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Potsdam-Mittelmark: Wasser zur Rettung der Parforceheide

Naturschutzbeauftragter Peter Ernst schlägt vor, ein historisches Grabennetz zu reaktivieren

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Stahnsdorf - Das Landschaftsschutzgebiet Parforceheide könnte seinen wertvollen Charakter eines Feuchtgebietes durch Austrocknung bald endgültig verlieren. Davor hat der Stahnsdorfer Gemeindevertreter und Naturschutzbeauftragte Peter Ernst gewarnt. Deshalb schlägt er vor, gereinigtes Wasser aus den Klärwerken in das vorhandene Wassergrabennetz der Parforceheide einzuleiten. Dieses weitverzweigte Grabennetz gebe es noch aus historischer Zeit, erklärte Ernst gestern gegenüber den PNN. Ursprünglich sei es 1723 unter Friedrich Wilhelm I. angelegt worden, um das Waldgebiet für die Parforcejagd zu entwässern und eine Jagd zu Pferde zu ermöglichen, so der Naturschutzbeauftragte. Heute wäre die Einleitung von geklärtem Abwasser in das Grabennetz seiner Meinung nach die ideale Lösung, um den Wasserhaushalt in der Region zu verbessern.

Wie berichtet, wird gegenwärtig kontrovers über die Idee eines anderen Pilotprojektes diskutiert, eine 2500 Quadratmeter große ehemalige Rieselfeld-Fläche bei Sputendorf zu reaktivieren und dort geklärtes Abwasser aufzubringen. Damit soll ebenfalls der Grundwasserspiegel erhöht werden, unter anderem um den gefährdeten Röthepfuhl in Ruhlsdorf und den Güterfelder Haussee zu retten. In der Region findet das Projekt großen Zuspruch, doch im Landesumweltministerium gibt es Bedenken. Abwässer der Großstadt Berlin waren über Jahrzehnte ungeklärt auf die Rieselfelder geleitet worden. Auch heute noch stecke deshalb ein „unüberschaubarer Pool von Verunreinigungen“ im Boden der Rieselfelder, hatte Oliver Merten vom Referat Wasser- und Bodenschutz gegenüber den PNN erklärt. Im schlimmsten Fall könnten die Schadstoffe durch die Verrieselung in das Grundwasser gelangen und von dort zurück in die Haushalte.

Angesichts dieser Bedenken hält es Ernst für besser, als ersten Schritt das gereinigte Wasser aus den Klärwerken in das Grabennetz der unbelasteten Parforceheide zu leiten. Das Wasser würde sich in dem Gebiet großflächig verteilen und die Landschaft wieder aufblühen lassen, sieht er voraus. „Im Wasser enthaltene Nährstoffe würden von den Wiesen, Büschen und Bäumen aufgenommen und verwertet, eventuelle Fremdstoffe durch den märkischen Sand gefiltert und auf dem sehr langen Weg zum Grundwasser abgebaut“, so Ernst. Damit wäre die Möglichkeit gegeben, dass die ehemals reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt zurückkehrt.

Die Parforceheide ist eines der letzten größeren zusammenhängenden Waldgebiete im Großraum Berlin und seit 1997 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Das 2350 Hektar große Waldgebiet zwischen Teltowkanal, Stahnsdorfer Waldfriedhof und der Autobahn A115 gilt als eine wichtige klimatische Ausgleichsfläche im Süden des Ballungsraumes Berlin. Schutzziel ist die Erhaltung von Feuchtwiesen sowie der Restbestände wertvoller Bruch- und Auenwälder, unter anderem durch die Renaturierung von Pfuhlen, Teichen und Gräben.

Konkret schlägt Ernst vor, das Wasser in den Oberlauf des Hirtengrabens einzuleiten. Über ihn erhielt die Parforceheide einst von den Quellen des Güterfelder Haussees und später auch von Rieselfeldern ihr Wasser. Die vielen ehemaligen Teiche, Sümpfe und Feuchtgebiete in Kienwerder und Güterfelde sind gleichfalls durch Zuflussgräben angeschlossen. Nach Durchquerung der Großen- und der Kleinen Rohrlake mündet der Hirtengraben schließlich in der Nuthe. Sollte das Projekt in der Parforceheide Erfolg haben, könnte das letztlich auch ein positives Signal für das Pilotprojekt auf den Rieselfeldern sein, so Ernst.Hagen Ludwig

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