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Potsdam-Mittelmark: Warten auf das Havelcamp

Projekt liegt in Überschwemmungsgebiet. Investor beklagt, dass für Blütentherme andere Maßstäbe galten

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Werder (Havel) - Andreas Scheffner dachte nicht, dass es so lange dauern würde. Dach, Fenster und Türen des ehemaligen Erntehelferlagers in der Kolonie Zern sollten erneuert werden, die Zimmer renoviert und ausgestattet. Dann sollte mit dem „Havelcamp“ eine kostengünstige Ferienherberge für sozial Bedürftige eröffnet werden. Die Pläne sind vier Jahre alt, doch Scheffner wartet immer noch auf eine Genehmigung.

Das 1,8 Hektar große Wassergrundstück am Zernsee verwildert zusehends, der Zustand der Gebäude werde durch den langen Leerstand auch nicht besser, sagt Scheffner bei einem Vor-Ort-Termin. 250 000 Euro wollten das Diakonische Werk als Projektpartner und Scheffner als Eigentümer des Geländes investieren, um zwei der noch intakten Gebäude herzurichten. 100 Gästebetten sollte es in Doppel- und Familienzimmern geben, auch Wasserwanderer sollen für 20 bis 30 Euro die Nacht willkommen sein. Die Eröffnung war mal für das Jahr 2010 geplant. Nun kam auch noch das Elbehochwasser dazwischen.

Dass das Gelände in einem Hochwasserschutzgebiet liegt, wie das Landesumweltamt in einer Stellungnahme erklärte, will Scheffner nicht gelten lassen. „Das ist hier derselbe Status wie beim Grundstück, auf dem die Blütentherme errichtet wurde.“ Sie soll noch in diesem Jahr fertig werden, während Scheffner weiter warten muss. Schon vor über vier Jahren begann ein Bebauungsplanverfahren.

Die Stadt Werder hat an sich nichts gegen das Havelcamp, doch jetzt wird aus dem Rathaus betont, dass das Thema Hochwasserschutz nicht einfach abzuwiegeln ist. Nach den derzeit gültigen Vorschriften würde sich das Havelcamp in einem Überschwemmungsgebiet befinden, in dem alle zwei bis zehn Jahre Hochwasser zu erwarten ist, so Bauamtsleiter Axel Wolf. Das Gesetz stamme zwar aus der DDR und werde aktualisiert. „Ein anderes gibt es aber nicht, wir müssen uns daran halten.“ Und in Überschwemmungsgebieten seien eben keine Bebauungspläne umsetzbar.

Wolf zweifelt nach dem jüngsten Elbehochwasser auch daran, dass der Hochwasserschutz aufgeweicht wird. „So viele unbebaute Gebiete an der Havel gibt es ja nicht mehr.“ Axel Scheffner wundert sich derweil, dass bei ihm andere Maßstäbe angesetzt werden sollen als bei der Blütentherme. Um das Verfahren zu beschleunigen, hat er ein Gutachten zum Thema Hochwasserschutz in Auftrag gegeben – von denselben Vermessungsingenieuren, die auch für die Blütentherme tätig waren.

Wie in den Havelauen sei auch das Gelände des Erntehelferlagers in der Kolonie Zern in den 70-er Jahren massiv aufgeschüttet worden. „Die Messungen haben eindeutig ergeben, dass die Gebäude außerhalb aller Gefahrenzonen liegen“, sagt Scheffner. Selbst im Abstand von 100 Jahren sei hier kein Hochwasser zu erwarteten, das Geländeniveau sei dafür schlicht zu hoch.

Scheffner hat in den vergangenen Jahren auch selbst die Wasserstände dokumentiert. „Selbst wenn die Ufer anderer Havelabschnitte unter Wasser stehen, gibt es hier kein Problem.“ Er sieht das Havelcamp als touristischen Baustein der Stadt Werder. Günstige Unterkünfte seien rar. Zehn Arbeitsplätze sollen entstehen. Außerdem könnte ein anderes Problem gelöst werden: Im Bebauungsplan soll laut Scheffner ein Wegerecht für den angrenzenden Havelweg fixiert werden, dessen letztes Stück bis zum Ufer Scheffners AS Immobilien GmbH gehört. Er könne dann umstandslos von den Bewohnern der benachbarten Wochenendsiedlung genutzt werden.

Aus dem Rathaus wird derweil darauf verwiesen, dass es noch viel dicker kommen könnte. Das Landesumweltamt hat nämlich nicht nur das Havelcamp als solches abgelehnt. Es hat darum gebeten, die Gebäude abreißen zu lassen, so Bauamtsleiter Axel Wolf. Das Rathaus möge prüfen, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, den Eigentümer dazu zu verpflichten, wie es in einem Schreiben der Behörde heißt.

Auch mit dem Finanzierungspartner könnte es noch Probleme geben, das Diakonische Werk ist bekanntlich insolvent. Die Hoffbauerstiftung will den sozial tätigen Verein übernehmen, laut Hoffbauer-Geschäftsführer Frank Hohn war das Havelcamp noch nicht Gegenstand der Übernahmegespräche. Und: „Im Grunde steht die Diakonie vor einem Sanierungsprozess.“

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