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Potsdam-Mittelmark: Wasserstand bereitet Sorgen

Bei der Sanierung des Seddiner Sees gibt es noch viele Probleme zu lösen

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Seddiner See - Ein geheimnisvolles Wort machte in jüngster Zeit in der Gemeinde Seddiner See die Runde: Polyaluminiumchlorid (PAC), eine weiße Substanz, die in den See gekippt wird. Das hat einige Einwohner verunsichert. Auf der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses wurde erklärt, das PAC sorge gemeinsam mit basischen Aluminaten für die Ausfällung von Phosphorverbindungen aus dem Seewasser und eine chemische Versiegelung der Sedimente. „Im Klartext heißt das: Die abgelagerten organischen Rückstände bleiben dann am Grund liegen, und es wird eine Rücklösung im Wasser verhindert", sagte Olaf Mietz, Leiter des Institut für angewandte Gewässerökologie Seddin. Das sei der entscheidende Punkt, denn dann könne die mühsam gewonnene Reinheitsstufe auch bewahrt werden.

Zur Erinnerung: Zum ersten Schwimmfest am Großen Seddiner See Ende Mai vergangenen Jahres hatte Olaf Mietz vom Umweltministerium einen Fördermittelbescheid in Höhe von 1,85 Millionen Euro erhalten. Sein Institut wird die Seesanierung betreiben und sich dabei selbst mit 462000 Euro beteiligen. Im November wurde dann die neue Tiefenwasser-Belüftungsanlage (PNN berichteten) im Kähnsdofer See mit Erfolg erprobt, zugleich wurde im Großen Seddiner See in einem „Enclosure-Versuch“ die spätere Dosierung des PAC für die Seewasserbehandlung ermittelt.

Doch eines bereite ihm Sorgen, betonte Mietz. Im Herbst 2006 fehlten im Großen Seddiner See etwa eine Million Kubikmeter Wasser, der Wasserstand war einen halben Meter niedriger als im Vorjahr. Das läge zum einen am sehr warmen Sommer. Zum anderen wirke sich aber auch die Nutzung des Grundwassers im Einzugbereich aus. „Wir lassen jetzt ein komplexes Gutachten über den Zustand des Grundwassers erstellen, das wird im Mai vorliegen.“ Dadurch könne man herausfinden, welche Veränderungen im See durch Nutzung bedingt sind und welche einen natürlichen Ursprung haben, sagte Mietz.

Ein weiteres Problem sei der wildwachsende und eigentlich naturgeschützte Schilfgürtel. Durch die verrottenden Pflanzen sei dieser Uferbereich mit biologischen Abbauprodukten überfrachtet. Jedoch könne bald mit der Genehmigung für eine sanfte Bewirtschaftung gerechnet werden, wobei dann nur das hohe Schilf geschnitten werde, so Mietz.

Doch noch ein weiterer Punkt bereite ihm Kopfzerbrechen: Die neue Tiefenbelüftungsanlage habe sich als Energiefresser erwiesen. Zwar würde sie 4500 Kubikmeter Seewasser in der Stunde heben können, doch dafür benötigen die Pumpen 250 Liter Diesel pro Tag. „Das kann unser Institut nur für 70 Tage finanzieren“, sagte Mietz. Somit seien alle Unternehmen, Einrichtungen und Anwohner zum Sponsoring aufgerufen, denn „der See ist das wichtigste, was wir in unserer Gemeinde haben“, betonte Mietz.

Das Seddiner Institut mit seinen derzeit 25 Mitarbeitern hat sich seit einigen Jahren auf die Sanierung von flachen Problem-Seen spezialisiert und für dieses Knowhow zunehmend auch Interessenten im Ausland gewonnen. So wird auch die Gestaltung eines Sees im Olympiapark Peking betreut. W. Gutzeit

W. Gutzeit

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