zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Warum Seife sauber macht,

was Lotusblumen und Dachziegel gemein haben und andere interessante Antworten beim Tag der offen Tür am Forschungsstandort Teltow-Seehof

Stand:

was Lotusblumen und Dachziegel gemein haben und andere interessante Antworten beim Tag der offen Tür am Forschungsstandort Teltow-Seehof Teltow. Wissenschaft ist fantastisch und spannend. Das erlebten am Sonnabend rund 500 Besucher, die zum „Tag der offenen Tür" die Forschungsinstitute in Teltow-Seehof besuchten. Nicht nur Kinder waren fasziniert als sie von der Laborantin Yvonne Pieper erfuhren, dass Wasserläufer nur deshalb nicht ertrinken, weil sie von der Oberflächenspannung des Wasser getragen werden. Diese Spannung sorge auch für die Kugelform von Regentropfen, denn Flüssigkeiten wollen ihre Oberfläche möglichst klein halten. Die Oberflächenspannung kann durch Seife verringert werden, demonstrierte sie mit einem Experiment. Normalerweise schwimmt fein gemahlener Pfeffer auf der Wasseroberfläche, doch die Zugabe von nur einem Tropfen Spülmittel lässt die Pfefferkörner langsam auf den Boden des Gefäßes sinken. Dafür sorgen die wasserlöslichen Tenside des Spülmittels. Das sind kleine Putzteufel, die aus einem wasserliebenden Kopf und einem fettliebenden Anhang bestehen. Damit lagern sie sich begierig an Schmutzteilchen. Wasser kann so in Gewebe eindringen und die Seife dort ihre Waschkraft entfalten, erläuterte die Laborantin das Prinzip von Seife. Auch das Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik beschäftigt sich mit Oberflächenspannungen. Bildschirme zum Aufrollen konnten zwar noch nicht präsentiert werden, aber die Wissenschaftler beschäftigen sich intensiv mit holographischen Speichermaterialien, um großflächige Displays zu entwickeln. Im Laborversuch zeigten sie schon mal, wie flexibel Glas reagieren kann. So wirkt es bei hoher Sonneneinstrahlung wie ein Filter, der unerwünschte Strahlung reflektiert und ein Aufheizen im Raum vermindert. Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass intelligentes Glas Klimaanlagen eines Tages überflüssig macht, auch den Energieverbrauch reduziert. Weiterer Aspekt ihrer Forschung ist die Rückgewinnung von Kunststoffen aus technischen Gebrauchsgütern. Ebenfalls intelligente Kunststoffe stellte Dr. Steffen Kelch vom GKSS vor. Die Kunststoffe erinnern sich, sobald es warm wird und so fügte sich eine Fläche im heißen Wasserbad vor den Besuchern zu einem Würfel. Das Geheimnis der schlauen Kunststoffe ist ihre molekulare Netzwerkstruktur. Trotz mechanischer Verformung nimmt das Material seine ursprüngliche Gestalt wieder an, sobald es erhitzt wird. Schon bei 37 Grad Celsius kann sich so ein Faden an seine Originalform erinnern und aus einem locker geknüpften Knoten wird durch Wärme ein fester Knoten. Das erforderte bislang vom Chirurgen höchstes Fingerspitzengefühl, weshalb die neuen Kunststoffe vor allem für die Knopflochchirurgie interessant sind. Auch großvolumige Implantate können komprimiert in minimale Öffnungen des Körpers eingeführt werden. Die Besucher erfuhren auch, dass viele Forschungsergebnisse der Natur abgelauscht wurden. So gelingt es beispielsweise der Lotusbume stets, sich makellos sauber zu präsentieren, weshalb sie in Asien verehrt wird. Nach dem Lotuseffekt entwickelten Forscher sich selbst reinigende Dachziegel. Ihr Geheimnis enthüllte die Pflanze unterm Mikroskop: Eine Noppenstruktur verhindert, dass Wasser und Schmutz haften bleiben. Der Effekt wird noch durch eine dünne Wachsschicht verstärkt. Vor allem die jüngsten Besucher interessierte die Welt unterm Mikroskop und deshalb drängten sie sich, um das Mosaikauge einer Laborfliege betrachten zu können. Als Alleskönner im Bereich der Atome zeigte sich das Rasterkraftmikroskop, denn es ist Kamera, Oberflächenprüfmaschine und Greifarm zugleich. Millionenfach vergrößert war auf dem Bildschirm eine Hautschuppe zu sehen. Vor dem Einblick in den Nano-Kosmos ertastete eine Nadel die Form der einzelnen Moleküle. Die Nadel schwingt dabei auf und ab, wobei sie einen Ton erzeugt. Diese Tonsignale verarbeitet der Computer wieder zu einem Bild. Einen Namen hat sich die Teltower GKSS-Außenstelle auch durch die Membranforschung gemacht. Nach der künstlichen Niere gibt es nun auch Hoffnung für die Leber. Bei dem Verfahren trifft das mit Gift überladene Bluteiweiß auf unbelastetes Eiweiß in einer Waschlösung. Beide Flüssigkeiten sind durch eine hauchdünne halbdurchlässige Faser getrennt. Das Blut strömt dabei durch dünne Kapillaren und außen spült die Waschlösung vorbei. Dabei lösen sich die Gifte vom Bluteiweiß und lagern sich im Eiweiß der Waschlösung an. K. Graulich

K. Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })