Tage der offenen Weinberge in Werder: Wasser und Wein
Ein kleiner Schritt für Touristen, ein großer Schritt für die Region: Die Tage der offenen Weinberge sollen in Werder (Havel) als Testphase für ein neues touristisches Konzept dienen – eine zentrale Rolle spielt dabei ein eigens eingerichtetes Wassertaxi
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Werder (Havel) - Es könnte was Großes werden. Zum ersten Mal haben sich die Werderaner Winzer zusammengetan und am Wochenende die Tage der offenen Weinberge ausgerufen. „Allein das ist schon ein großer Schritt für uns“, sagt die Vorsitzende des Vereins zur Förderung des historischen Weinbaus im Raum Werder, Kerstin Otto. „Bislang gab es aber immer das Problem mit der Überquerung der Havel, wenn man alle vier Weinberge an einem Tag besuchen wollte.“ Wer vom Werderaner Galgenberg nach Phöben auf den Wachtelberg fährt und anschließend zum Weingut Klosterhof weiterradeln möchte, muss irgendwie übers Wasser gelangen. Zwischen Phöben und Töplitz erstreckt sich der kleine Zernsee. Eine Fährverbindung gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Nur noch der Straßenname, Zur alten Fähre auf der Töplitzer Seite erinnert an die Seilfähre, die einst dort ihren Dienst verrichtete. Im Rahmen der Brandenburger Landpartie am Wochenende hat der Weinverein die Geschichte wiederbelebt und einen Katamaran gechartert, der Gäste und Touristen übers Wasser bringt.
Mit Werderaner Rosé, ein wenig Abenteuerlust und Forscherdrang ging es am Samstag gegen Mittag auf dem floßähnlichen Gefährt erstmals wieder vom Phöbener Fischergarten zur gegenüberliegenden Uferseite. Töplitz’ Ortsvorsteher ist auf der Jungfernfahrt am Samstag mit an Bord und ganz begeistert. Wenn es nach ihm ginge, könnte der Phöbener Fischergarten zur Hauptanlegestelle für diese wiederbelebte Verbindung werden. „Aber wir wollen keine Fähre“, betont er. „Uns schwebt eine Art Wassertaxi vor, um auch andere Stellen anfahren zu können.“ Ein Glas Werderschen Weins später ist der Katamaran übergesetzt – doch das Wochenendwassertaxi kommt nicht nah genug ans Ufer. Die am Bug ausgefahrene Planke für die Gäste schwebt mehr als einen Meter über Wasser. Trockenen Fußes kommt hier kein Radtourist ans Töplitzer Festland, ein paar Meter weiter links die Böschung entlang geht es dann aber problemlos. Weinvereinsmitglied Frank Watzke ist extra mit dem Rad bei der Fahrt dabei, Ortsvorsteher Ringel ist begeistert: „Wir müssen unbedingt die Infrastruktur ausbauen und das gegebene Potential für diese Idee nutzen.“
Auch Kerstin Otto vom Weinverein sieht in der touristischen Havelquerung auf dem kleinen Zernsee viel Potenzial. „Wenn die Gäste mit dem Rad kommen, sollen sie ja nicht nur bei den Winzern Wein trinken“, sagt Otto. Ein sogenannter Genussweg könne sie über Höfe führen, zu Imkern und Obstbauern. Davon könne, so Otto, die ganze Region profitieren, nicht nur die Winzer.
Ringel ist überzeugt, dass es das Wassertaxi für Phöben und Töplitz in fünf Jahren geben wird – auch, wenn das ohne Fördermittel schwer werde. „In der regionalen Entwicklungsstrategie haben wir aber bereits eine solche Wasserverbindung angemerkt.“ Gefragt seien jetzt alle touristischen Leistungsträger: der Weinverein, Phöben, Töplitz und die Stadt Werder.
Der Katamaran ist inzwischen weiter westlich auf dem kleinen Zernsee unterwegs. Der Wein schmeckt auf dem Wasser derweil besonders gut. Ziel ist die Anlegestelle „Am Mühlenberg“. Das Boot muss längs an einem Steg anlegen. Einige Versuche sind nötig, um die perfekte Parkposition zu finden. Immerhin sollen die Radtouristen bequem an und von Bord gehen können. Weinvereinsmitglied Frank Watzke ist auch hier mit seinem Rad Testtourist. Alles klappt und somit eignet sich auch diese Anlegestelle.
Der Tourismus in der Region hat sich in den vergangenen fünf Jahren positiv entwickelt, sagt Frank Ringel. Das bestätigt Reiner Tanz, der Ferienhäuser vermietet und einen Bootsverleih betreibt. „Die Nachfrage, vor allem was Unterkünfte angeht, steigt.“ Er könne sich eine saisonale Wassertaxi-Verbindung durchaus vorstellen. „Das geht aber nur auf Abruf, ohne feste Abfahrtszeiten und am Wochenende, alles andere wäre auch viel zu teuer.“
Björn Stelley
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