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KulTOUR: Wege nach innen

Bilder von Oda Schielicke im Heimathaus Caputh

Stand:

Schwielowsee - Himmel und Menschen am Pfingstsonntag in und über Caputh. Fahrradscharen, Spaziererscharen, Autoscharen, da kam das eigene beräderte Blech kaum noch durch. Viel Betrieb auch am Heimathaus, es liegt ja sehr günstig. Hier hat es sich eingebürgert, dass der örtliche Heimatverein Besucher gegen eine kleinen Obolus zu einem Käffchen auf dem Hof einlädt, das Interieur in diesem historischen Schmuckstück ist ja genauso sehenswert wie die jeweils aktuelle Kunstausstellung im Hof samt Nebengelass dahinter. Das gehört hier eigentlich immer zusammen.

Diesmal lädt die Caputherin Oda Schielicke zu einem kleinen Streifzug durch ihr Schaffen der letzten Jahre ein, nicht unbedingt spektakulär, aber sehenswert, und vor allem interessant, denn die Malerin vom Caputher See oben auf’m Berg entdeckte dabei neue Wege. Mit zunehmender Reifung denkt „es“ einfach anders in einem drin, dann ist eine Blume nicht einfach mehr einfach eine schöne Pflanze, manch nahe und liebgewordene Landschaft spiegelt sich plötzlich als inneres Selbst, was wird dann wohl erst die Fähre samt Fährmann sein?

Kurz: Man hat in dieser Mini-Werkschau gerade bei den jüngeren Arbeiten immer wieder den Eindruck, als wollte (und sollte) die Malerin weniger „drauf“ als hinter die Dinge schauen. Deshalb ist manches Bild neueren Datums wie „Apfelkinder“ oder „Vogelliebe“ nicht nur im Titel ziemlich poetisch geworden, auch die Darstellungen selbst sind, vielleicht sogar zum Bildformat reziprok, an Ideenreichtum und somit an Tiefe gewachsen.

Ihre Lilien, Stockrosen und Rittersporne aus der Mitte des ersten Jahrzehnts sprechen noch eine andere Sprache. Energischer Strich, kräftige Farben, Leinwand und Öl. Oder das hiesige Schloss von der Seeseite aus, die Fähre am Fluss. Hier herrscht (noch) das Regiment der vorgestanzten Form, und das wiedererkennende „Aha, Caputh!“ macht manchen schon selig. Doch dann krabbeln da plötzlich per Glasplattendruck so rosa Käferchen ins Bild, Pusteblumen, klein wie sie sind, leben ihr Eigenleben, Konturen verschwimmen, Aquatinta-Effekte, teils zusätzlich koloriert, verändern die Sicht aufs Gewohnte. Oder schaffen sich ihre Realität fast noch einmal neu, wie bei den interessanten Drucken „Naturspiel“ und „Im Spiegel“, gleich am Eingang des Hofes zu sehen. So wird aus dem Abbilden der Natur allmählich ein Spiel mit ihr, wobei Frau Phantasia gelegentlich hilft.

Die Freiheit also nimmt zu: Jetzt wimmeln die Träume, Gesichter und Gesichte da und dort, manchmal ist es, als verzaubere die Natur sich dabei selbst, ihr Spezialgebiet. Ganz behutsam hat das Filigrane den Platz der Expression übernommen, das Feinere, Behütetwerdenwollendes, löst manche Außeneffekte mühelos ab. Ihr Weg führt also nach innen.

Schön zu sehen, wie ihr das Handzeichnen und Collagieren gelingt, wie Oberflächen durchdrungen werden; manchmal jedenfalls. Dass die alten Großformate in der ehemaligen Waschküche dabei denkbar ungünstig hängen, ließ sich wahrscheinlich kaum verhindern, oder man hätte anders auswählen müssen. Viel Großes also im Kleinen jetzt im Heimathaus, auch für die eifrigen Touris am Festtag, Pfingsten gehört ja bekanntlich auch sonst zur Kultur, noch jedenfalls.

Derzeit bereitet sich die Caputher Mal- und Kunstszene auf ihr nächstes Ereignis vor. Unter dem Titel „Spontane Malerei“ wird Altmeister Walter Bier ab 2. Juni in der örtlichen „Galerie Bärbel Krause“ Beispiele einer alten, von ihm neu belebten Maltechnik vorstellen. Vor Ort spricht man schon jetzt von einer Sensation. Gerold Paul

Die Ausstellung im Heimathaus, Krughof 28, ist noch bis 23. Juni, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr, zu sehen.

Gerold Paul

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