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Potsdam-Mittelmark: Was geht – auch ohne ihn
Axel Hilpert hat die erste Reihe im Resort Schwielowsee längst verlassen
Stand:
Schwielowsee - Axel Hilpert mehrere Jahre im Gefängnis? Belastet mit Millionen-Rückforderungen des Landes? Kann das Resort Schwielowsee ohne seinen geschäftsführenden Gesellschafter existieren? Im Fall einer – längst nicht ausgemachten – Verurteilung wäre das Vertrauen der Finanzierungs- und Geschäftspartner in die „Theodor Fontane Betriebs- und Besitzgesellschaft“ nachhaltig geschädigt – mit unabsehbaren Folgen für das Unternehmen und dessen Viereinhalb-Sterne-Anlage am Schwielowsee.
Allerdings dürften alle Partner und nicht zuletzt führende Kommunal- und Landespolitik schwer daran interessiert sein, dass hier weiter Geld verdient wird. Rund 100 Menschen sind im Resort beschäftigt, Millionen Umsätze werden akquiriert, ein Großteil mit Tagungen. Die Gästeankünfte in der Region sind mit dem Marktantritt vor sechs Jahren um 15 Prozent gestiegen. Ein Aus für die Petzower Ferienanlage – es wäre der touristische Supergau für die Region.
Mark, Sylt und Karibik – Hilpert erfand für sein Petzower Hotel einen spannenden stilistischen Mix, und hatte dabei politische Rückendeckung von fast allen Seiten. Dafür gab es etwas zurück, ohne Hilpert wäre aus dem Resort nichts geworden. Doch es ist ein Unterschied, ein Hotel zu bauen und Gastgeber zu sein.
Anders als die großen Hotelkonzerne konnte sich Hilpert keine erfahrene Eröffnungsmannschaft zusammenbasteln. Und er hatte auch selbst seine Nöte: Hilpert wollte in der ersten Reihe stehen, doch sein offensives Marketing und seine hemdsärmelige Art hat auch manchen vergrätzt. Vor allem hat er die Wirkung seiner Person auf die Öffentlichkeit unterschätzt. Sein Mitgesellschafter, der Politikberater Hans-Hermann Tietje, war sicher hilfreich, den Tagungsort mit Machern und Mächtigen bekannt zu machen. Der Werbeeffekt hob sich wieder auf, wenn, zum Beispiel mit der Nachricht über die Tagung der G8–Finanzminister, auch die DDR-Vita Hilperts mitgeliefert wurde. Das Resort läuft deshalb, so scheint es, schon seit einer ganzen Weile ohne großes Zutun seines Erfinders.
Mit dem bisweilen kraftmeierischen Marketing ist es vorbei, Meldungen über prominente Gäste bleiben aus, obwohl es sie noch gibt. Thomas Badstübner, Ex-Präsident des Brandenburger Hotel- und Gaststättenverbands, und Hilperts Tochter Juliane Hilpert, führen als Direktor und Marketingchefin die Alltagsgeschäfte seit gut zwei Jahren weitgehend geräuschlos.
Markige Sprüche wie „Wir wollen nicht die Vertreter, wir wollen die Vorstände“ wird man von ihnen nicht hören. Sie wollen, wie sie in einem PNN-Gespräch im März erklärt hatten, das Resort bewusst als stillen Rückzugsraum vor den Toren der Bundeshauptstadt inszenieren. Und dazu will das schillernde Image seines Gründers nicht mehr passen.
Den Ausbau des Schlosses Petzow zum Fünf-Sterne-Hotel trauten die Banken Hilpert & Co. nicht mehr zu. Mit neuen Eigentümern ist dort jetzt ein Boarding-Haus geplant. Was das Resort angeht, läuft es unter Badstübner und Juliane Hilpert nicht schlecht. 6,6 Millionen Euro Umsatz hat es im vorigen Jahr gemacht und damit die Geschäftseinbrüche aus dem Krisenjahr 2009 teils wieder wettgemacht. In diesem Jahr wollte man mit 7,5 Millionen an das Erfolgsjahr 2007 anschließen. Das geht auch ohne Hilpert – theoretisch.
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