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Von Tobias Reichelt: Wandelbarer Elf

Dirk Petrick liest Märchen im Kostüm – beruflich spricht er Trickfilmfiguren

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Stahnsdorf - „August aß gern und viel. Am liebsten aber aß er Käse“, erzählt Dirk Petrick. „Nicht irgendeinen Käse, nein! Es musste eine Sorte mit fingerdicken Löchern sein“, liest der 29-Jährige und blättert durch sein Märchenbuch. Vor rund einem Jahr hat der Stahnsdorfer die Kinder-Geschichte vom kleinen Käse-August geschrieben. Wie oft er sie schon erwartungsvollen Kindern vorgetragen hat, kann er nicht mehr sagen – jedes Mal kam es aber gut an, wenn er sich für seine Lesereise die Elfenohren anklebte, eine grüne Mütze aufsetzte und machte, was er am besten kann: Sprechen.

Hauptberuflich ist der Stahnsdorfer Synchronsprecher. Dirk Petrick verleiht seine Stimme an Trickfilmfiguren: Er war das DikDik im Animationsfilm Madagasgar 2, spricht Flit von den Power Rangers und ist im Kinderfernsehen in Serien wie „Ein Hoch auf Huckle“ oder „Fosters Haus für Fantasiefreunde“ zu hören. Dirk Petricks Stimme klingt jung. Ein Vorteil im Synchrongeschäft: „Mit zunehmendem Alter werden die Rollen weniger“, sagt er. „Ich bin wandelbar mit der Stimme.“ Das ist es wohl auch, was Kinder auf seinen Lesereisen fasziniert.

Die Geschichte vom Käse-August, in der die Mutter August vor die Tür setzt, weil er am Käse rummäkelt, beinhaltet acht Charaktere. Jeder erhält von Petrick eine Stimme. Die Kinder sprechen Dorfbewohner, müssen singen, lachen, klatschen oder sich ärgern – je nachdem, was die Geschichte gerade hergibt.

Dirk Petrick stammt aus Sachsen, studierte in Berlin Kommunikation. Durch ein Praktikum bei einem Synchronstudio vor sieben Jahren rutschte er in seinen Beruf. „Im Studio ist alles sehr technisch“, erzählt Petrick. Man sieht die Aufnahmen, berät sich kurz mit dem Aufnahmeleiter, spricht die Rolle ein. Ein Drehbuch gibt es vorher selten. Um sich zu verbessern, nahm er Sprechunterricht und besuchte Schauspielkurse. „Beim Synchronstudio arbeiten eigentlich nur ausgebildete Schauspieler, oder man ist schon als kleines Kind dabei“, sagt er.

Seine Stimme dürfte nicht nur Kindern bekannt vorkommen: Petrick spricht in Abendserien privater TV-Sender: Ob Ben von den Gilmore Girls, Robby Boreki aus Cold Case, Little C aus Emergency Room oder den Assistenzarzt Ed aus der Serie Scrubs. In der Kinokomödie „Er steht einfach nicht auf Dich“ ist Petricks Stimme neben denen der Synchronsprecher von Ben Affleck, Scarlett Johansson und Jennifer Aniston zu hören.

Zum Autor wurde Petrick vor knapp vier Jahren. Ein Tonstudio suchte nach einem Märchen, er schrieb es einfach selbst. Herausgekommen sind damals drei Weihnachtsgeschichten um die Hexe Liddi. „Ich lese sie in Bibliotheken, Schulen und Buchhandlungen“, sagt Petrick. Wird er gebucht, schlüpft er in sein Kostüm: Den kleinen Muck, Merlins Zauberlehrling oder eben den Waldelf mit den spitzen Ohren. Je nachdem, welche Geschichten vorgetragen werden.

Dabei spielt gerade das Waldmannli in Petricks Geschichte vom Käse-August eine wichtige Rolle. Der Elf ist es nämlich, der den eigensinnigen August, der seinen Käse nicht teilen will, zur Strafe selbst in einen Käse verwandelt. Um ein Haar entgeht August den hungrigen Dorfbewohnern und erhält seine Gestalt zurück. Die Moral: Teile deinen Käse, sonst fressen sie dich.

Dirk Petricks nächste Lesung findet am Sonntag, 6. Dezember, um 16 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt im Michendorfer Fliederhof statt. Infos im Internet: www.geschichten-aus-dem-zauberwald.de

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