
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Wechsel in Michendorf
Stichwahl zwischen Maaß und Mirbach in zwei Wochen / Jung muss Chefsessel räumen
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Michendorf - Wechsel in Michendorf: Nach der Bürgermeisterwahl am Sonntag wird Amtsinhaberin Cornelia Jung (parteilos) ihren Platz bald räumen müssen. Bei einer Stichwahl in zwei Wochen entscheidet sich, ob der CDU-Kandidat Reinhard Mirbach oder der SPD-Kandidat Christian Maaß das Amt übernimmt. Jung landete bei der Wahl am Sonntag abgeschlagen bei 19,8 Prozent der Stimmen. Derweil hätte es Reinhard Mirbach fast schon im ersten Wahlgang auf den Chefsessel im Rathaus geschafft: Mit 49,3 Prozent verfehlte er die erforderliche Mehrheit nur knapp, 31 Stimmen fehlten zum Sieg.
Er habe schon im Wahlkampf die Wechselstimmung gespürt, so der 42-Jährige, dessen Bewerbung unter anderem von den Freien Bürgern und der Unabhängigen Wählergemeinschaft unterstützt wurde. Nur mit dieser Hilfe und der breiten Unterstützung in der Gemeinde sei ein so gutes Ergebnis im ersten Wahlgang möglich gewesen, sagte Mirbach, der als Ausbildungsleiter im Bundeskanzleramt arbeitet und als Vorsitzender der Gemeindevertretung ein bekanntes Gesicht in der Kommunalpolitik ist. In seinem Heimatort Wilhelmshorst hätte er es sogar im ersten Wahlgang geschafft: In den beiden Wahllokalen kam er auf 55,1 und 64,9 Prozent der Stimmen.
Doch auch Christian Maaß zeigte sich mit seinem Ergebnis von 30,9 Prozent gestern sehr zufrieden: „Es ist für alle deutlich geworden, das ich nicht der Außenseiter bin, für den mich viele gehalten haben.“ Die „Stimmen für Maaß“ seien nicht verschenkt gewesen, als neues Gesicht in Michendorf habe er ein „ordentliches Ergebnis“ eingefahren. „Bei der Stichwahl wird der Zähler auf Null gestellt“, so der 40-Jährige, der als Geschäftsführer der „Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik“ sein Know-how für die Gemeinde einbringen will.
Maaß bekam gestern eine überraschende Unterstützerin: Amtsinhaberin Jung sprach sich für die Wahl des SPD-Mannes aus. „Seine Aussagen im Wahlkampf haben mich überzeugt, besonders dass er den Verwaltungsumbau besonnen angehen will.“ Ihr eigenes Ergebnis nahm die 50-Jährige gefasst entgegen. Jung ist bereits seit März krankgeschrieben, war bis vor wenigen Tagen auf einer Kur und kaum vernehmbar. Auch an der wichtigsten Kandidatenrunde mit 250 Gästen konnte sie nicht teilnehmen. Erst letzte Woche hatte sie sie sich verhalten in den Wahlkampf eingeschaltet.
Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses eilte auch Jung überraschend ins Rathaus, um ihren Kontrahenten zu gratulieren. Viele interessierte Michendorfer waren in den Ratssaal gekommen, um auf einer Leinwand live das Zittern um den Chefposten zu verfolgen. Jung dankte allen Bürgern, die sie gewählt haben, und resümierte: „Dass mich nach diesem untypischen Wahlkampf immerhin fast 20 Prozent gewählt haben, zeigt mir, dass ich hier doch ein bisschen was bewegt habe.“ Ob die Bürgermeisterin in den nächsten Tagen nochmal ihren Dienst antritt, blieb unklar. Der neue Bürgermeister soll sie am 18. Dezember offiziell ablösen. Die Wahlbeteiligung lag gestern bei 45,5 Prozent. Hagen Ludwig/Henry Klix
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