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Potsdam-Mittelmark: Was der Müll verrät
Jede Jahreszeit hat ihren Abfall: Schlange stehen auf Teltows Wertstoffhof
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Teltow - Langsam schlängeln sich die Autos vorwärts. Vorfahren, Kofferraum öffnen, die Männer mit den grünen Latzhosen nicken, dann geht es zum Müllabladen zu einem der großen Container. Dienstagsmorgen herrscht auf dem Teltower Wertstoffhof reger Betrieb: Von der Dachpappe über Elektroschrott bis zu verblichenen Gartenstühlen – für alles gibt es einen passenden Container. „Pünktlich zum Frühjahr wird ausgemistet“, sagt der Leiter des Wertstoffhofes, Tino Scherer. Da stehe man schon mal Schlange.
Im vergangenen Jahr rollten rund 50 000 Mittelmärker auf den Wertstoffhof an der Ruhlsdorfer Straße, um alte Fernseher, Kühlschränke oder Autoreifen abzugeben. Die Annahmestelle gibt es seit zehn Jahren. Wurde das Angebot am Anfang wenig genutzt, hätten sich die Nutzerzahlen in den vergangenen Jahren stabil eingependelt, so Hofleiter Scherer. In Teltow, Werder (Havel) und Niemegk betreibt der Entsorger des Landkreises, die Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark GmbH, drei Höfe dieser Art.
Der dort gesammelte Müll sagt viel über den Landkreis und seine Bewohner aus: „Wir sind im Landesvergleich Spitzenreiter beim Sperrmüll und beim Elektroschrott“, sagt Steffi Kuhnke vom öffentlichen Entsorgungsträger. Im vergangenen Jahr seien rund 1884 Tonnen an alten Möbeln und rund 754 Tonnen an alten Staubsaugern, Kühlschränken oder Spülmaschinen entsorgt worden. „Das ist ein Indiz dafür, wie gut es dem Landkreis im Vergleich zu anderen Kreisen geht.“
„Es ist erstaunlich, wie viel weggeschmissen wird“, sagt der Leiter des Wertstoffhofes. Jeder zweite Fernseher, der in Teltow abgegeben werde, funktioniere noch. Pro Tag werde allein auf seinem Hof ein Container mit rund 5 Tonnen Sperrmüll voll. Auch die anderen Container – einige mit bis zu zehn Tonnen Kapazität – werden mehrmals pro Woche geleert. Jede Jahreszeit habe ihren Müll: Am Ende der Sommerferien werde Spielzeug ausgemistet, kurz vor Weihnachten werden Fernseher verschrottet, im Januar und Februar wird renoviert. Dann haben Tapeten, Farben und Lacke Konjunktur. Jetzt würden viele Gartenbesitzer vorfahren: Sie geben abgeschnittene Zweige und Laub ab. Gerade in der Region Teltow seien viele der Grundstücke zu klein, um selbst zu kompostieren. „Außerdem wollen viele auch ihre Nachbarn nicht mit dem Kompostgeruch verärgern“, sagt Scherer.
Hobbygärtner und Häuslebauer müssen indes für ihre Zweige und den Bauschutt einen kleinen Obolus bezahlen. Der liegt zwischen 26 Cent und 1,30 Euro je zehn Kilo Müll. Der restliche Abfall könne auf den Wertstoffhöfen der APM kostenlos entsorgt werden – vorausgesetzt der Kunde kommt aus dem Landkreis. Restmüll und der gelbe Sack werden indes nicht abgenommen. Die gesammelten Abfälle der Höfe werden in unterschiedlichen Betrieben weiterrecycelt – nur der Bauschutt landet auf einer großen Deponie in Deetz, sagt Hofchef Scherer.
Mittlerweile laufe es mit dem Recycling immer besser im Potsdamer Umland, sagt Steffi Kuhnke, die für den Kreis die Abfallbilanz erstellt. Auch im Restmüll befänden sich immer weniger Schadstoffe. „Die Mittelmärker trennen vorbildlich ihren Müll.“ Weniger vorbildlich sei indes die seit Jahren konstante Zahl an illegal abgeladenem Müll. 888 Tonnen wurden im vergangen Jahr in Wäldern und auf Wiesen von der APM eingesammelt. „Sehr beliebt ist seit Jahren das Abladen von alten Reifen“, so Kuhnke. Allein 31 Tonnen seien davon im vergangenen Jahr eingelesen worden. „Wir können nicht nachvollziehen, wieso der Anteil an illegal abgeladenem Müll so hoch ist.“ Immerhin biete die APM den Kunden viele Möglichkeiten, auf legale Art und Weise den Müll einfach und schnell zu entsorgen.
In Teltow kann man beim Müllentsorgen sogar noch kurz plauschen: Die Mitarbeiter helfen beim Ausladen und haben meist ein offenes Ohr. Immerhin sollen die Besucher mit einem Lächeln den Hof verlassen. Man höre viel über Wehwehchen oder die Sorgen der Bürger – die Gespräche ähnelten denen aus dem Friseursalon, berichtet der Hofleiter und lacht. Eva Schmid
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