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Potsdam-Mittelmark: Weibliches Gespür

Beelitzer Forum über Chancen und Barrieren für Frauen in der Politik

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Potsdam-Mittelmark - „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.“ So sah das zumindest die britische Premierministerin Margaret Thatcher und brachte mit ihren Reformen die britische Volkswirtschaft auf Vordermann. Ihre These haben sich nun auch mittelmärkische Politikerinnen auf die Agenda geschrieben und jüngst im Beelitzer Ratssaal ein Treffen organisiert. Für die bevorstehenden Kommunalwahlen im September wollen sie mehr Frauen auf die Listen bringen.

„Frauen haben ein anderes Gespür, an Sachen heranzugehen“, betonte Initiatorin Elke Seidel, die für die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung und im Kreistag arbeitet. Außerdem wäre es wichtig, die Interessen der Frauen besser zu vertreten. Dringend notwendig seien in Beelitz beispielsweise Maßnahmen zur Barrierefreiheit für Frauen mit Kinderwagen. Ebenso fordert die Grünen-Politikerin mehr Sicherheit auf Schulwegen und Spielplätzen.

Die Stimmung in Beelitz ist unterdessen gespalten: Seidel und die mittelmärkische Gleichstellungsbeauftragte Ines-Angelika Lübbe sind sich einig, dass mehr Frauen in der Politik gebraucht werden – doch oft seien sie schwer zu mobilisieren. „Mich stört die Meinung, man könne sowieso nichts ändern, die sich im Kopf vieler verfestigt hat“, kritisierte Seidel. So verharre auch eine schweigende Mehrheit der Beelitzerinnen aus diesem Grund schlichtweg in politischer Enthaltsamkeit.

Lübbe konkretisierte: „Wenn man die Frauen anspricht, hört man oft die üblichen Vorwände: Beruf, Kinder, der Ehemann, ein fehlendes Auto und der Sportverein.“ Als Gleichstellungsbeauftragte könne sie die Sorgen der Frauen verstehen. Sie weiß, dass Frauen häufig einer hohen Belastung ausgesetzt seien und oftmals wenig Respekt für ihre Arbeit erhielten. Deshalb fordert sie die Frauen auf, sich von Bevormundung und Einschränkungen zu emanzipieren: „Die Frauen sollen sich selbst besser wertschätzen und ihre Anliegen durchsetzen.“

Um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und politischem Engagement zu erreichen, wollen die Frauen nach der Kommunalwahl um die Kostenübernahme für einen Babysitter zum Beispiel für Beelitzer Stadtverordnete kämpfen. Bisher erhalten Stadtverordnete eine Pauschale, die entsprechend ihrer Anwesenheit bei den Sitzungen gezahlt wird. „Im Sinne der Gleichberechtigung soll gewährleistet sein, dass jede Frau sich politisch einbringen kann – unabhängig, ob sie Mutter ist, oder nicht", erklärte Seidel.

Damit mehr Frauen für bei der Kommunalwahl im September kandidieren, müssen Seidel und Lübbe allerdings noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Bis zum 21. August wollen sie es schaffen, mehr Frauen zu motivieren. Dann nämlich ist Stichtag – und die Listen für die Wahl müssen abgegeben werden.

Carina Körner

Carina Körner

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