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Verborgener Schatz. U. Kobelius legt Malereien unter fünf Farbschichten frei.

© Lähns

Alte Posthalterei in Beelitz: Wandmalerei taucht wieder auf

Eigentlich sollte das Standesamtsbüro nur renoviert werden. Jetzt wird der Raum in das Musumskonzept der alten Posthalterei in Beelitz integriert.

Von Enrico Bellin

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Beelitz - Restaurator Ulrich Kobelius staunte nicht schlecht, nachdem er sich in einem Zimmer der Beelitzer Posthalterei durch mehrere Lagen Tapete und fünf Schichten Farbe gearbeitet hatte: Über den Türen traten Schmuckornamente zutage, die irgendwann in der 225-jährigen Geschichte des Hauses schlicht übermalt worden waren. Auch an den Wänden gab es durchgehende Schmuckbänder in Oliv und Altrosa.

Eigentlich sollte das Büro der Standesbeamtin Angela Harnack in der Posthalterei nur renoviert werden, doch nachdem der Potsdamer Restaurator – er wurde gerufen, da in anderen Räumen des Hauses bereits Wandbilder gefunden wurden – die Malereien mit einem Spatel freigelegt hat, soll der Raum in das Museumskonzept der Posthalterei integriert werden. „Wir wollen die Malereien sichern und so herrichten, wie sie einst waren – und wir wollen sie der Öffentlichkeit zeigen“, sagte Bürgermeister Bernhard Knuth jüngst im Hauptausschuss.

Wandmalerei zeigt den Wohlstand

Besonders gut erhaltene Abschnitte der Wandmalereien werden in Sichtfenstern original zu sehen sein, über die anderen Bereiche wird eine spezielle Tapete gelegt, auf der die Malereien rekonstruiert werden. So könnten Kobelius zufolge die Farbschichten darunter erhalten bleiben.

Die wiederentdeckten Wandmalereien künden vom Wohlstand, der aus der Lage der Stadt an der Poststrecke Leipzig-Berlin erwachsen war. Und das nicht nur im Standesamts-Büro: Nach der Hüllensanierung der Posthalterei vor fünf Jahren hatte Kobelius Malereien im Torhaus rekonstruiert – Vasen, Zöpfe und den schwarzen Adler über der sogenannten Expedition.

Goethe, Schiller und Bach haben hier Station gemacht

In diesem Raum, der früher die Amtsstube des Postmeisters war, befindet sich seit dem vergangenen Sommer die erste Station der Dauerausstellung „Reisegelegenheit nach Sachsen. Erfahrbare Nachbarschaft“. Hier wurden die Pferde gewechselt, konnten Passagiere aus- und zusteigen, sich stärken oder übernachten. Sogar Berühmtheiten wie Goethe, Schiller, Bach und Kleist hatten einst in der Posthalterei Station gemacht.

Das Obergeschoss des Gebäudes ist seit Jahren bei Touristen beliebt, dort hatte Kobelius ebenfalls Wandmalereien freigelegt: Parklandschaften, die sehr an Sanssouci erinnern und ihre Fortsetzung im benachbarten Goethesaal finden. Der wird seit Jahrzehnten als Trauzimmer genutzt – und wird es auch weiterhin. Nur die Standesbeamtin wird man künftig nicht mehr in der Posthalterei, sondern im Rathaus gegenüber finden, wo sie ihr neues Büro beziehen wird.

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