Potsdam-Mittelmark: Warten auf das Wassertaxi
Touristikanbieter können sich Potsdamer Angebot auch in Werder vorstellen, doch Kosten sind zu hoch
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Werder (Havel) / Schwielowsee - Fährverkehr zwischen Wildpark-West und Inselstadt, zwischen Töplitz und Phöben? Viele touristische Anbieter in Werder glauben an die Chancen solcher Angebote und schielen neidisch zu den zwei Wassertaxis der Weissen Flotte, die Potsdam an 13 Stationen vernetzen. Doch die Fahrgastschifffahrt ist für kleine Unternehmen voller rechtlicher Stromschnellen. Zwei Mann Besatzung müssen für den Passagierbetrieb an Bord sein, und ein umfangreicher Boots-Tüv ist zu absolvieren. Fähren müssen zudem mit einem „F“ markiert sein – andere Einsätze sind dann nicht mehr möglich. Kaum Spielraum fürs Geschäft.
„Die Hürden sind fast unüberwindbar“, sagt Frank Ringel vom gleichnamigen Yachthafen in Töplitz. Ringel weiß auch als Vize des „Wirtschaftsverbandes Wassersport Berlin-Brandenburg“, wovon er spricht. „Es wäre ideal, wenn wir Phöben und Töplitz durch einen touristischen Linienverkehr weiter beleben könnten.“ Er denkt sogar über eine Wasserverbindung aller Werderaner Ortsteile nach. Investitionen und Personalbedarf seien allerdings so hoch, dass ein solcher Linienverkehr nur mit Fördermitteln zu finanzieren wäre.
So bleibt für individuelle Ausflüge meistens nur, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun und einen Kahn mit Skipper zu chartern. Das ist nämlich ohne juristische Untiefen erlaubt. Ringel hat zu solchen Zwecken u.a. einen kleinen Katamaran für 15 Passagiere und Fahrräder im Hafen liegen, mit Steuermann kostet er komplett 75 Euro pro Stunde. Es ist gelegentlich auch mit Geburtstags- oder Hochzeitsrunden unterwegs.
In Wildpark-West besteht die traditionsreiche Fährverbindung nach Werder nicht mehr, obwohl das Boot vorhanden ist. Die „Havelperle“ diente einst als Fährboot auf der Elbe für bis zu 50 Passagiere, heute kann sie an der Anglerklause in Wildpark-West mit Skipper für 95 Euro die Stunde für Havelrundfahrten gemietet werden. Das Geschäft läuft gut, sagt Dirk Raschke von der Anglerklause, die das Schiff vermarktet. Drei- bis viermal die Woche werde es gechartert, oft von Gästen des „Hotels zur Insel“ in Werder. „Es würde auch Bedarf für eine Fährverbindung bei Ausflüglern geben“, weiß er. Doch von der alten Fährlinie ist nicht mal der Hauch einer Erinnerung geblieben: Erstmals in diesem Jahr wurde dem Bootseigner Wolf-Dietrich Beyer selbst ein kleiner Fährbetrieb zum Blütenfest untersagt. Beyer: „Viele haben danach gefragt.“ Auch zu Pfingsten wird die Havelperle nicht wie in den anderen Jahren ausnahmsweise als Fähre dienen. Beyer erwägt jetzt rechtliche Schritte.
Nicht nur er findet es absurd, dass man ohne Führerschein mit großen Kajütbooten die Havel befahren darf, man Boote jeglicher Größe chartern kann, erfahrene Havelschiffer aber keine noch so kleine Passagierlinie betreiben dürfen.
Was in Wildpark-West nicht mehr gestattet wurde, erfreut sich in Petzow wachsender Beliebtheit – eine einsame Ausnahme: Der Glindower Touristikunternehmer Wolfgang Hotzel hat mit seiner „Elisa von Petzow“ einen Weg gefunden, für 15 Passagiere einen dreiviertelstündlichen Wochenendfährbetrieb zwischen der Grellebucht in Petzow und der Inselbrücke in Werder aufrecht zu erhalten: Die Passagiere schließen für jeweils 7,50 Euro (mit Rückfahrt) eigene Charterverträge mit Hotzel ab. Das erste Boot fährt um 11 Uhr ab Grellebucht, das letzte 16.15 Uhr ab Inselstadt. Pfingsten geht es wieder los, nach und nach komme das Geschäft ins Rollen, sagt Hotzel.
Vielleicht gibt es für andere Havellinien ähnliche Möglichkeiten? Die Chance, in Werder ein Wassertaxi einzuführen, bleibt den hiesigen Touristikanbietern jedenfalls erhalten: Die Weisse Flotte hat, wie es gestern auf Anfrage hieß, nicht vor, das Potsdamer Taxi-Angebot über den Templiner See hinaus auszudehnen. Henry Klix
Yachthafen Ringel: (033 202) 60 217; Anglerklause Wildpark-West: (033 27) 55 484; Wolfgang Hotzel: (03327) 40 855.
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