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Potsdam-Mittelmark: Warmlaufen für die erste Liga

In interkommunaler Arbeitsgemeinschaft soll Untere Havel von Werder aus besser vermarktet werden

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In interkommunaler Arbeitsgemeinschaft soll Untere Havel von Werder aus besser vermarktet werden Von Henry Klix Werder - Tourismus als Wachstumsmotor: Das Ferienresort in Petzow, die neue Marina in den Havelauen und Pläne eines dänischen Investors, am Stichhafen eine Feriensiedlung zu errichten – das sind nur einige der neuen Vorhaben, die derzeit in Werder am Laufen sind. Die Havellandschaft zwischen Zernsee und Schwielowsee hat Zugkraft für die Branche. Aber wird sich das auch auf das touristische Publikum übertragen? Der Andrang bei den 5. Werderaner Wirtschaftstagen zeigte, wie groß der Gesprächsbedarf derzeit ist. Etwa 200 Gäste kamen gestern ins Mielezentrum in die Havelauen, um sich über die wassertouristische Zukunft der Region zu informieren. Im Ergebnis der Veranstaltung soll eine interkommunale Arbeitsgemeinschaft „Havelländisches Fluss- und Seengebiet“ gebildet werden. Denn bei der Entwicklung der wassertouristischen Potenziale will man nicht nur Werder im Blick behalten. Gemeinsam mit Berlin, Potsdam, Brandenburg (Havel) und den anderen Anrainer-Kommunen der Unteren Havel soll künftig das touristische Profil geschärft werden. Werders Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) hofft, dass das neue Gremium mit einer kleinen Anschubfinanzierung des Wirtschaftsministeriums in einem Jahr die Arbeit aufnehmen kann. Und die gibt es reichlich, wie Matthias Wedepohl von der Lorenz Tourismusberatung GmbH Berlin darstellte. Im Auftrag der IHK Potsdam hat er ein Positionspapier zur Wassertourismusentwicklung der Unteren Havelwasserstraße entworfen. Ernüchterndes Fazit: Derzeit wird der Entwicklungsprozess überhaupt nicht gesteuert. „Die Potenziale reichen für die Bundesliga“, so Wedepohl. Die landschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen seien hervorragend: 270 Kilometer abwechslungsreiche Wasserwege, das naturbelassene Landschaftsbild, die Städteachse Berlin-Potsdam-Brandenburg – kaum andere Regionen haben ähnliches zu bieten. Ungezählte Ankerbuchten, keine Schleuse zwischen Spandau und Brandenburg – für den Laien sind die Vorteile gar nicht gleich zu erkennen. Wie der für Segler, dass es zwischen Werder und Brandenburg nicht eine Brücke gibt. 32 Kilometer Segeln, ohne dass man den Mast legen muss. Und doch werde nur in der Oberliga gespielt, so Wedepohl. Die Infrastruktur sei dabei kein Kernproblem, betonte der Tourismusexperte. Die Defizite seien lokaler Natur und ließen sich oft mit wenig Geld beheben, wie zum Beispiel unklare Anlegesituationen. Wenn in Phöben „Anlegen verboten“ an einem Steg steht, fehle der Verweis auf den benachbarten öffentlichen Steg. Wedepohl zählte weitere Exempel auf: Etwa das Restaurant Kuddeldaddeldu in Werder, das trotz besonderer Küche und Uferwerbung keinen Anlegesteg habe. Das benachbarte Fischrestaurant Arielle sei da besser vorbereitet. Genauso macht Ketzin der Stadt Werder etwas vor – mit einem Willkommensschild an der Havel und Pictogrammen über die Dienstleistungen, die vor Ort zu finden sind. Mit besserer Abstimmung und einem touristischen Management ließe sich der Blick für den wassertouristischen Service weiten. „Faszination Havel“ – unter diesem Label könnte das „Havelländische Fluss- und Seengebiet“ zwischen Berlin-Spandau und Havelberg vermarktet werden, schlug Wedepohl vor. Keine kommunale Kleinstaaterei mehr, wie sie von Landrat Lothar Koch (SPD), IHK-Präsidenten Victor Stimming und TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte bei den Wirtschaftstagen unisono kritisiert wurde. Auf wirtschaftlicher Ebene funktioniert das Zusammenspiel bereits: Schon vor 80 Jahren hat sich der „Wirtschaftsverband Wassersport Berlin-Brandenburg“ gebildet. Vereinsvize ist der Töplitzer Ortsbürgermeister Frank Ringel, der einen Yachthafen an der A10-Brücke unterhält. Die „Gelbe Welle“, heute anerkanntes Qualitäts- und Service-Siegel für öffentliche Steganlagen, wurde von dem Verein erfunden. 135 Mitgliedsunternehmen hat er, derzeit wird gegen Pläne der Bundesregierung zur Erhöhung der Wasserpachten um 30 Prozent gekämpft. Man ist fachlicher Ansprechpartner für die Probleme der Mitglieder, Vermittler zu den Behörden und Informationszentrale. Das eine Vernetzung nun auch auf kommunaler Ebene stattfinden soll, kann Ringel nur begrüßen. Matthias Wedepohl geht der jetzige Ansatz indes nicht weit genug: Man sollte gleich die ganze Havel vermarkten, sich einbinden in die komplette Gewässerlandschaft der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Vor diesem Schritt hätten andere wassertouristische Regionen Angst, glaubt er. Im Internet unter: wassererlebnis-brandenburg.de

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