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Potsdam-Mittelmark: Wechselbad im Güterfelder See

Die Sanierung des Gewässers wurde von Misstönen und Verdächtigungen begleitet / Nach Abschluss der Maßnahme hoffen alle auf einen Erfolg des Millionen-Projektes

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Die Sanierung des Gewässers wurde von Misstönen und Verdächtigungen begleitet / Nach Abschluss der Maßnahme hoffen alle auf einen Erfolg des Millionen-Projektes Stahnsdorf. Still und starr ruht der See in Güterfelde. Geglättet sind die Wogen, die durch die Sanierungsarbeiten in den vergangenen Monaten erzeugt worden. Vor wenigen Tagen erfolgte die Abnahme der Restaurierungsarbeiten. Vermerk im Abnahmeprotokoll, das vom Stahnsdorfer Bauamt angefertigt wurde: „Keine Mängel“. Die meisten der 38 Arbeitspunkte sind zu 100 Prozent erledigt. Die Begrünung des Uferbereiches soll mit Beginn der Vegetationsperiode erfolgen, der Ausbau der Steganlage ist noch offen, die Genehmigung zur Errichtung eines Bade-Containers ist beantragt. Mit dem Sanierungsabschluss des Haussees in Güterfelde geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Seit Jahren bereitete die zunehmende Verlandung des Gewässers Sorgen, so dass die Güterfelder bereit waren, die teure Sanierung mit der Prämie zu begleichen, die es vor zwei Jahren für den freiwilligen Zusammenschluss mit Stahnsdorf gab. Insgesamt 1,6 Millionen Euro sind für die Restaurierung veranschlagt worden. 400 000 Euro flossen aus der Gemeindekasse, mit über einer Million Euro förderte das brandenburgische Umweltministerium das Vorhaben. Lässt man die jüngste Geschichte des Güterfelder Sees Revue passieren, erscheint sie als Kapitel vieler Irrungen und Missverständnisse. Denn die Sanierung wurde begleitet von einer Reihe an Vorwürfen, Mutmaßungen und Verdächtigungen – was unter anderem beweist, dass diese Aufträge von wirtschaftlichem Interesse sind. Bereits die Auftragsvergabe wurde als fehlerhaft moniert, die dann eingesetzte Technik und das angewandte Verfahren entsprachen nicht den Kriterien der Ausschreibung, die Entsorgung des entnommenen Seeschlamms geriet zum bürokratischen Hürdenlauf der im Vorwurf der Bestechlichkeit im Amt gipfelte. „Nie wieder ins Mittelmärkische“ schimpfte im Sommer Herbert Tauber von der beauftragten Sanierungsfirma, als die Arbeiten am See gestoppt wurden. Inzwischen ist der Münsteraner Unternehmer versöhnlicher gestimmt. „Am Ende haben wir mit den Behörden gut kooperiert“, betont er gegenüber den PNN. „In den Ämtern wurde zum Schluss viel Augenmaß bewiesen.“ Auch der Umweltausschuss des Kreistages, der die Seesanierung aufgrund der öffentlich debattierten Probleme auf die Tagesordnung seiner jüngsten Sitzung hob, bescheinigte dem mittelmärkischen Umweltamt „korrektes Verhalten“. Das Agieren der Behörde, die vor allem die fragliche Entsorgung des Seeschlamms monierte und letztlich verbot, bewertet Axel Mueller als Vorsitzender des Umweltausschusses als „nachvollziehbar und gerechtfertigt“. Die Sanierung des Güterfelder Sees sei eine „schwierige Geschichte“ gewesen, weshalb es gut gewesen sei, dass ein solides mittelständisches Unternehmen den Auftrag erhielt, meint Tauber rückblickend. Immerhin sei das Budget knapp bemessen, der technische Aufwand hingegen immens gewesen. „Das hat nach einer Firma mit entsprechenden Ressourcen verlangt“, so Tauber. Und: „Wir haben eine Menge gelernt“, gesteht der Unternehmer. Auch für das Institut für angewandte Gewässerökologie aus Seddiner See, das als Projektbetreuer fungierte, sei die Sanierung aus wissenschaftlicher Sicht ein Gewinn und das Ergebnis eine Referenz für künftige Vorhaben. Bis auf die mitten auf dem Wasser installierte Schilfinsel und Neuanpflanzungen im Schilfgürtel wird sich ein sichtbarer Erfolg der Maßnahme erst im kommenden Jahr beweisen müssen. 35 000 Kubikmeter Schlamm sind entnommen und 352 000 Kubikmeter Wasser gereinigt worden, um die Sichttiefe und die Qualität des Sees zu verbessern. Um den See zum Mekka für Angler zu verhelfen, sind Zander, Hechte und Schleie eingesetzt worden. „Ich erwarte einen Erfolg der Maßnahme und sehe derzeit keine Anzeichen, dass es nicht so wäre“, meint Bürgermeister Gerhard Enser (CDU). Angesichts des jahrelangen Vorlaufs, den die Sanierung genommen hat, sei die Investition auch in Zeiten knapper Kassen gerechtfertigt, so der Bürgermeister. Zudem müsse die Seesanierung in die weiteren Bemühungen eingeordnet werden, die Güterfelde und die Region kulturhistorisch aufwerten sollen. Dazu zählen der Erhalt des Güterfelder Schlosses und die teilweise Rekonstruktion des Schlossparkes sowie die Anlage eines Radwegnetzes, das am Haussee vorbeiführt, der einst als Stätte des Götterkults der Slaven und Wenden hatte. Peter Könnicke

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