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Potsdam-Mittelmark: Warten auf den „Geist des Ortes“ Nein zu Architekten-Idee für Ruhlsdorfer Platz

Teltow – Der vorletzte Punkt auf der Tagesordnung des Teltower Bauausschusses am Dienstag war eigentlich ein Grund zur Freude: für einen Teilbereich am Ruhlsdorfer Platz stellte ein Investor ein Bauvorhaben vor. Und zwar genau für den Bereich, in dem zurzeit ein Imbissstand seinen Platz hat, flankiert von wildwucherndem Grün.

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Teltow – Der vorletzte Punkt auf der Tagesordnung des Teltower Bauausschusses am Dienstag war eigentlich ein Grund zur Freude: für einen Teilbereich am Ruhlsdorfer Platz stellte ein Investor ein Bauvorhaben vor. Und zwar genau für den Bereich, in dem zurzeit ein Imbissstand seinen Platz hat, flankiert von wildwucherndem Grün. Der Schandfleck ist vielen Bürgern ein Dorn im Auge, aber bisher stieß der Einfluss der Stadtverwaltung hier an seine Grenzen, denn die Fläche gehört einem privaten Besitzer. Dass nun der Berliner Architekt Peter Träger in das Areal städtisches Flair bringen will, ist schon deshalb bemerkenswert, weil Investoren in Teltow längst nicht mehr Schlange stehen. Obwohl der Bebauungsplan einen Bau bis zu sechs Geschossen zuließe, favorisiert das Architekturbüro einen zweigeschossigen Gewerbebau, der den Platz mit seinem Volumen nicht erdrückt. Auch mit Rücksicht auf den Wohnblock an der Ida-Kellotat-Straße, der bei mehr Geschossen im Schatten stünde, wurde die Höhe begrenzt. Auf den drei Flurstücken mit einer Gesamtfläche von 5100 Quadratmetern will Architekt Träger ein Gebäude mit mehreren Funktionen errichten. In das Erdgeschoss mit einer Fläche von rund 1800 Quadratmetern sollen eine Bank und mehrere Dienstleistungen ziehen. Das Obergeschoss ist für ein Restaurant und ein Café mit Dachterrassen vorgesehen, mit Blick auf den Platz. Gespräche mit interessierten Mietern hat der Investor bereits geführt, trotzdem herrschte Skepsis im Ausschuss, weil es ja in Teltow genug leerstehende Geschäfte gibt, wie FDP-Vertreter Karsten Zühlke meinte. Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne) schien das Vorhaben „eine Nummer zu groß, weil dann der Platz nicht mehr so kuschlig wird, wie die Bürger sich das wünschen". Und Reinhard Frank (PDS) wollte lieber Parkplätze. Auch die Hoffnung auf einen Kreisverkehr galt für einige als Grund, zur Zurückhaltung. Dass an dieser Art von Maßstäben ein doch löbliches Vorhaben scheitern kann, überraschte zumindest Ullrich Langner aus der CDU-Fraktion. Seine Frage am Schluss der Debatte glich deshalb eher einem Stoßseufzer: „Will denn hier jeder sein eigener Architekt sein?" Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht verdeutlichte dann auch, dass bei dem Vorhaben Baurecht nach Paragraph 34 des Baugesetzes bestehe. Die Stadt habe somit zwar Einfluss auf die Gestaltung, aber nicht auf die Nutzung. Enttäuscht war vor allem das Architektenteam, das sich eine anregende Diskussion erhofft hatte. Gegenüber den PNN sagte Peter Träger, es sei abwegig, für das Vorhaben Leerstand zu befürchten. Dass in Teltow große Bürobauten leerstünden, habe vielmehr mit den falschen Entscheidungen zu tun, die Anfang der 90er Jahre gefällt wurden. „Da wurde an falscher Stelle irgend etwas hingebaut", befindet Träger. Dass das Vorhaben nicht scheitert, wie einige im Ausschuss bereits prophezeiten, bleibt dem Architekten als Hoffnung. Schon deshalb weil man einen Genius loci – einen Geist des Ortes – am Ruhlsdorfer Platz noch immer vergeblich sucht, wie es erst jüngst in einem Workshop zu spüren war, in dem sich Teltower Bürger Gedanken um die Zukunft des Teltower Platzes machten. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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