.

Die an und für sich begrüßte ökologische Heizung – wer prüft allerdings auch deren künftige Realisierung? – könnte auch in anderer Bauform ohne großflächigen Kahlschlag realisiert werden, hieß es im Ortsbeirat. Gebenenfalls sollten Bauherren mit solchen Forderungen in baumfreien Ortsteilen bauen, meinte ein genervter Bürger. Zudem wurde an der neuen Baumschutzsatzung der Großgemeinde kritisiert, dass Büsche und Sträucher als Ersatz für gefällte Bäume erlaubt werden sollen. Damit werde sich der Waldcharakter für Michendorf-West und Wilhelmshorst bald verändern, war der Tenor eines Appells. rs