zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Warnung vor eigenem Wasserwerk Experte sieht erhebliche Risiken für Gemeinden

Michendorf - Es wäre ein äußerst riskantes Unterfangen: Günter Froböse hat am Dienstagabend vor dem Bau eines neuen Wasserwerks bei Wilhelmshorst eindringlich gewarnt. Der langjährige Referatsleiter des brandenburgischen Umweltministeriums, seit drei Jahren pensioniert, war als unabhängiger Experte in die SPD-Mitgliederversammlung eingeladen worden.

Stand:

Michendorf - Es wäre ein äußerst riskantes Unterfangen: Günter Froböse hat am Dienstagabend vor dem Bau eines neuen Wasserwerks bei Wilhelmshorst eindringlich gewarnt. Der langjährige Referatsleiter des brandenburgischen Umweltministeriums, seit drei Jahren pensioniert, war als unabhängiger Experte in die SPD-Mitgliederversammlung eingeladen worden. Er war in seiner Position wiederholt auch mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband Mittelgraben beschäftigt, der den Neubau stemmen soll.

Froböse sprach von „vielen unbekannten Größen“. Die Einschränkungen einer Trinkwasserschutzzone könnten für gehörigen Ärger in Wilhelmshorst sorgen. Der Grundwasserleiter dort sei „salinär“: Werde zu viel Wasser gefördert, steige aus unteren Schichten Salzwasser auf und mache das Wasser ungenießbar. Zudem gebe es massive wirtschaftliche Risiken. Er riet vor weiteren Schritten zu einem Wirtschaftlichkeitsvergleich. Eine Landesförderung sei für ein solches Vorhaben nicht zu erwarten, sagte Froböse. „Bestrebungen, sich in kleinen Strukturen selbstständig zu machen, sind das Gegenteil der gegenwärtigen Landespolitik.“

Derzeit kommt das meiste Wasser für Michendorf und Nuthetal aus Potsdam, der Zehnjahresvertrag mit den Stadtwerken endet wie berichtet 2016. Im Dezember 2014 endet die Kündigungsfrist, dann verlängert sich der Vertrag automatisch um zehn Jahre. Deshalb wird derzeit unter Zeitdruck über den Neubau diskutiert, der im Wald bei Wilhelmshorst errichtet werden könnte. Besonders Michendorf ist mit der Potsdamer Preispolitik nicht einverstanden, wie auch aus den Äußerungen des SPD-Gemeindevertreters Eckhard Reinkensmeier hervorging.

Der Vertrag mit den Stadtwerken – laut Reinkensmeier ein Knebelvertrag – schreibe der Gemeinde eine Abnahme von jährlich 500 000 Kubikmetern vor, der Einkaufspreis betrage 90 Cent. Der Gesamtverbrauch von 750 000 Kubikmetern werde auch mit den kleinen eigenen Wasserwerken in Tremsdorf und Wildenbruch gedeckt, in Letzterem werde das Trinkwasser zum halben Preis produziert. Beide Standorte hätten freie Kapazitäten, jedoch könne der Gesamtbedarf nicht gedeckt werden, so Reinkensmeier.

Froböse riet deshalb, zu überlegen, ob man vielleicht etwas weniger Wasser von den Stadtwerken bezieht. Der Nuthetaler Linken-Chef Werner Wienert rechnete vor, dass sich allein der Kapitaldienst für ein fünf Millionen Euro teures Wasserwerk mit 44 Cent pro Kubikmeter im Preis niederschlagen werde. Henry Klix

Zu dem Thema lädt die Gemeinde Michendorf am 20. Juni um 16 Uhr in die Wilhelmshorster Schule zur Informationsveranstaltung ein. Nuthetal informiert am 2. Juli um 19 Uhr in der Otto-Nagel-Schule.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })