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Jetzt auch in Geltow: Der Waschbär lässt grüßen!

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Waschbärenplage vor den Toren Potsdams Geltows Jagdpächter haben dieses Jahr 17 Tiere erlegt, viele Wildentengelege wurden geräubert

Schwielowsee - Zehn erlegte Waschbären seit September – so etwas hat Joachim Schulz noch nicht erlebt: Geltow leidet in diesem Jahr massiv unter einer Waschbärenplage. In den vergangenen Wochen wurde dem Obmann der Geltower Jagdpächtergemeinschaft immer wieder von Begegnungen mit den ungemütlichen Knopfaugen berichtet: Sie toben auf Gehöften, klauen Weintrauben, randalieren auf Dachböden und schrecken auch vor Hunden nicht zurück.

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Schwielowsee - Zehn erlegte Waschbären seit September – so etwas hat Joachim Schulz noch nicht erlebt: Geltow leidet in diesem Jahr massiv unter einer Waschbärenplage. In den vergangenen Wochen wurde dem Obmann der Geltower Jagdpächtergemeinschaft immer wieder von Begegnungen mit den ungemütlichen Knopfaugen berichtet: Sie toben auf Gehöften, klauen Weintrauben, randalieren auf Dachböden und schrecken auch vor Hunden nicht zurück. „Dabei sind wir hier nun wirklich nicht auf die Waschbärenjagd spezialisiert“, sagt Schulz.

Ein Naturschützer, der in Alt Geltow lebt, berichtete dem Jäger, dass ihm die Kleinbären den Fischteich leer gefressen und Vogelkästen geplündert hatten. In Wildpark West gingen mehrere Waschbären auf einen Hund los, der sie verjagen wollte, und zerfleischten ihm ein Ohr. Inzwischen hat Schulz den Eindruck, dass auch sein eigener Komposthaufen am Waldrandweg von Schupps durchwühlt wurde. Er geht davon aus, dass sich in diesem Jahr Dutzende Waschbären im Geltower Revier und in der Ortslage breitgemacht haben. „Sie verteidigen sich aggressiv, selbst Füchse ziehen Leine.“

Laut aktuellem Jagdbericht schossen Jäger in der Saison 2008/2009 landesweit 10 580 Waschbären, ein neuer Rekord, die meisten in Ostprignitz-Ruppin (2511), Märkisch-Oderland (1854) und Oberhavel (1 300). Im Jahr zuvor waren es knapp 8000. Nun scheint das Problem die Region zu erreichen. In Geltow ist es vor drei Jahren erstmals aufgetaucht, als Joachim Schulz im Bereich des Franzensberges sechs junge Waschbären erlegen konnte. Das dort ansässige Kinderheim hatte zuvor gemeldet, dass sich die Tiere in Mülltonnen eingerichtet hatten. „Danach war lange Zeit Ruhe.“

Bis zu diesem Jahr. Den ersten Fang machte Schulz in der Nähe des Brückenparks, wo ihm zwei Tiere in die Falle mit süßen Äpfeln gingen. Drei waren es im Umfeld von Alt Geltow. Einen hat er am Wentorfgraben geschossen, zwei Am Wasser, und am Werderschen Damm fand er ein überfahrenes Tier. „Alles seit September“, wie er betont. Hinzu kommt die Strecke seiner Geltower Jagdkollegen: sieben Waschbären in diesem Jahr im Bereich Franzensberg und Werderscher Damm.

Auch im Revier Caputh und Ferch beobachtet man eine Zunahme der Waschbärenpopulation. „Wir haben dieses Jahr zwei geschossen“, sagt Jagdpächter Hans-Jürgen Paulus, beide an der Grenze zu Geltow am Wentorfgraben. Paulus beobachtete aber, dass viele Entengelege an Havelufern geräubert wurden. „Der Waschbär ist ein Alleskönner, schwimmt, klettert und holt sich Eier auch aus zwei Meter hohen Nestern.“ Dass es weniger Entennachwuchs gibt, sei auf dem Gemünde zu sehen. Paulus appelliert an die Bevölkerung, Behörden und Jäger bei der Bekämpfung der Plage zu unterstützen.

Waschbären stammen an sich aus Nordamerika. Von Strausberg aus hatten sie ihren Siegeszug durchs Land angetreten, nachdem dort zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Bombe in eine Pelztierfarm eingeschlagen war. Als Mitte der 90er Tierschützer auch noch Pelztierfarmen zerstörten, ist die Zahl der nachtaktiven Räuber, die gewässerreiche Waldgebiete bevorzugen, weiter gestiegen. Henry Klix

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