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Potsdam-Mittelmark: Weder Fisch noch Fleisch

Ernährungsforscher und Studenten haben die Qualität des Teltower Kita-Essens untersucht

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Ernährungsforscher und Studenten haben die Qualität des Teltower Kita-Essens untersucht Teltow - Weder Fisch noch Fleisch würde der Volksmund sagen. „60 bis 70 Prozent“ nennen es Ernährungsforscher. Und allgemein verständlich lässt sich sagen: Das Essen in Teltows Kindergärten ist weder gut noch schlecht. Eine Woche lang haben Studenten vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam unter Leitung ihres Professors Hans-Joachim Zunft das Mittagsmenü untersucht, das in die „Rappelkiste“, die Kita „Anne Frank“ und den Ruhlsdorfer Kindergarten von drei verschiendenen Caterern geliefert wird. „Die Qualität des Essens ist nicht schlecht“, fasst Zunft das Ergebnis zusammen, das jetzt in einem Abschlussbericht der Stadt übersandt wurde. Auslöser der Studie war bereits im Herbst 2002 eine Elterninitiative, die eine Qualitätsprüfung des Teltower Kita-Essens forderte. An einem Runden Tisch verabredeten Eltern, Vertreter der Stadt und der Kitas sowie die Caterer, dass unterschiedliche Versorgungslinien miteinander sowie mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung verglichen werden. Fünf Tage lang wurden im Juni 2003 Fischstäbchen, Hefeklöße, Makkaroni, Schweinebraten, Eierragout und Eintöpfe wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Nährwert, Aussehen, Geschmack, Geruch, Bissfestigkeit und Nachgeschmack wurden beurteilt. Im Durchschnitt bewerteten die angehenden Ernährungsforscher die Kost als mittelmäßig – zwischen 60 und 70 Prozent lag die Akzeptanz. Überhaupt nicht appetitlich erschien eine Lieferung Chilli con Carne, lediglich 37 Prozentpunkte bekam das Gericht, das der Caterer inzwischen vom Speiseplan gestrichen hat. Geschmeckt hat den Testern hingegen eine Portion Hefeklöße mit Waldbeerensoße: 80-prozentige Akzeptanz erfuhr die Speise. Untersucht wurde auch der technologische Ablauf bei den Caterern vor Ort – in Stahnsdorf, Werder und Dahlewitz. Da das Essen früh zubereitet wird, verursachen vor allem lange Standzeiten Qualitätseinbußen. Auch werden viele vorgefertigte Produkte verwendet, was die Attraktivität der Speisen mindert. Mit kleinen Zusätzen wie frischen Kräutern könnte etwas mehr fürs Auge getan werden, empfiehlt Zunft. Den Standzeiten, die Zunft „zum Teil bedenklich lang nennt“, ist auch ein Verlust wichtiger Inhaltsstoffe geschuldet. Bis zu 90 Prozent des Vitamin-C-Gehalts gehen von der Zubebreitung bis zum Kellenschlag am Kita-Tisch verloren. Erfreulich ist wiederum, dass der Fettgehalt der untersuchten Speisen gering war. Über die vereinbarten Aufgaben hinaus wurde in die Studie ein zusätzlicher Aspekt aufgenommen, nämlich die Erhebung der Ernährungssituation der teilnehmenden Kinder sowie die Messung von Körpergröße und -gewicht. Positives Ergebnis: Alle untersuchten Kinder sind gesund entwickelt, leiden weder an Über- noch an Untergewicht. Aus Protokollen, die einige Eltern zu den täglichen Essgewohnheiten ihrer Kinder anfertigten, ließ sich ableiten, dass der Bedarf an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen gedeckt wird. Allerdings, so die Studie, wird mit den Mittagsmahlzeiten nicht die notwendige Energiezufuhr bereitgestellt, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen wird. Das Mittag sollte bei Kindern 30 Prozent des täglichen Energiebedarfs decken. Auch die Kinder selbst konnten das bewerten, was sie täglich auf den Mittagstisch bekommen. Insgesamt bewerteten 81,7 Prozent der Kinder die Mahlzeiten mit „gut“ und 18,3 Prozent entschieden sich für „nicht gut“. Bei den Eltern konnte etwas weniger als die Hälfte der Befragten das Kita-Essen nicht einschätzen, 42,9 Prozent bewerteten es als „gut“ und 17,1 Prozent als „nicht gut“. Zunft, der viele Jahre am Institut für Ernährungsforschung Bergholz-Rehbrücke tätig war, betont, dass „eine erschöpfende Antwort auf alle gestellten Fragen nur auf Basis einer umfassenden, wissenschaftlichen sowie juristischen Anforderungen genügenden Untersuchung hätte gegeben werden können“. Dafür allerdings fehlten Zeit, Personal und Geld. Ein Fazit aus der Studie zieht der Teltower Stadtverordnete Eberhard Adenstedt, der sich selbst für die Untersuchung der Kita-Kost eingesetzt hat: „Die Qualität der Mahlzeiten kann durch Herstellung vor Ort, schonendere Zubereitung und kindgerechte Zusammensetzung erheblich verbessert werden.“ Stadt, Caterer und die Agendagruppe „Kitaernährung“ hätten verabredet, gemeinsam dieses Ziel zu erreichen. Für eine optimale Versorgung müsste man, so Adenstedt, „eine Küche in oder nahe Teltow finden und ein Konzept entwickeln, wie dort preiswert, kindgerecht und frisch gekocht wird“. Peter Könnicke

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