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Tafel in Teltow: Warten auf der Straße

Etwa 150 Bedürftige versorgt die Potsdamer Tafel in Teltow jede Woche. Doch der Einrichtung fehlt es selbst an Geld. Dabei muss die Lebensmittelausgabe dringend saniert werden.

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Teltow - Wer arm ist, steht im sozialen Abseits. In Teltow stehen die Bedürftigen zusätzlich jeden Samstag im Regen. Oder in der Kälte oder Hitze. Je nachdem, wie das Wetter gerade mitspielt. In der Ausgabestelle der Potsdamer Tafel in Teltow ist „die Situation menschenunwürdig“, sagt Imke Eisenblätter vom Vorstand der Potsdamer Tafel. „Die Leute stehen oft bis auf die Straße.“

Die Ausgabestelle in der Potsdamer Straße 34, ein Flachbau, hat die besten Zeiten lange hinter sich. Der Ausgaberaum bietet gerade mal Platz für zehn Kunden. Rund 150 bedürftige Teltower kommen jeden Samstag vorbei, um sich für den Unkostenbeitrag von einem Euro mit Lebensmitteln einzudecken, so Eisenblätter. „Derzeit sind es zusätzlich noch 50 Flüchtlinge, die wir versorgen.“ Der Standort platze aus allen Nähten. „Jeder Bedürftige soll zu einer bestimmten Uhrzeit kommen“, sagt Eisenblätter. Aber das klappe oft nicht.

Die Finanzen sind das Problem

Nachdem die Potsdamer Tafel den Teltower Tisch vom Evangelischen Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin im März 2014 übernommen hatte, wurde bald auch das Haus einem Geschäftsmann aus Nordrhein-Westfalen abgekauft, so Eisenblätter. Das Personal blieb und die Tafel versprach, die Bedingungen zu verbessern – nicht nur für die Bedürftigen, sondern auch für die Mitarbeiter, so Eisenblätter weiter. 15 Ehrenamtler liefern bereits am Freitag die Waren an, sortieren sie und bereiten sie für die Ausgabe vor.

„Im Gegensatz zur Situation in Potsdam sind ehrenamtliche Mitarbeiter in Teltow nicht das Problem“, sagt Eisenblätter. „Die Finanzen machen Probleme.“ Derzeit habe man den Bedarf an Räumlichkeiten für den Standort definiert und sei nun in der Planungsphase, wie er künftig optimal genutzt werden könne. Klar ist, dass eine Veränderung hermuss. „Eigentlich kommt nur noch ein Abriss infrage“, ist Eisenblätter überzeugt. Doch ein Neubau kostet Geld, Geld, das der Tafel fehlt.

Für jegliche Veränderung benötige die Tafel Spenden. Andere soziale Einrichtungen in Teltow könnten sich finanziell an einem Neubau der Tafel-Ausgabe beteiligen. „Der Neubau kann dann natürlich von ihnen mitgenutzt werden“, so Eisenblätter. Die Tafel-Ausgabe finde derzeit lediglich am Samstag statt. Ob Sanierung oder Neubau, in der Potsdamer Straße 34 in Teltow könnte sich ein neuer Platz für verschiedene soziale Einrichtungen etablieren.

Gute Zusammenarbeit mit der Stadt

Die Stadt unterstützt die Arbeit der Tafel. „Wir arbeiten eng und gut mit der Verwaltung zusammen. Auch im Hinblick auf die 50 Flüchtlinge, die wir zusätzlich versorgen, sind wir in enger Absprache mit der Stadt und dem Landkreis“, sagt Imke Eisenblätter. Konkret hat die Tafel bei der Stadt nach finanzieller Unterstützung gefragt. „Wir haben vergangene Woche bei der Stadt einen Antrag auf Übernahme der Betriebskosten gestellt“, sagt Eisenblätter. Stadtsprecherin Andrea Neumann bestätigte gegenüber den PNN, dass der Antrag bei der Fachabteilung eingetroffen ist. Die Betriebskosten in Teltow belaufen sich jährlich auf etwa 3000 Euro, so Eisenblätter. Die Summe setzt sich aus Gas, Wasser, Strom und Abfall zusammen. Die Teltower Verwaltung will die Kosten noch in diesem Monat übernehmen, heißt es aus dem Rathaus.

„Inwieweit im nächsten Schritt eine weitere Unterstützung dann finanzieller Art sein kann oder wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden, da es noch kein finales Konzept gibt“, so Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). „Im aktuellen Haushalt sind hierfür keine Mittel eingeplant. Alle weiteren Entscheidungen obliegen den Stadtverordneten, die im Zweifel entsprechende Haushaltsmittel freizugeben hätten.“

Die Versorgung der Bedürftigen ist davon nicht betroffen, so Imke Eisenblätter von der Tafel. Die Supermärkte, Bäcker, und Großmärkte seien bereits zu Zeiten des Teltower Tischs von der Tafel angefahren worden. Man muss also nicht neu werben. „Die Lebensmittelausgabe damals beim Teltower Tisch wurde bereits von uns beliefert“, sagt Eisenblätter. „Als wir im Sommer 2013 die neue Ausgabestelle in der Drewitzer Straße in Potsdam eröffnet hatten, sorgte man sich in Teltow, dass dort nicht mehr genügend Lebensmittel durch uns ankommen würden“, erinnert sich Eisenblätter. Die Teltower beantragten schließlich, selbst eine Tafel zu gründen, ein entsprechender Antrag beim Bundesverband wurde gestellt. „Für Tafeln gilt jedoch Gebietsschutz“, sagt Eisenblätter. Zuständig für Teltow war somit die Potsdamer Tafel.

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Björn Stelley

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