KulTOUR: Weg in die Wolken
Die Kulturscheune Kähnsdorf sieht sich dem Heimatlichen verpflichtetet. Das Ausstellungsjahr hat mit Kunst von Oma und Enkeltochter begonnen
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Seddiner See - Liebliche Landschaft mit Pferden und Eseln, eine Kirschbaum-Allee in baldiger Blüte, der alte Friedhof als Idylle am Hang, davor der mit moderner Skulptur geschmückte Eiszeitgarten zum Erklären der Vorzeit – Kähnsdorf, das uralte Fischerdorf am Seddiner See, ist jederzeit eines Abstechers wert. Besonders, wenn der Frühling die Triebe weckt, und damit jedes Bedürfnis nach Harmonie und Mehrung.
Kulturelles Zentrum dieser beinahe parkfreien Örtlichkeit ist das älteste Gemäuer im Ort, „Kulturscheune“ genannt. Als Veranstaltungs- und Ausstellungstreff besteht sie seit nunmehr 14 Jahren. Da kam so manches an den Tag, Schatten und Licht. Im treuen Glauben, dass Kultur auch das sei, was man von ihr hält, fühlen sich ihre ehrenamtlichen Betreiber mit ihren Veranstaltungsangeboten von Anfang an der Nähe verpflichtet, dem Heimatlichen.
Ausstellungen schildern quasi das Land vor der Tür, zu den Treffs und Geselligkeiten werden Künstler und Musikgruppen aus der Umgebung eingeladen, die von Monika Olias geleitete Arbeitsgruppe „Kunst am See“ ist ohnehin hier zu Hause. So schön kann man es vor der Haustür haben!
Dieses Jahr feiert man also den Vierzehnten, da fügt sich das Jahresprogramm ein. Im Mai stellt die Grundschule Wildenbruch die Ausstellung „Ein Sommernachtstraum“ vor, während „Kunst am See“ im Außenbereich kindshohe Kunstblumen zeigt, woran jetzt schon gebastelt wird. Ein Literaturnachmittag im Juni, die Sandbilder-Ausstellung Anfang September, dann der große Auftritt zum Museumstag am 24. Oktober gemeinsam mit den Kollegen vom Findlingsgarten, Perkussion, Lagerfeuer und Beelitzer „Samba-Fiber“ inklusive.
Kähnsdorfs Idyll ist immer eine Empfehlung für Jung und Alt. Dass Kunst tatsächlich kein Alter kenne, behaupten die Wilhelmshorster Künstlerin Annelie Dessombes, kürzlich erst in einer Wilhelmshorster Kollektivschau zu sehen, und ihre begabte Enkelin Pia Haase bei ihrer nunmehr zweiten Ausstellung in der Kulturscheune.
Die Großmama zeigt bewegte Landschaften, Pastellarbeiten, von denen manche mit einem roten Punkt bereits Kauf-Interesse signalisieren. Hohe Himmel teils in Aufruhr, Rapsgefilde, Wolkensturm in lieblicher Umgebung vielleicht kurz vor dem Ortseingang, Annelie Dessombes hält fest, was ihr in der Natur begegnet, und das ist sie, als „Weg in die Wolken“, wohl allemal selbst.
Pia Haase ist mit ihren 15 Jahren mit Tusche und Kreidezeichnungen unbedingt ein Talent. Mögen ihr manchmal („Wind im Haar“) dieselben auch mächtig zu Berge stehen, ihre Art hat etwas Nobles, etwas Durchdachtes. Da verlassen elf rote Schmetterlinge einen Mädchenkopf, fliegt notabene ein weißer Rabe im „Augenmerk“ herum, Verwurzeltes scheint wie ein Denkspiel zu sein, ein getuschter Porträtkopf (wie auch die versteckte Kirche im Winter) glänzt durch das, was die Hand weglassen wollte.
Und dann findet man im Flaschenwald gar noch ein paar Fischlein, die fröhlich in der Rotwein-Buddel schwimmen. Na, ob das etwa flossentragend kleine „Alkis“ sind? Wie immer auch, über so viel Fantasie und Geschick kann man sich einfach nur freuen!
Es stimmt also, dass Kunst kein Alter kennt! Vielleicht später weniger, früher mehr, wer weiß. Zu sehen, zu entdecken, zu ergründen ist das alles bis Anfang Mai. Wo? Na in der lieblichen Landschaft mit Pferden, die Kirschbaum-Allee entlang, bis zu dem Haus am See, der ältesten Kate im Ort. Da führt mancher Weg zu den Wolken. Gerold Paul
Bis zum 3. Mai, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr, Seddiner See/Kähnsdorf, Dorfstraße 15
Gerold Paul
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